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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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mit?«
    Der Bus hatte am frühen Morgen in Rockhampton gehalten. Pam und Helge hatten ihre Rucksäcke geschultert, entschlossen, einen Tag Pause einzulegen.
    Kristine winkte ab. »Nein, ich fahr weiter. In dieser Diskothek The Beach will ich meinen Freund treffen. Wir sind sicher ein paar Tage in Cairns. Kommt doch einfach nach.«
    »Ja, klar«, sagte Pam, sie sah nicht begeistert aus. Helge bestand auf einem Foto zum Abschied.

    Als der Bus abfuhr, fiel Kristine ein, dass sie Ralf eine Karte nach Hause schicken sollte, bevor sie ihn traf. Das konnte sie von Townsville aus erledigen, von da fuhren auch Boote zum Riff. Endlich Tauchen!

    Townsville lag hinter Ralf - hier war Cairns, die wahre Touristenstadt der australischen Tropen. Wie Miriam erzählt hatte, fuhr aus dem Hafen täglich eine Flotte hinaus, vom Einhandsegelboot über Motoryachten bis zu gewaltigen Katamaranen, die Flugzeugladungen japanischer Touristen verschlucken und im Eiltempo zu den gerade angesagten Stellen des Riffs verfrachten konnten. Ralf war nach über 30 Stunden im Bus ziemlich erledigt. Sein Schädel brummte, der Bart kratzte, das T-Shirt müffelte.
    Das Calypso , eine Backpacker-Empfehlung von Julian, lag nicht direkt am Strand, sondern 100 Meter dahinter. Als sie sich eingerichtet hatten, schlug Julian einen Stadtbummel vor. Aber Miriam bestand auf einer Dusche und einem bisschen Schlaf, auch Ralf wollte sich erst mal frisch machen.

    Ralf hatte sicherheitshalber sein eigenes Shampoo mitgenommen, bevor er sich in der Dusche wieder Sprüche über Mädchen und Clint Eastwood anhören musste. Als er aus dem Bad kam, lag Miriam bereits unter einem Leintuch im Bett. Sie schien ziemlich aufgeräumter Stimmung zu sein.
    »Wie geht es Clint Eastwood?«, fragte sie trocken.
    »Wie, äh - weiß nicht.«
    »Meinst du, er könnte sich hierher setzen, ohne Verrat an seiner Braut zu begehen?«
    »Könnte er wohl.« Ralf setzte sich auf die Bettkante.
    Sie schnupperte an ihm. »Du riechst gut.«
    »Danke.«
    »Willst du mit mir schlafen?«
    Ein Missverständnis war ausgeschlossen, die fünf Worte hallten wie Glockengedröhn in Ralfs Ohren nach. Seine Gesichtsmuskeln wollten sich zu einem seligen Lächeln verziehen - cool bleiben, musste er sich ermahnen, cool, aber cool ging nicht. Sein Bauch sprang einen Rittberger, der Mund dörrte aus wie ein Wadi in der Trockenzeit, Hirndaten wurden hundertmal pro Sekunde gelöscht und neu aufgerufen. Verdammt, er konnte nicht mit offenem Mund dasitzen, er musste was sagen, etwas Sinnvolles.
    »Was, hier? Jetzt?«
    »Ja oder nein?«, fragte sie mit ernstem Gesicht.
    »Ja!«
    Sie kicherte. »Na schön, ich lass es mir mal durch den Kopf gehen.«
    Mann, war das mies! Eigentlich müsste er jetzt behaupten, er habe sie nur auf die Probe stellen wollen, aber wer sollte das glauben? Sie hatte ihn an der Angel, und das Dumme war: Nirgendwo wollte er lieber sein. Wenn sie den Fisch nur endlich einholte. Wie gerne würde er sie küssen, knuddeln, platt drücken, seine Nase an ihrer, der ziemlich großen und doch so schönen frechen Nase.
    »Miriam - mir fällt eine Geschichte ein.«
    Sie setzte sich auf. »Okay, lass hören.«
    »In unserer Schule war mal für eine Woche eine Klasse aus Frankreich zu Gast. Bei meinem Freund wohnte eins der Mädchen. Er war vom ersten Tag an verliebt, sie auch, glaube ich. Aber das haben sie erst zwei Stunden vor ihrer Abfahrt rausgekriegt. Ihnen blieb nur noch Zeit für einen schmerzlichen Abschied.«
    »Hm. Was ist aus ihnen geworden?«
    »Nichts. Sie haben sich noch ein paar Mal geschrieben, glaub ich.«
    »Das soll mir jetzt was sagen, nehme ich an.«
    Ralf nickte. »Das heißt: Ich hab mich furchtbar in dich verliebt, obwohl ich nicht wollte, und jetzt weiß ich nicht mehr weiter.«
    Miriam sah ihn an. »Ich entdecke ganz neue Seiten an dir.«
    Die Tür ging auf, herein kam ein Mädchen mit kurzen blonden Haaren. Sie rief »Hi!« und warf ihren Rucksack auf das freie Bett. »Ich bin Beth aus England.« Dann verschwand sie wieder.
    »Mir ist auch gerade was eingefallen«, sagte Miriam, »weißt du, an wen du mich erinnerst? An unseren Hund. Der hat mich immer so angesehen, wenn er gestreichelt werden wollte.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Er war schon alt. Bevor wir nach Australien umgezogen sind, wurde er eingeschläfert.«
    »Schöne Aussichten. Hatte der Blick wenigstens Erfolg?«
    »Jedes Mal.«
    »Was mache ich dann falsch?«
    Sie setzte sich neben ihn. »Nichts.«
    Miriam

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