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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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nicht wirklich wichtig war, eine gute Figur zu machen. Mehr, eine zu haben.

    Im Backpacker erzählte Pam, dass sie auch einen Typen kennen gelernt hatte.
    »Als ich mir ein Eis kaufe, fragt er mich, ob ich aus Neuseeland komme, das würde man hören. Dann ist er mir immer hinterher. Was sollte ich machen?«
    »Und?«
    »Er wollte mich zum Eisessen einladen, aber ich habe ihn daran erinnert, dass ich gerade eins in der Hand halte.«
    Kristine lachte. »Und?«
    »Wir gehen Billard spielen - vielleicht. Was meinst du?«
    »Sieht er gut aus?«
    Pam errötete. »So lala. Ich muss flache Absätze tragen, sonst bin ich größer als er.«
    Es klopfte an der Tür, Marc streckte seinen Kopf ins Zimmer.
    »Kristine, hast du ein Kleid dabei? Dann könnten wir ins Casino gehen.«

    Ralf langweilte sich: Miriam las in ihrem Buch, was also tun? Eine Karte an Kristine schreiben wäre nicht schlecht, nur hatte er keine Karte. Dichten ließ es sich allerdings auch so.
    Langeweile lange weilt,
nichts zu tun, nur zu ruhn,
nichts ist los, rumfahren bloß,
die Zeit sich nicht beeilt,
doch Ralf sich bald abseilt.

    Er stupste Miriam an und trug es vor. Sie klopfte ihm auf die Schulter.
    »Die Gelegenheit zum Abseilen hast du vorhin verpasst. Wenn dir so langweilig ist, mach doch ein Gedicht für mich. Wenn es mir gefällt, kannst du es für den Dienertag eintauschen. Aber es muss mit mir zu tun haben, weil es ein Gedicht an mich ist.« Sie grinste. »Soll ja nicht alle deine künftigen Freundinnen schmücken, okay?«
    »Was für künftige?«
    »Na irgendwelche. Oder willst du Kristine heiraten?«
    »Na ja, warum nicht?«
    Ralf erschrak ein bisschen - so sicher war er sich auch wieder nicht. Miriam zuckte mit den Achseln, es schien ihr vollkommen egal zu sein.
    »Deine Sache. Wie steht’s mit dem Gedicht?«
    Das konnte nicht so schwer sein. Und er wäre diesen beknackten Dienertag los.
    »Geht in Ordnung.«

    Aber es wurde immer später und ihm wollte nichts Vernünftiges einfallen. Natürlich durfte es kein Liebesgedicht sein, sie war ja nicht Kristine. Was reimte sich überhaupt auf Miriam? Nur Blödsinn: Lamm, Kamm, Schlamm, alles unbrauchbar. Oder »Reimdich-oder-ich-fress-dich«-Wörter wie kam, Scham, warm oder so was. »Denke ich an Miriam, wird es um mein Herz mir warm«, au weia.

    Marc bewegte sich etwas eckig. Die Krokodillederschuhe für 240 Dollar, auf deren Sohle man angeblich von selbst tanzte, fand Kristine keine geniale Investition. Er hatte sein Jackett abgelegt und die Ärmel aufgekrempelt - er schwitzte dennoch. Kristine schwitzte nicht: Sie hatte Helges auberginefarbenes Kleid an, ziemlich knapp, ziemlich scharf. Wenn sie Marcs Blicke richtig deutete, gefiel ihm, was er sah.
    An der Bar erzählte er, er sei Banker aus Sydney und das sein vierter Urlaub in Surfers.
    Kristine hoffte, Marc würde sie nicht großartig ausfragen, ob sie auch schon mal in Sydney gewesen sei, aber er wollte alles wissen: wo und wie lange, ob sie Leute kennen gelernt habe. Kristine antwortete so knapp wie möglich. Doch als Marc »Bondi Beach« hörte, sollte sie alles genau erzählen, da traf er sich ab und zu mit Freunden nach Feierabend. Oh Mann - das musste natürlich wieder sein.
    Dann bestellte Marc ein Taxi zu Conrad Jupiter’s Casino . Während der Fahrt erklärte er, Kristine sei selbstverständlich eingeladen.
    »Natürlich könnte ich mir ein Hotel leisten. Aber im Surf & Sun bin ich schon abgestiegen, als ich noch in der Ausbildung war. Nostalgie.« Er beugte sich zu ihr und flüsterte: »Für Besuche im Casino habe ich übrigens eine goldene Regel: Ich setze mir ein Limit von 100 Dollar. Wenn ich verliere, darf für die weitere Nachtgestaltung kein Geld ausgegeben werden. Gewinne ich, wird alles auf den Kopf gehauen.«

    Kaum hatten sie Surfers Paradise hinter sich gelassen, waren sie auch schon in Brisbane. So schien es Ralf zumindest, der sich gerade erst daran gewöhnt hatte, dass in Australien der Abstand zwischen zwei Städten in Tagesreisen gemessen wird. Er hatte immer noch kein Gedicht für Miriam, nicht einmal den Anfang. Als sie aus dem Bus stiegen, fragte sie ihn, wie weit er wäre.
    »Noch nicht fertig.«
    »Sag schon mal den Anfang.«
    »Erst wenn’s fertig ist.«
    »Du hast noch bis Mitternacht Zeit - wenn’s bis dahin nicht fertig ist, beginnt dein Tag als Diener, ist ja wohl klar.«
    »Klar.«

    Marc gewann anfangs, spielte dann aber immer riskanter, bis er alles verloren hatte. Kristine sprach ein paar

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