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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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hätte da einen gewissen Eindruck bekommen können, verstehst du?«
    »Nein, verstehe ich nicht. War was zwischen Ralf und Miriam?«
    »Also so direkt hat man nichts gesehen.«
    Kristine war genervt. Wenn Helge versuchte, Zweifel an Ralf zu säen, um sich selbst ins Spiel zu bringen, konnte er das vergessen. Ralf war nicht der Typ für Abenteuer, außerdem hatte Miriam ja noch ihren Freund. Und vor allem: Was immer Ralf tat - nie würde Helge eine Chance bei ihr haben, selbst wenn er der letzte Mann auf dem Planeten wäre. Leider klebte er an ihr wie Scheiße am Schuh.
    Sie müsste ihn irgendwie loswerden.

    »Wir sind gleich in Rockhampton«, sagte Julian. »Wir überqueren den Wendekreis des Steinbocks und sind in den Tropen. Warst du schon mal in den Tropen?«
    Ralf schüttelte den Kopf. Weiter als Mallorca nie.
    »Australiens Schlangen und Spinnen gehören zu den giftigsten der Welt. Der Biss einer Redback kann tödlich sein.«
    Ralf hatte Respekt vor Schlangen, aber vor etwas anderem hatte er richtig Schiss: vor großen, pelzigen Spinnen.
    »Krokodile töten übrigens mehr Menschen als Haie. Obwohl kaum jemand in den Flüssen schwimmt. Es gibt aber eine sichere Methode festzustellen, ob ein Krokodil im Wasser ist.«
    »Und die wäre?«
    Julian lachte. »Schick deinen Hund zuerst rein. Sie lieben Hunde - ihr Leibgericht!«

    »Mein Leibgericht ist Hummer. Dazu einen Riesling der Oberklasse oder Champagner. Zu oft darf man Hummer nicht essen - dann bekommt man die Nase voll davon. Was isst du am liebsten, Kristine?«
    Immer wenn sie dachte, Helge könne nicht noch mehr nerven, musste sie feststellen, dass sie sich geirrt hatte.
    »Wurstbrot.«
    »Wurstbrot esse ich auch gerne.«
    »Dazu Champagner der Oberklasse?«
    »Nö, ein Bier.«
    Er war so ein Angeber - und sogar zu doof zu merken, wenn er verarscht wurde. Sie könnte versuchen, ihn in der nächsten Stadt abzuhängen, aber da würde Pam nicht mitspielen. Sich davonzustehlen, war ohnehin schlecht, was machen, wenn sie ihn im nächsten Ort wiederträfe? Es Helge ins Gesicht sagen konnte sie nicht: Er hatte sich wirklich fein verhalten, als es ihr mies ging. Sie musste so bald wie möglich Ralf finden. Dass er ihr offenbar nachgeflogen war, fand sie zwar ein bisschen komisch, aber auch süß: Er musste wirklich mächtig verliebt sein.
    Kristine lehnte sich ans Fenster, tat so, als ob sie müde wäre, und dachte an einige exotische Wege, Helge unauffällig zu seinen Vorfahren zu schicken. Am besten war die Idee mit dem Haikäfig: Helge drinnen im Meer und sie an Deck des Schiffs mit einer Fernbedienung für das Käfigtor.

    Jetzt waren sie also in den Tropen. Einen Unterschied konnte Ralf nicht erkennen - warm war es schon zuvor gewesen. Beim nächsten Stopp sah er sich genau um, ob irgendwelche pelzigen Spinnen seine Waden hinaufkrochen. Er fand nur einen Haufen poppig-grüne Ameisen, nicht gerade beängstigend.
    Es wurde schnell dunkel. Ralf musste daran denken, dass diese rothaarige Sabberlippe mit dem Fernrohr wahrscheinlich gerade irgendwelche Frauen beim Ausziehen beobachtete. Mit Kristines Fernrohr! Das dazu diente, die Sterne zu suchen, in die Unendlichkeit vorzudringen. Und er hatte es sich einfach klauen lassen.
    Die letzten Stunden der Busfahrt hatte Ralf etwas lustlos an Miriams Gedicht gebastelt. Er wusste, dass er nur noch morgen Zeit hatte, aber ihm würde schon was einfallen, Not macht erfinderisch. Es war dunkel geworden, draußen gab es noch weniger zu sehen als bei Tag. Also ließ Ralf den Blick im Bus herumwandern. Haften blieb er an Miriams Gesicht, es schien ihm verführerisch schön in dem schwachen Licht. Wie gerne hätte er sie geküsst oder gedrückt wie einen Teddy oder am besten beides, aber - ging nicht.
    Wenn Dinge schlecht liefen, wollte ihm das Schicksal damit was sagen? Bestimmt. Doch er hatte nicht die leiseste Ahnung, was.
    Hunger meldete sich, den ganzen Tag hatte es nichts Anständiges gegeben. Ein Döner wäre jetzt was, nur war die Chance gering, dass in der nächsten Viertelstunde jemand im Bus einen Stand eröffnete. Dabei fiel ihm Jean-Paul ein, der Cousin des Kebab-Grillers. In Jean-Pauls Dschungelrestaurant bekäme er ein Essen spendiert, hatte es geheißen. Ralf freute sich auf irgendein großes Tier auf dem Grill, zur Not ein Krokodil. Zu trinken gäbe es herrliche, frisch gepresste Früchte und als Nachtisch Kokosnusseis, das er mit Miriam unter einer Palme löffeln würde.

17.
    »Kristine? Kommst du nicht

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