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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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tröstende Worte, Marc lächelte mannhaft, es schien ihm nichts auszumachen. Als sie gingen, legte er seinen Arm um ihre Hüfte und raunte: »Für den Rest der Nacht müssen wir uns etwas einfallen lassen, was kein Geld kostet.«
    Kristine hatte die Idee hinter der Casino-Regel schon kapiert. Sie lachte, Männer brauchten die Illusion der Jagd, auch wenn sie die Beute waren. Aber sollte sie wirklich? Pam müsste mit Marc Betten tauschen.
    Marc ließ den Taxifahrer am Strand halten, er wollte noch ein bisschen spazieren gehen. Als sie an der Promenade entlanggingen, blickte Kristine auf den sternenklaren Himmel und seufzte.
    »Was ist?«, fragte Marc.
    »In meiner Bude zu Hause habe ich eine kleine Sternwarte. Es wäre schön, jetzt die Sterne mit meinem Fernrohr zu beobachten.«
    Wie mit Ralf. In der Abschiedsnacht war das ziemlich kuschlig gewesen: ein Kuss, ein Stern, ein Kuss... Tja, im Moment war er nun mal nicht da.
    Marc wählte einen Umweg weiter an der Strandpromenade entlang. Kristine tat, als merkte sie nichts. Als er mal musste, entschuldigte er sich und ging Richtung Meer zu einer dunklen Stelle.
    Kristine mochte es nicht, wenn Männer ihre Umwelt als Toilette benutzten, aber was sollte sie machen - Erziehungsversuche lohnten sich erst, sobald man sich endgültig auf ein Exemplar festlegte. Was so durch die Dunkelheit zu erkennen war, hatte sich Marc einen schlechten Platz ausgesucht: Ein paar Meter daneben lag ein Pärchen und rauchte. Marc sagte etwas zu den beiden, was, konnte sie nicht verstehen, aber freundlich klang es nicht.
    Vor ihr auf der Promenade sah sich noch jemand die Szene an. Oh, der kam ihr bekannt vor, es war Helge! Jetzt hatte er sie auch erkannt und kam auf sie zu. Scheiße, hoffentlich brauchte Marc nicht lange.
    »Kristine! Was für ein irrer Zufall, dich hier zu treffen. Das - das muss Fügung sein.«
    Kristine lachte. »Fügung?«
    »Na, weil wir uns hier und jetzt wiedersehen, als ich gerade dein Gedicht fertig geschrieben habe. Und du hast das Kleid an.«
    Ach, das Kleid, ja, und das Gedicht, das er für sie schreiben wollte, Kristine erinnerte sich. Da Marc jede Sekunde zurück sein musste und sie Helge dann los sein würde, konnte sie es ja mal anhören. Sie hätte es ungern zugegeben, aber sie war tatsächlich ein wenig neugierig darauf. Danach würde sie Helge aus ihrem Leben tilgen wie einen Pickel.
    »Schön, lass hören.«
    »Die letzte Strophe habe ich wirklich gerade erst fertig! Pass auf:
    Sie schwimmt pfeilschnell wie ein Delfin
Gebieterin der Fische Schwärme
des Meeres stolze Königin
doch sehnt sie sich nach Herzenswärme.

    Sobald der Tag sich schlafen legt
stimmt sie ein Lied an für die Nacht
durch ihre Melodie erregt
ein Junge lauscht der Töne Pracht.

    »Bleib bei mir, schöne Frau der See«
lautet des jungen Mannes Flehen
»und wenn du gehst, so sag es jäh
gibt es für uns kein Wiedersehen?«

    »In meine Welt zurück ich muss
das tiefe Blau hält mich umschlungen
schenk mir zum Abschied einen Kuss
so bleiben uns Erinnerungen.«

    Flammen der Lust ergreifen ihn
doch als der Kuss am schönsten war
fasst eine Woge sie dahin
und sie ist fort für immerdar.«
»Woanders hingehen zum Pissen - die haben einen leichten Schlag. Sollen sie doch woanders hingehen zum Kiffen. Das ist mein Strand, ich verbringe meine Ferien immer hier.« Marc warf noch einen Blick über die Schulter und fragte dann: »Und was will der hier?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Kristine und drehte sich zu Helge um. »Sag mal, das ist ja nett, aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich stell mir dich als die Meerjungfrau vor.«
    »Und du bist der Junge?«
    »Wenn ich’s wäre, bekäme ich dann einen Kuss?«
    Marc baute sich vor Helge auf. »Hör mal, Freundchen, verdrück dich, dann gibt’s keinen Ärger.«
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schob Marc Helge beiseite. Der ließ sich das nicht gefallen, und gerade als Marc einen Griff ansetzte, tauchte hinter ihm ein Pärchen auf, das Marc offenbar beim Kiffen gestört hatte. Das Mädchen hielt irgendwas in der Hand, sie forderte: »He, lass unseren Freund in Frieden.«
    Als Marc sich umdrehte, traf ihn eine volle Ladung Tränengas im Gesicht. Er warf Helge zu Boden, der ebenfalls eine gute Portion abbekommen hatte, und wollte sich auf die anderen beiden stürzen. Aber er konnte offenbar nichts erkennen und rutschte in seinen Krokodillederschuhen aus. Da Helge sich noch an seinen Arm klammerte, stürzte Marc

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