Bis ans Ende der Welt
was bist du eigentlich schon wieder so müde? Hast du nicht schlafen können?«
Oh Gott, das würde sie nie schaffen. Kristine lag auf Marcs Surfbrett und versuchte aufzustehen. Das war seine Aufgabe an sie, bevor er Essen holen gegangen war. Sie hatte es nicht mal in die Knie geschafft, obwohl Marc schon eine Viertelstunde weg war. Jedes Mal wenn sie auf das Brett gekrabbelt war, kam ein Brecher und warf sie runter. Im knietiefen Wasser kam sie leichter auf das Brett, aber Sog und Wellen machten es fast unmöglich, sich auch nur draufzusetzen. Nach einer halben Stunde hatte sie herausgefunden, dass es leichter war, das Gleichgewicht zu halten, wenn das Brett Fahrt hatte, logisch eigentlich, wie beim Radfahren. Sie schaffte es in die Knie, aber als sie in die Hocke wollte, glitt das Brett weg und einmal mehr landete sie im Wasser.
»Kristine! Komm!«
Marc winkte vom Strand aus mit etwas in der Hand, was sich an Land als Pappschale herausstellte.
»Vegie curry. Für dich.«
»Oh, danke.« Kristine hatte Hunger bekommen. Während sie Reis und Gemüse löffelte, erklärte Marc:
»Hast du verdient. Ich hab anfangs zugeschaut und mir gesagt: Wenn sie zehn Minuten durchhält, bring ich ihr was zu essen mit. Schmeckt’s?«
Kristine nickte, weil sie den Mund voll hatte.
»Hilda hat vorn im Bus Miguel, einen Spanier, kennen gelernt und der will in Surfers Paradise raus. Da ist offenbar immer was los, in einer Diskothek gibt es sogar Sklavenauktionen«, sagte Ralf.
»Wie sieht er aus?«, fragte Miriam.
»Miguel? Groß, eher ein dunkler Typ, so mit Dreitagebart.«
»Sieht er gut aus?«
»Weiß ich nicht.«
»Ralfi, bitte.«
»Na ja, würde ich schon sagen.«
»Armer Helge.«
»Du hast keine sehr hohe Meinung von Hilda.«
»Geht so.«
»Steigen wir auch aus?«
»Sag mal: Willst du surfen oder deine Freundin suchen?«
»Das heißt ›nein‹?«
Miriam runzelte die Stirn. »Ich fahre bis Brisbane. Steig aus, wenn du willst.«
Nachdem sich Ralf von den anderen verabschiedet hatte und der Bus weiterfuhr, setzte er sich wieder zu Miriam.
Sie tat überrascht. »Du bist ja noch da.«
Ralf sah sie an, sagte aber nichts.
»Übrigens gut, dass Helge ausgestiegen ist. So kannst du endlich eine schwere Schuld begleichen, die dir aufs Gewissen drückt.«
»Was?«
»Morgen wirst du den Diener-Tag einlösen.«
»Verdammt, den hatte ich schon vergessen.«
»Sei froh, dass wir nicht um einen Tag Sklave gewettet haben.«
»Wo liegt da der Unterschied?«
»Kannst du dich an die drei Einschränkungen für Diener erinnern? Sie müssen nichts Strafbares tun, nichts Gefährliches oder was wehtut, nichts, was Geld kostet. Bei Sklaven gilt nur noch die letzte Einschränkung.«
»Als Sklave muss ich eine Bank überfallen, wenn du es befiehlst?«
»Klar - ich bin deine Gebieterin. Wenn du geschnappt wirst, muss ich mit in den Knast, wegen Anstiftung. Besser sind irgendwelche Perversionen. Wenn du einen Befehl verweigerst, setzt es die Peitsche.«
»Perversionen? Was für Perversionen?«
»Na alles, was pervers ist, natürlich.«
»Abartiger Sex zum Beispiel?«
»Zum Beispiel.«
»Du hast doch gesagt, du bist nicht pervers.«
»Für dich würde ich eine Ausnahme machen.« Sie kicherte. »Ein Hundehalsband würde dir gut stehen, finde ich.«
Das Thema war nicht uninteressant, auch wenn sich Ralf nur schwer mit Halsband vorstellen konnte. »Hast du das mal gemacht?«
»Was, Sklavin oder Domina?«
»Egal, eins von beiden.«
Miriam überlegte. »Tut mir Leid, darüber gebe ich keine Auskunft.«
Oh Mann, was zog sie hier für eine Show ab! Allerdings hatte sie ihn schon einige Male verblüfft.
»Ha, ich glaub kein Wort. Kannst du deinem Friseur erzählen.«
Miriam zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster. »Ich sag nur so viel: Die Sklavenauktionen in Surfers sind völlig harmlos...«
»Gern. Werden heute wieder Sklaven versteigert?«
Marc hatte gefragt, ob er Kristine später ein bisschen das Nachtleben zeigen solle. Es ging auf den Abend zu, weite Teile des Strandes lagen schon im Schatten der Hochhäuser.
»Nein, im Cocktails & Dreams ist heute Toga-Party, nicht so spannend. Aber wir können woanders hingehen, zum Beispiel eine Live-Band anhören.«
»Okay.«
»Schwimm noch mal raus und zeig mir, was du gelernt hast, dann machen wir Schluss für heute.«
Kristine schnappte sich das Brett. Falls es um einiges früher zurückkommen sollte als sie, na und? Sie hatte das Gefühl, dass es bei Marc
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