Bis ans Ende der Welt
abkürzt.«
Kristine musste lachen.
Pam fragte: »Und du? Willst du auch Kinder?«
»Das hat Zeit.«
»Findet John auch. Aber sein Vater hätte gerne, dass wir sofort heiraten und Enkel produzieren, mindestens fünf. Er hat mich ins Herz geschlossen, ich weiß manchmal nicht, wer mich mehr liebt: er oder John.«
»Und warum heiratet ihr nicht?«
»John studiert noch. Er muss erst eigenes Geld verdienen.«
»Das ist eine Ausrede.«
»Kann sein.« Pam seufzte. »Aber eigentlich war ich diejenige, die darauf bestanden hat. Ich heirate ihn erst, wenn er das Studium abgeschlossen hat. Bei seinem Fleiß habe ich noch ungefähr zehn Jahre Bedenkzeit. Wenn er es nicht schafft, kann ich mir einen anderen suchen. Falls doch, habe ich einen Ingenieur als Mann.«
»Klingt, als ob nichts schief gehen könnte.«
»Ich werde mir aber keinen anderen suchen. Das könnte ich seinem Vater nicht antun.«
»Und warum bist du dann alleine in den Urlaub?«
»Warum, warum. Du fängst schon an wie Helge. Weil John arbeiten muss, darum.«
Im Bus unterbrach Helge kurz Hildas Belagerung und erstattete Bericht: »Sie hat ein halbes Jahr Zeit und will noch nach Indonesien, Malaysia, Thailand und Kambodscha. Ihre Eltern glauben, dass sie nach Neuseeland weiterfährt, sonst hätten sie ihr kein Geld gegeben.«
Helge entdeckte, dass Hilda mit einem anderen sprach, und machte kehrt. »Alles Weitere später.«
Miriam sah ihm nach. »Irgendwie muss sie zu Wort gekommen sein.«
Ralf sah aus dem Fenster. »Sag mal, wo fahren wir eigentlich hin?«
»Wir steigen in Port Macquarie aus und schauen, ob Kristine da ist.«
»Warum da? Hast du ihr das empfohlen?«
»Nein. Aber es ist der nächste Ferienort an der Küste, der von Sydney aus an einem Tag zu machen ist. Wir kommen am Abend an und können die Backpackers abklappern. Wenn Kristine nicht da ist, fahren wir morgen weiter nach Byron Bay und schauen dort. Okay?«
»Okay.« Ralf sah wieder zum Fenster hinaus: Bisher dachte er immer, Australien sei flach, aber hier gab es ziemlich viele Berge.
Helge kam, um Kekse aus seinem Rucksack zu holen. »Hilda kann Karate«, erzählte er, als ob sie ihm gerade den Sinn des Lebens offenbart hätte, »und sie hat ein Tränengasspray.«
Als er weg war, sagte Miriam: »Was sollte uns das sagen? Dass sie ihn gezwungen hat, die Kekse rauszurücken? Männer beim Aufreißen finde ich einfach peinlich. An Hildas Stelle käme ich mir ziemlich bescheuert vor. In einer Tour turnt er um sie rum.«
»Das ist so, weil Männer es nötiger haben. Frauen muss man immer überreden.«
Miriam sah ihn erstaunt an. »Ach, spricht da der Experte? Woher willst du das eigentlich wissen - ich dachte, du hattest vor Kristine keine Freundin?«
Ralf dachte an die Testfrage mit dem See - konsequent bleiben.
»Keine längere Beziehung, habe ich gesagt. Klar war da immer wieder mal was. Lässt sich ja kaum vermeiden.«
»Du bist mit ihnen für eine Nacht ins Bett - und tschüss? Kann ich mir irgendwie schlecht vorstellen.«
»Oder im Auto auf den Liegesitzen.« Das hatte er im Playboy gelesen.
»Du hast doch gar kein Auto!«
Oh verdammt, er hatte Miriam ja von dem Fußmarsch zu Kristines Wohnung erzählt.
»Hat mir ein Kumpel geliehen.«
»Aha. Und wie hast du die Mädchen überzeugt?«
»Überzeugt?«
»Na, du hast doch gesagt, dass Frauen immer überredet werden müssen.«
»Mein Geheimnis. Wenn du es erfahren willst, musst du es drauf ankommen lassen.« Ralf legte ein breites Grinsen auf und hoffte, das Thema wäre erledigt.
»Kannst du deiner Friseuse erzählen. In der Single-Sauna legst du sie bestimmt auch reihenweise flach.«
»In der Sauna?«
Für Ralfs Begriffe war es da für so was zu heiß, aber bevor er etwas in der Art sagen konnte, kam Helge - er brauchte sein Notizbuch.
»Hilda spricht sehr gut Deutsch. Ich lese ihr mein Gedicht vor.«
Miriam und Ralf bekundeten einmütig, das sei eine glänzende Idee. Dann zog Miriam aus dem Rucksack die alternative Stadtzeitung, die sie aus dem Tattoo-Studio mitgenommen hatte - und las ihr Horoskop.
»Und, was sagen die Sterne?«, fragte Ralf.
»Da steht: ›Dein Leben ändert sich nicht von allein - du musst was dafür tun.‹ Ach, das passt nicht auf mich, mein Leben ändert sich gerade mehr, als mir lieb ist. Ralf, willst du dein Horoskop hören?«
Ralf wollte - es war sowieso nicht zu vermeiden. »Lass hören.«
»›Dein Temperament steht dir immer wieder im Weg. Lenke es in die richtigen
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