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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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Bahnen.‹«
    Hoppla. War mit dem Temperament der Kuss gemeint? In der richtigen Bahn wäre er für Kristine gewesen, nicht für Miriam, das ergab Sinn. Ralf war kurz davor, Horoskope für doch nicht so doof zu halten, als ihm einfiel, dass Miriam Stier vorgelesen hatte. Astrologie - Blödsinn, logisch. Besonders Zeitungshoroskope waren nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden. Aber er hätte doch gerne gewusst, was unter Waage stand.

    »›Du weißt mehr, als du weißt! Und das wird schon bald schmerzhaft spürbar werden.‹« Pam hatte aus dem Backpacker eine Stadtzeitung mit an den Strand genommen und laut ihr Horoskop gelesen. Sie fragte Kristine: »Was soll das denn bedeuten?«
    »Du hast geheime Wünsche«, sagte Kristine. »Erforsche dein Unterbewusstsein.«
    »Und wie soll das gehen?«
    Kristine zuckte mit den Achseln. »Du musst irgendwas ausprobieren, was du dich bisher nicht getraut hast. Zum Beispiel Bungeespringen.«
    »Klar. Und wenn ich mir in die Hosen mach, weiß ich, das war’s leider nicht.«
    »Das ist das Risiko. Welches Sternzeichen bist du?«
    »Waage.«
    »Wie mein Freund. Der sollte mal zum Bungee, einen Tritt in den Hintern könnte er gebrauchen.« Kristine linste in die Zeitung und suchte nach ihrem Sternzeichen. »Was steht eigentlich bei mir? Ich bin Löwe.«
    »›Benutz deine Krallen und kratz den Lack ab! Unter der Oberfläche sieht die Welt anders aus.‹«
    Damit konnte Kristine nichts anfangen, also fragte sie sich, was Ralf mehr wissen konnte, als er wusste. Und wie sollte ihm das »schmerzhaft spürbar« werden? Dieses Horoskop war Quatsch - hatte sich wahrscheinlich die Sekretärin beim Nägellackieren ausgedacht.
    Kristine nahm sich einen anderen Teil der Zeitung und las »personal romantic ads«. Eine ging übers Beißen, eine andere betraf Lederallergie. Sie fragte: »Hast du es schon mal in Leder gemacht? Oder mit Handschellen?«
    »Nein.« Pam kicherte. »Wenn ich mir John in Leder vorstelle - oder mit Peitsche - ich glaube, ich würde lachen.«
    »Beißt du ihn?«
    »Nein.«
    »Beißt er?«
    »Auch nicht. Sag mal, bin ich die einzige Frau auf der Erde, die weder Leder, Peitschen noch Handschellen benutzt und in Vegemite -Brote statt Männer beißt?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Kristine. »Hör dir das mal an: ›Du kriegst, was du verdienst. Sklavin gesucht für S&M.‹ Das steht unter ›Romantik‹.«
    Pam rutschte zu Kristine und beugte sich über die Seite. »Das ist auch nicht romantischer: ›Akademiker, Ende dreißig, Nichtraucher, mag vegetarisches Essen, Sport, Kino und sucht Frau (bis 35) für ernsthafte Beziehung.«
    »Das hier gefällt mir: ›Graue Augen suchen Farbe. Du bist männlich, bis 30, ich bin es auch.‹ Oh, das war die Sparte ›Er sucht Ihn‹.«
    »Willst du auf eine Anzeige antworten?«, fragte Pam.
    »Das fehlte noch. Ich brauche doch keine Kontaktanzeige, um einen Mann kennen zu lernen.«
    Ihr fiel auf, dass viel mehr Männer Partner suchten als Frauen. Pam erklärte, Männer hätten es einfach nötiger.
    »Woher weißt du das so genau? Ich dachte, John ist dein erster Freund?«
    »Der erste richtige. Da war schon mal was vorher - so ab und zu, ist ja normal.«
    Kristine sah sie zweifelnd an, Pam redete hastig weiter.
    »Das kannst du schon bei den Tieren sehen: Die Männchen kämpfen und buhlen, sie bedrängen die Weibchen auf Schritt und Tritt und warten auf einen schwachen Moment. Die Weibchen wollen eigentlich gar nicht, weil sie wissen, dass sie hinterher die Scherereien haben. Das hat die Natur so eingerichtet.«
    »Aber warum? Wenn es darum geht, viele Nachkommen zu produzieren, wäre es doch vernünftiger von der Natur, wenn die Weibchen den starken Trieb hätten.«
    »Hm, stimmt eigentlich.«
    »Ich glaube nicht, dass Männer es so viel nötiger haben. Sie geben nur gerne damit an.«

    »Das Spray hat mir das Leben gerettet, das könnt ihr mir glauben!«
    Ralf war im Bus nach vorne zu Helge gegangen und hörte Hildas Erzählungen zu. Offenbar hatte sie im Hafen von Melbourne zwei aufdringliche Matrosen mit Tränengas schachmatt gesetzt. Helge fragte, ob da nicht Karate genügt hätte.
    Hilda schüttelte den Kopf. »Nicht bei Matrosen. Ich komme aus Rotterdam, ich kenne mich aus.«
    Helge sah sie ehrfürchtig an.
    Auch Ralf fand das interessant. »Hat dir jemand geholfen?«, fragte er.
    »Es war niemand da, ziemlich düstere Ecke. Aber ich musste da vorbei zu meinem Backpacker.«
    »Kann ich mal sehen?«
    »Klar.«

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