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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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aussahen. Die hatten es gut, sie wussten nichts von Lebenswegen, höchstens von Himbeeren.
    »Schöne Grüße von meinen Eltern.«
    »Danke.«
    »Grüßt du zurück?«
    »Ja, klar, unbekannterweise.« Kristine sah aus dem Fenster - auf Unterhaltung schien sie keine Lust zu haben.

    In Cairns angekommen, ließ der Regen nach. Kristine eröffnete Helge, dass sie und Ralf ein Motel suchen würden. Sie schüttelte ihm zum Abschied knapp die Hand.
    »Wir sehen uns wahrscheinlich nicht mehr. Mach’s gut.«
    »Ein Motel? Ihr habt doch gar kein Auto.«
    Sie lachte. »Das ist nicht Bedingung. Aber wir werden ohnehin eines mieten, wenn wir zum Bungee fahren.«
    Ralf war nicht wohl bei dieser Bungeegeschichte: Da war immer eine Brücke oder ein Kran im Spiel und es ging ziemlich tief runter. Motel dagegen klang nicht schlecht: nach den Wochen in Hütten oder Mehrbettzimmern mal was Zurückgezogenes, mit einem Doppelbett und heißer Dusche nebenan. Auch zum Reden waren sie noch nicht gekommen.
    Das Apartment war allerdings eng und ungemütlich. Der Teppich platt getreten, die Wände mit gelblicher, abwaschbarer Farbe gestrichen, der wenige Raum durch den auf ein Tischchen gestellten Fernseher noch knapper. Aber das Bett war - natürlich - frisch bezogen und übte fast magnetische Anziehungskraft aus.
    Hinterher erzählte Ralf von den leuchtenden Mördermuscheln und den Falschen Schwertwalen, die er am Barrier Reef gesehen hatte.
    Kristine hörte sich seinen Bericht an und sagte: »Whale Watching will ich auch unbedingt mal machen.«
    »War dein Tauchtrip schön?«
    »Ja, war gut.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Fische, Korallen und so.«
    »Waren die Leute nett? Hast du wen kennen gelernt?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Einfach so.«
    Sie sah ihn kurz an. »Ja, waren alle nett.«
    »Was hat dir an Australien bisher am besten gefallen?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    Sehr gesprächig war sie nicht. Irritiert kratzte sich Ralf an einem Mückenstich am Fußgelenk.
    »Kannst du mal aufhören, dich andauernd zu kratzen?«
    »Ich kratz nicht andauernd, nur ab und zu. Außerdem ist das eine Frage der Philosophie, ob man lieber heute...«
    »Komm, lass es einfach, okay?«
    Offenbar hatte sie schlechte Laune. Ralf sah sich um und fand in einem Regal über dem Bett neben der »Heiligen Bibel« einen Wasserkocher und Teebeutel. Als er den fertigen Tee umrührte, merkte er, dass er Milch und Zitrone genommen hatte, Ralf kippte die geronnene Brühe runter, bevor es Kristine auffiel.

    Auf dem Weg zu The Beach spiegelte sich das Licht der Straßenlaternen mal grell und kalt in den Pfützen, mal glänzte es dumpf auf dem feuchten Asphalt. Ralf trottete vor sich hin und merkte, dass er keine Lust hatte, auf nichts, was natürlich an ihm selbst lag, aber irgendwie auch an Kristine.
    »Kristine?«
    »Ja?«
    »Du hast dich verändert.«
    »Ich? Du hast dich verändert, solltest dich mal sehen. Du hast so einen ernsten Blick bekommen. Ich weiß nicht, vielleicht bist du gereift. Ich hab mich nicht verändert.«
    Was sollte Ralf darauf sagen? Ernst, reif - das war ihm nicht aufgefallen. Wie auch immer, Kristine hatte sich in seinen Augen verändert. Klar durfte sie auch mal launisch sein, aber da war ein Strahlen gewesen - das war weg.
    Ein Plakat an der Pinnwand der Diskothek verkündete, dass heute Sumo-Ringen auf dem Programm stand. Der Zettel mit der Botschaft von Miriam an Kristine hing noch daneben, unauffällig, einer unter vielen, die Schrift winzig. Ralf nahm den Zettel ab. Das Stück Papier sollte Miriam und ihm eine Woche im Paradies ermöglichen... Er wollte es schon zerknüllen, als ihm einfiel, dass er nichts hatte, was ihn an Miriam erinnerte. Er wartete, bis Kristine nicht hersah, faltete den Zettel und steckte ihn ein.
    Drinnen suchte er nach bekannten Gesichtern, vielleicht Julians oder das von Nicolette. Kristine unterhielt sich mit einem Pärchen. Ralf wollte sich gerade dazustellen, als ihm jemand auffiel: Der Mund leicht geöffnet, von der Unterlippe drohte Speichel zu tropfen - das war der rothaarige Typ, der das Fernrohr geklaut hatte! Er stand an der Wand, schlürfte ein Bier und versuchte wegzusehen. Jetzt war der Bursche fällig.
    Während er sich durch die Menge kämpfte, überfielen Ralf erste Zweifel. Vielleicht sollte er den Typen erst mal aushorchen und warten, bis er sich in Widersprüche verstrickte. Ralf drosselte das Tempo und bemühte sich um einen unauffälligen Gesichtsausdruck. Der Typ hatte ihn inzwischen

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