Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
Vom Netzwerk:
Hilda kramte das Fläschchen aus ihrem Rucksack. »Halte es weit weg, wenn du draufdrückst. Sonst brennt es wie die Hölle.«
    Während Ralf das Spray betrachtete und nachdachte, wie die Wirkung sein mochte, bot Helge eine Runde Kekse an, Hilda griff zu. Das Fläschchen war aus Plastik, schwarz mit rotem Deckel, in großer weißer Schrift stand »K.o.« darauf. Ralf legte das Spray zurück und nahm sich einen Keks.
    »Woher hast du das Ding eigentlich?«, fragte er.
    »Hat mir mein Vater aus Deutschland mitgebracht, weil er Angst um mich hat.« Beiläufig ergänzte sie: »Anscheinend berechtigt.«
    »Braucht man dafür einen Waffenschein?«
    »Eben nicht. Er hat das Spray bei Tchibo gekauft.«
    »Bei Tchibo ?«
    »Hmh. Letztes Jahr hätte ich die Kekse nicht gegessen«, sagte sie kauend, »da war ich noch Veganerin. In den Keksen ist Molkepulver.«
    »Veganerin?« Für Ralf klang das wie »außerirdisch« oder so.
    »Ja. Veganer sind Vegetarier, die keinerlei Tierprodukte essen, also auch keine Butter oder Käse. Aus Protest gegen die Massentierhaltung und so. Ich hab’s aber nicht durchgehalten. Heute esse ich alles, was keine Augen hat.«
    »Eier sind erlaubt?«
    »Ja.«
    »Muscheln?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber Augen haben sie eigentlich nicht.«
    »Ein Steak hat auch keine Augen.« Miriam stand plötzlich hinter ihnen, sie klang leicht genervt. »Helge - Ralf und ich steigen in Port Macquarie aus. Kommst du mit?«
    »Ich, äh, weiß nicht.« Helge sah zu Hilda hinüber. »Was ist mit dir?«
    Hilda zögerte.
    »Ach, komm doch«, forderte Ralf sie auf, was ihm einen durchdringenden Blick von Miriam eintrug.
    »Gut«, antwortete Hilda, »ist es da schön?«
    »Da ist es toll«, antwortete Helge und strahlte - bis ihm offenbar einfiel, dass er ja keine Ahnung hatte, was in Port Macquarie eigentlich geboten wurde.

11.
    Kristine wollte eigentlich nicht noch mal ins Bondi Beach Hotel . Aber als Pam von den Pool-Tischen hörte, war sie nicht zu bremsen.
    »Ich bin wirklich gut, ich bring dir was bei. Oder hast du Angst, du triffst den Typen wieder?«
    Paul und Robert waren wahrscheinlich schon abgereist, und selbst wenn nicht, würden sie doch nicht jeden Abend im Hotel herumhängen.
    »Okay, zeig mir deine Pool-Künste.«
    Pam verbrachte eine halbe Stunde vor dem Spiegel und zog sich zweimal um. Sie fragte, was Kristine alles mitnahm. Als sie die Kondome sah, wollte sie auch eins »für alle Fälle«. Kristine gab ihr zwei aus der Packung, sie hießen Schachmatt und waren alabasterfarben. Pam wollte die Bedienungsanleitung lesen.
    »Hast du noch nie ein Kondom benutzt?«
    »Nein, nie. John mag die Dinger nicht. Ich nehm die Pille.« Pam begann zu lesen, protestierte aber gleich: »Das ist ja fast alles japanisch.«
    »Dreh den Zettel um.«
    Auf der Rückseite war unter »Richtiger und falscher Umgang mit Kondomen« die Bitte abgedruckt: »Schicken Sie gebrauchte Kondome nicht an den Hersteller zurück.«
    »Wer macht denn so was?«, fragte Pam.
    Kristine lachte. »Weiß ich nicht, vielleicht Japaner.«

    Das Beachside Backpacker in Port Macquarie hatte einen Nachteil: Es waren nur drei Betten frei. Der Besitzer machte ein Angebot: Einer der vier könnte zum halben Preis auf einer Liege in der Küche übernachten.
    »Ralfi«, bestimmte Miriam, »der hat kein Geld.«
    Widerstand war zwecklos, sie hatte Recht.
    Während Miriam und Ralf einkaufen gingen, blieben Helge und Hilda im Backpacker: Helge war noch nicht dazu gekommen, sein Meerjungfrauengedicht vorzutragen. Miriam hatte vorgeschlagen, Spagetti zu kochen. Ralf setzte auch Kuchen und Rotwein auf die Einkaufsliste, er hatte die letzten beiden Nächte schlecht geschlafen und Miriams Kombination hatte sich als Anti-Jetlag-Wundermittel bewährt. Pandan-Kuchen gab es in dem kleinen Supermarkt nicht, dafür einen abgepackten, fettigen Fruchtkuchen, der für die nächsten Tage reichen würde.
    »Morgen gehe ich zur Koala-Krankenstation«, erklärte Miriam, während sie durch den Laden schlenderte. Sie nahm zwei Zwiebeln.
    »Wohin?«
    Miriam zeigte es ihm im Tourismusprospekt der Stadt. »Es gibt in der Nähe zwei Parks, in denen man Koalas sehen kann. Dafür haben wir leider keine Zeit. Es reicht aber für einen Besuch in der Lord Street, da werden kranke Koalas gepflegt. Viele wuschlig süße Koalas auf einem Haufen.«
    Meine Güte, dachte Ralf. »Was ist mit denen? Sind die krank oder vom Auto angefahren oder was?«
    »Weiß ich nicht.

Weitere Kostenlose Bücher