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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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in den f ü nfundzwanzig Jahren, seit ich in Knoxville war, haupts ä chlich aus Ackerland bestanden, doch selbst hier fiel mir auf, dass nun zwischen den verwitterten Bauernh ä usern Eigentumswohnungen und Baugrundst ü cke aus dem Boden schossen wie Pilze.
    DeVriess fuhr langsamer und blinkte links, und wir bogen auf die Maloneyville Road und fuhren durch ein kleines Nest von Bauernh ä usern. Dann kamen wir zu einer S-Kurve, und die Stra ß e wand sich in ein breites Tal hinunter. Zur Rechten, hinter einem Zaun aus Maschen- und Stacheldraht, stand die alte Penal Farm von Knox County, ein maroder Kasten aus Beton mit rostigem Blechdach und einem viereckigen Backsteinschornstein. Vor uns – unter uns und zur Linken – erstreckte sich ein neuer Golfplatz und direkt dahinter ein riesiger Komplex mit vielen Fl ü geln. Es gab keine Wacht ü rme, und es gab keine Begrenzung aus hohem scharfkantigem Draht, und doch war es unverkennbar eine Haftanstalt. Mit ihrer grimmigen, greifbaren Realit ä t konfrontiert, sp ü rte ich doch ein Ziehen im Magen. » G ü tiger Himmel, ich hatte ja keine Ahnung, dass es so gro ß ist «, sagte ich. » Wie viele Insassen gibt es hier? «
    » Im Augenblick? Keine Ahnung «, sagte DeVriess. » Die Kapazit ä t ist 667. Wenn sie mehr aufnehmen, ü berschreiten sie das staatlich festgesetzte Maximum. Sehen Sie diesen neuen Zellenblock dort, der direkt neben dem Golfplatz gebaut wird? Das erh ö ht die Kapazit ä t auf fast eintausend.« Er klang traurig, als er das sagte. Ich warf ihm einen Blick zu, und er sah nachdenklich aus, ein Wort, das ich nie mit Burt DeVriess assoziiert h ä tte. » Wussten Sie, dass im Augenblick zwei Millionen Amerikaner hinter Gittern sitzen? Die gr öß te Gef ä ngnispopulation der Welt.«
    Das hatte ich nicht gewusst. » Wir haben auch die h ö chste Inhaftierungsrate aller Nationen. Sechsmal h ö her als China, ein Land, von dem wir glauben, es sei sehr viel grausamer als unseres.«
    » Sind Sie sicher, was diese Statistik angeht, Burt? «
    » Ich studiere diese Dinge so, wie Sie Knochen und Z ä hne studieren, Doc. Die Vereinigten Staaten von Amerika beheimaten nur f ü nf Prozent der Weltbev ö lkerung, aber ein Viertel s ä mtlicher Inhaftierter der Welt. Da stimmt doch etwas nicht.«
    Er hatte recht, obwohl ich nicht genau wusste, wieso. »Nun, hoffen wir, dass Sie verhindern k ö nnen, dass ich Insasse Nummer zweimillionenund­eins werde.«
    Der Haupteingang mit seiner breiten Einfahrt lag zu unserer Linken, gekennzeichnet durch einen siebenzackigen Stern auf einer grasbewachsenen B ö schung. Der Stern ma ß zweieinhalb bis drei Meter im Durchmesser, und darunter stand KNOX COUNTY SHERIFF. DeVriess fuhr an der Einfahrt und am Hauptgeb ä ude vorbei und bog hinter einem kleineren, zweist ö ckigen Geb ä ude ab, das hinter einem hohen Zaun stand. In dem Winkel, den das L-f ö rmige Geb ä ude bildete, lag ein Basketballfeld. Direkt jenseits des Geb ä udes bogen wir links auf eine einspurige Zufahrt, die im Bogen zur ü ck zum zentralen Geb ä udekomplex f ü hrte. Der Haupteingang des Geb ä udes f ü hrte eigentlich in den ersten Stock; wir fuhren jetzt auf ein gro ß es Garagentor im Erdgeschoss zu, fast wie in eine Tiefgarage. Seitlich stand ein ziviler Crown Victoria im Leerlauf. Als DeVriess im Bentley n ä her fuhr, fuhr der Crown Vic an ein Mikrofon heran, und John Evers beugte sich heraus und redete, als w ü rde er an einem Drive-through-Schalter ein Men ü zum Mitnehmen bestellen.
    Ein Rums, und das gro ß e Garagentor rollte surrend hoch. Evers fuhr voraus in die dunkle Ö ffnung, und DeVriess folgte ihm, er klebte ihm praktisch an der Sto ß stange. Als beide Autos drinnen waren, surrte das Tor wieder und schloss sich polternd.
    Drei uniformierte Beamte traten von einem Bordstein zu unserer Rechten. Einer ging um uns herum, um Detective Evers zu begr üß en, der aus seinem Auto ausstieg; die anderen beiden postierten sich neben meiner T ü r. Evers ü bergab dem Beamten, von dem ich vermutete, dass er die Verantwortung trug, ein Formular – vermutlich das Capias –, dann bedeutete er mir auszusteigen. Als DeVriess und ich die T ü ren ö ffneten, um aus dem Bentley auszusteigen, traten die beiden Beamten links und rechts neben mich und packten mich am Arm. DeVriess ging vorne um das Auto herum und sagte: » Hey, hey, das ist nicht notwendig. Nehmen Sie die H ä nde von meinem Mandanten.« Die beiden Beamten reagierten, indem sie den

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