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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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heller, aber Miriam war längst untergetaucht, bevor er irgendwas erkennen konnte.
    Die anderen drei waren schon drin, als Hilda noch am Ufer stand, klagte, sie habe Angst vor Haien, und dabei Gelegenheit bot, im Mondlicht ihren Körper zu bewundern.
    »Haie greifen immer den an, der am weitesten vom Ufer entfernt ist«, rief Miriam, »ich muss vor dir dran glauben!«
    Hilda lächelte schief und ging hinein. Ralf sah sich nach Miriam um, er hatte noch eine Rechnung mit ihr offen. Weil sie nicht zu sehen war, versuchte er, erst Helge, dann Hilda zu tauchen, aber die beiden verbündeten sich, Ralf schluckte Wasser und musste an Land, um mit Wein nachzuspülen.
    Miriam lag unter ihrem ausgebreiteten Schlafsack und wärmte sich auf, nur der Kopf sah heraus. Wieder hatte Ralf den Platypus verpasst. Er trocknete sich notdürftig ab, zog Unterwäsche an, schlüpfte mit unter die Schlafsackdecke und rückte an Miriam heran, so dicht, dass er ihre Wärme spüren konnte. Ob sie was anhatte? Er musste seine Hand nur ein paar Zentimeter weiterwandern lassen und er würde auf Baumwolle treffen - oder auf Haut. Haut, die unter der Decke dampfte, Haut auf ihren Brüsten oder ihrem Bauch, im Nabel vielleicht noch ein Tropfen Meerwasser.
    Doch er ließ seine Hand da, wo sie war.

    Helge und Hilda kamen bibbernd aus dem Wasser. Während sie sich anzogen, entkorkte Ralf die dritte Flasche, nahm einen tiefen Schluck und ließ sie herumgehen. Als der Wein wieder bei ihm war, steckte er ihn neben sich in den Sand. Die Nacht war klar, der Halbmond groß und gelb wie ein gigantisches Stück Emmentaler, der Himmel gespickt mit Sternen. Hilda verlangte nach dem Fernrohr.
    Behutsam wickelte Ralf es aus. Da ruhte es in kühler Schwere matt glänzend im Mondschein. Mit sicheren Griffen steckte er es auf das Stativ, immer darauf konzentriert, kein Körnchen Sand drankommen zu lassen, dann kniete er sich hin und stellte die Objektive auf den Mond ein. Die Nähe zum All war großartig - eins zu sein mit dem Kosmos, mit der Unendlichkeit des Universums. Mickrig seien die Probleme der krümelhaften Bewohner des erbsenmäßigen Planeten Erde, wurde immer behauptet, und wenn man sich diesen Himmel ansah, wurde klar, warum. Es war richtig gewesen, das Fernrohr den weiten Weg mitzunehmen.
    Ralf winkte Hilda herbei. Als sie und Helge die Mondgebirge und den einen oder anderen Stern bewundert hatten, warf Ralf noch einmal einen Blick ins Endlose. Vielleicht sah Kristine auch gerade diesen Stern. Entfernungen von galaktischem Ausmaß konnten der Liebe nichts anhaben, so viel stand fest - na ja, zumindest sollte es so sein.
    Nach ein paar Minuten legte Ralf das Fernrohr vorsichtig wieder auf das Sweatshirt. Er schnappte sich den Wein, zog den Korken mit den Zähnen heraus und spuckte ihn aus wie im Film. Nachdem er die Flasche abgesetzt hatte, richtete sich Miriam unter dem Schlafsack auf, um sich ein T-Shirt anzuziehen. Sie war tatsächlich nackt, zumindest obenrum - und auf ihrem rechten Schulterblatt ruderte ein in schwarzen Linien gezeichnetes, verschmitzt grinsendes Schnabeltier mit den Füßchen.
    Als es nass an seinem Hintern wurde, merkte Ralf, dass die Flasche umgekippt war und sich der Rest Wein über sein Sweatshirt ergoss, was nicht weiter schlimm gewesen wäre - hätte nicht das Fernrohr darauf gelegen.
    Blitzschnell rettete Ralf den letzten Schluck, aber das Teleskop hatte einiges abgekriegt. Er ließ den Wein abtropfen und stellte das Fernrohr vor seinen Füßen ab, um das Sweatshirt auszuwringen. Als er das Gerät wieder aufhob, hatte es eine zarte Kruste - das Fußende seiner Isomatte war ziemlich sandig.
    Oh Scheiße, das durfte nicht wahr sein! Wenn Kristine das sähe: ihr sündteures, heiß geliebtes Superteleskop paniert wie Wiener Schnitzel. Hoffentlich ließ sich der Sand aus den Fugen entfernen, sonst war Ralf geliefert. Verdammt - sobald es die eigenen waren, nahmen Probleme krümelhafter Erbsenbewohner überraschende Ausmaße an.
    Die anderen konnten die Tragweite der Katastrophe nicht erkennen. Hilda gluckste, Helge brach in offenes Gejohle aus: »Da darf kein Sand rankommen, Leute, nichts, wir müssen verdammt aufpassen.«
    Er gackerte noch minutenlang weiter. Nur Miriam sah bekümmert aus und versprach, beim Reinigen zu helfen.

    Auf dem Rückweg merkte er, wie Hilda sich zurückfallen ließ, schließlich stehen blieb und auf ihn wartete. Warum, war klar: um das Wann und Wo für heute Nacht abzumachen. Wieso interessierten sich

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