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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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schmiegte sich an seinen Rücken, legte den Kopf auf seine Schulter und strich mit den Händen über seine Arme.
    »Du bist ein gut aussehendes Stück Mann.«
    »Danke.«
    »Sehr begehrenswert.«
    »Nochmals danke.«
    »Lecker wie Vegemite .«
    Eine große Wärme durchflutete ihn während der Liebkosungen, er dachte daran, wie sie Hand in Hand über die Harbour Bridge in Sydney gegangen waren. Sie begann, an seinem Ohrläppchen zu knabbern, und fuhr mit der Hand durch sein Haar. Als Ralf sich umdrehte, bekam er einen Kuss.
    »Hallo, beachtet uns nicht!«
    Beth kam mit Julian im Schlepptau ins Zimmer und breitete eine Karte auf ihrem Bett aus. Nachdem Julian ganze Kapitel aus dem Reiseführer Lonely Planet Australia vorgelesen hatte, drehte er sich um und fragte: »Kommt ihr morgen mit tauchen? Ich habe eine Empfehlung für ein Boot bekommen, die beste Crew der Stadt.«
    »Kostet wie viel?«, wollte Ralf wissen.
    »45 Dollar.«
    »Dann leider nicht.«
    »Ich schon«, sagte Miriam. »Komm, Ralfi, ich setz es mit auf die Rechnung.«
    »Wie viel schulde ich dir?«
    »Millionen. Kommt nicht mehr drauf an.«
    »Ich frag an der Rezeption, ob sie einen Job haben.«
    »Mit deiner Putzmittelallergie? Lieber nicht.«
    Ach ja, das hatte er fast vergessen. Ralf nahm sich vor, seine Eltern anzurufen und um Geld anzuhauen. So konnte das nicht weitergehen.
    Abends gingen Miriam und er die Stadt erkunden. Sie hatte die Patchwork-Latzhose vom Paddington Market angezogen und erinnerte Ralf daran, dass er ihren Hintern darin »zum Reinbeißen« fand. Den Hinweis hätte es nicht gebraucht: Sie sah wundervoll aus, wie gerne hätte er ihre Hand genommen, um der Welt stolz seine neue Freundin zu zeigen. Aber jede Sekunde konnten sie auf Kristine treffen. Und dann? Wie in Sydney fixierte er jedes große blonde Mädchen, nur dass er diesmal hoffte, sie nicht zu treffen. Jetzt mit Miriam zusammen sein, das war alles, was er wollte, und ja nicht an Später denken. Mit Argusaugen suchte er die Strandpromenade ab - kein Mädchen sah Kristine ähnlich.
    Untypisch für ein Ferienparadies, war der Strand nicht aus weißem Sand, sondern aus braunem Schlick: Kleine, glitschige Fische flitzten durch den Schlamm, Winkerkrabben grüßten mit ihrer übergroßen Schere. Das Wasser hatte, so weit man sehen konnte, die gleiche Farbe wie der Schlick - was immerhin erklärte, warum alle zum Riff hinausfuhren.
    Miriam fragte: »Hast du Hunger? Um die Ecke ist ein Food Court.«
    Hunger war untertrieben. In seinem Bauch wütete ein schwarzes Loch, bereit, ganze Planeten Essbares in sich zu verschlingen.

    Das war also ein Food Court: Die quadratische Halle, in deren Mitte eine Menge Stühle rund um winzige Tische standen, war multikulturell ausgestattet. In Hufeisenform reihten sich die Selbstbedienungs-Anbieter um die Gäste: thai, chinesisch, koreanisch, italienisch, japanisch und ein »Aussie Steak House«.
    Miriam hatte einen Sitzplatz erspäht und steuerte zielsicher darauf zu. »Was willst du essen, thai?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Achseln. »Hauptsache viel.«
    »Gut, ich auch. Das funktioniert so: Du kaufst dir einen Teller - auf den kannst du so viel laden, wie du draufbringst. Wenn das Essen für uns beide reicht, bist du eingeladen. Aber denk dran, dass du den Teller auch herbringen musst. Und pass auf, Red Curry ist verdammt scharf. Ich bin’s gewöhnt, aber ich weiß nicht, was du so aushältst.«
    Sie grinste und gab ihm das Geld, er flitzte davon. Nachdem Ralf den Teller gekauft hatte, sah er sich die herrlich duftenden Speisen unter bauwerklichem Aspekt an: Klebriger weißer Reis als Unterlage war ideal, der saugte die Soße auf und verhinderte, dass die Mauern vom glatten Porzellan rutschten. Auf vier Punkte des Tellers legte er Hühnerteile, die Türme der Burg, und verband sie mit Frühlingsrollen. Löcher stopfte er mit Champignons und Broccoli. Die hübsche Asiatin hinter der Theke lächelte ihm zu. Versetzt, wie mit Legosteinen, baute Ralf die zweite Lage, dann die dritte, und versenkte Reis, Gemüse, Schweinefleischbällchen, gebratene Nudeln sowie eine heftige Portion Red Curry in der Mitte. »Verdammt scharf« - ha.
    Das Lächeln der Verkäuferin gefror, als Ralf die vierte und fünfte Lage aufschaufelte. Mit der Gabel klopfte er Stücke der Mauer fest, sieben Stockwerke hatte er sich vorgenommen. Die sechste Lage war kritisch: Ralf musste den Teller ein bisschen schief halten, damit seine Pagode nicht kippte, aber er schaffte

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