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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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Vielleicht sind auch Babys dabei, die keine Mutter mehr haben. Magst du Oliven?« Sie hielt ein Glas grüne Oliven hoch.
    »Nein.«
    »Knoblauch?«
    »Auch nicht.«
    Baby-Koalas! Ralf sagte lieber nichts. Er fragte: »Siehst du irgendwo Wein?«
    »Gibt’s nur im Bottleshop.«
    »Hm, stimmt. Was ist mit Hackfleisch für die Soße?«
    »Hilda ist Vegetarierin, Dummie.«
    Ralf bemerkte, dass sie sowohl Oliven als auch Knoblauch eingepackt hatte. »Sag mal, warum fragst du mich eigentlich, wenn du das Zeug dann doch mitnimmst?«
    »Du kriegst eine Extrasoße.«
    Wieso eine Extrasoße - war er unnormal? Zu Hause hatte es nie Knoblauch oder Oliven in der Tomatensoße gegeben.
    Sie suchten den Strand und ein paar Cafés nach Kristine ab und fanden dabei einen Bottleshop. Als Miriam noch im Restaurant Sun Hing nachsehen wollte, streikte Ralf.
    »Können wir nicht zurückgehen? Ich hab Hunger.«
    »Lass uns schnell noch da nachschauen, Kristine mag chinesisch.«
    »Da ist sie nicht. Und diese Tüte ist verdammt schwer.« Ralf hatte nach dem Einkauf angeboten, die Tüte zu tragen.
    »Deine Liebe muss phänomenal sein. Komm, gib mir die Tüte.«
    Natürlich gab Ralf die Tüte nicht her und schleppte sie den Rest des Weges, ohne mit der Wimper zu zucken. Seine Liebe war grenzenlos! Er fühlte eben, dass Kristine nicht in dem Restaurant war, und wie sich herausstellte, hatte er Recht.

    Als sie zurückkamen, fanden sie Hilda und Helge knutschend auf dem unteren Stockbett. Miriam schien nicht weiter überrascht. Sie teilte die zwei zum Zwiebelschneiden in der Küche ein und forderte Geld für den Einkauf. Hilda behauptete, sie habe ihres tief im Rucksack versteckt, aber sie musste gar nicht zu Ende sprechen, da hatte Helge schon für sie bezahlt. In Helges Gesicht stand ein Dauerlächeln, das anhielt, bis er bei Tisch die Oliven auf seinem Teller sah. Er sortierte sie fein säuberlich aus der Soße. Für die zweite Portion Spagetti fragte er: »Ralf, kann ich was von deiner Soße haben?«
    Ralf wollte eigentlich nichts abgeben, denn er hatte Mordshunger und nichts hasste er wie Spagetti mit zu wenig Soße. Andererseits war die Sache mit der Extrasoße unangenehm: War doch egal, was auf dem Tisch stand, Hauptsache viel. Und wenn Helge so ein Muttersöhnchen war, dass er nicht mal ein paar Oliven vertragen konnte, sollte er die Extrasoße haben.
    »Klar, nimm nur. Lasst mal eure Soße probieren.«
    Miriam sah ihn an. »Ich dachte, Monsieur mögen keinen Knoblauch und keine Oliven?«
    »Ich krieg’s schon runter.« Er lächelte in Richtung Hilda, sie lächelte zurück.

    Ralf hatte darauf geachtet, mit dem Soßenlöffel so wenig Oliven wie möglich zu erwischen. Zum Schlucken waren sie zu groß, also kaute er sie ab, cool natürlich. Zum Abspülen meldete er sich freiwillig. Hilda übernahm das Abtrocknen.
    »Du bist knapp bei Kasse, oder?«, fragte sie ihn, während er ihr einen Teller reichte.
    »Ja.«
    »Ich auch, denk dir nichts. Geld ist nicht das Wichtigste im Leben.« Sie fuhr sanft mit dem Geschirrtuch über den Teller, fast streichelte sie ihn.
    »Sondern?«
    »Freundschaft. Liebe. Das ist wichtig.« Als Ralf ihr den nächsten Teller reichte, sah sie ihm in die Augen und fragte: »Ist Miriam deine Freundin?«
    »Nein, nur ein Kumpel.« Ralf überlegte, ob er Kristine erwähnen sollte - aber warum Hilda irgendwelche Geschichten von Leuten erzählen, die sie nicht kannte.
    Sie sah ihn an und sagte bewundernd: »Du bist schon braun. Bei meiner Haut muss ich immer total aufpassen, ich krieg ganz leicht Sonnenbrand.«
    Wie verletzlich, dachte Ralf - und wie schön: glatte blonde Haare bis zu den Schultern, volle Lippen, große Augen.
    »Wie läuft’s so mit Helge?«, fragte er.
    »Er ist sehr nett. Und ich fürchte, er hat sich in mich verknallt.«
    »Warum fürchtest du?«
    »Weil ich nicht in ihn verliebt bin.« Wie ein Neugeborenes bettete sie den Teller auf das Geschirrtuch. »Ich mag ihn, klar, aber es geht nicht tiefer.«
    Wie - nicht verliebt, aber mit ihm rumgeknutscht? Es genügte offenbar, dass sie ihn mochte. Und sie schien auch Ralf zu mögen. Er blickte sie verstohlen an, während sie den nächsten Teller liebkoste. Unter dem T-Shirt ließen sich hübsche kleine Brüste erahnen.
    »In Holland ist mir ein Modelvertrag angeboten worden«, sagte sie beiläufig, »hab ich abgelehnt. Ich will studieren, mich weiterentwickeln. Mein IQ liegt bei 150. Aufs Geld kommt’s mir nicht an.«
    Ralf war beeindruckt: jung,

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