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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Abend vorher angerufen und ihm auf der Mailbox die Handynummer hinterlassen. » Ich bin auf dem Weg zum Gericht zu einem Prozess wegen Bankbetrugs «, sagte er, » also habe ich nur eine Minute. Aber ich m ö chte Ihnen gerne kurz erz ä hlen, was ich ger ü chteweise geh ö rt habe. In Ihrem Freund Bob Roper, dem Staatsanwalt, habe ich mich get ä uscht.«
    » Sie meinen, als Sie sagten, er w ü rde mich auch anklagen, wenn ich unschuldig w ä re, solange er davon ausginge, dass er gewinnen k ö nnte? «
    » So was in der Art. Ich habe Roper untersch ä tzt. Er zieht sich und seine Leute von Ihrem Fall zur ü ck – sagt, er stelle einen unvereinbaren Interessens- und Loyalit ä tskonflikt f ü r das ganze Amt dar.«
    » Das sind gute Nachrichten «, sagte ich. » Sehr anst ä ndig von Bob.«
    » Vielleicht «, sagte der Fiese. » Vielleicht will er auch, wenn er zur Wiederwahl ansteht, bei den W ä hlern von Knox County nicht als der Typ in Erinnerung sein, der Dr. Brockton ans Kreuz genagelt hat.«
    » Burt, Sie sind zu zynisch.«
    » Ich verteidige den Abschaum der Erde. Anwesende nat ü rlich ausgeschlossen. Kein Job f ü r Optimisten.«
    » Hab verstanden. Was bedeutet das praktisch? «
    » Zun ä chst «, sagte er, » bedeutet es, dass sie auf Erkundung gehen und einen anderen Staatsanwalt suchen m ü ssen, der den Fall ü bernimmt. Vorzugsweise jemanden, der noch nicht mit Ihnen zusammengearbeitet hat.«
    » K ö nnte sein, dass Sie daf ü r ins Kernland von Tennessee oder sogar noch weiter in den Westen des Staats gehen m ü ssen «, sagte ich. » Ich glaube, hier im Osten von Tennessee haben ich schon f ü r s ä mtliche Staatsanw ä lte ausgesagt.«
    » Abh ä ngig davon, wie lange es dauert, jemanden zu finden, k ö nnten wir eine Weile in der Luft h ä ngen. Wochen, vielleicht Monate.«
    » Aha. Dann sind das doch nicht so gute Nachrichten «, sagte ich. » Ich hasse es, in der Luft zu h ä ngen. Ich bin von meinem Lehrauftrag entbunden, muss mich in einem State Park verkriechen, meine Enkelkinder halten mich f ü r ein Monster, und eigentlich warte ich nur auf die n ä chste Katastrophe.«
    » Ich dr ä nge bei Gericht auf ein rasches Verfahren, Bill, aber ich habe nicht viel Einfluss.«
    » Tun Sie Ihr Bestes.«
    » Okay. Ich rufe Sie wieder an, sobald es etwas Neues gibt.«
    Ich zwang mich, mich wieder auf die Ü berarbeitung meines Lehrbuchs zu konzentrieren, und war bald wieder v ö llig versunken. Den restlichen Vormittag durchk ä mmte ich die Forschungsunterlagen aus f ü nf Jahren ü ber die Schambeinfuge – das Gelenk in der Mitte des Beckens, wo das rechte und das linke Schambein zusammentreffen – und brachte das Kapitel dar ü ber auf den neuesten Stand, mit welch bemerkenswerter Genauigkeit das Alter eines weiblichen Skeletts anhand von Merkmalen und Ver ä nderungen des Knochens an diesem Gelenk bestimmt werden konnte. Nach dem Mittagessen wandte ich mich Sch ä delbr ü chen zu; eine Doktorandin hatte eben eine faszinierende Dissertation abgeschlossen, die eine Reihe von Experimenten mit Sch ä deln und einem » Fallturm « im ingenieurwissenschaftlichen Fachbereich beschrieben: An einem senkrechten Schlitten wurde eine Plattform befestigt, mittels derer sie die Sch ä del messbaren, pr ä zise kontrollierbaren Schl ä gen aussetzen konnte, um die Ergebnisse dann zu vergleichen. Es war fraglich, ob ein lebender Mensch je an den Fallturm festgeschnallt und zu Tode geschmettert werden w ü rde – es sei denn, die institutsinternen Rivalit ä ten waren in den Ingenieurwissenschaften um einiges schlimmer als in der Anthropologie –, doch die Daten aus dieser Dissertation konnten sich bei der Bestimmung, ob die Gewalteinwirkung durch einen Baseball oder einen Sturz eine Treppe hinunter ausreichte, um t ö dliche Br ü che zu verursachen, als ä u ß erst n ü tzlich erweisen.
    Tief in die wissenschaftliche Diskussion abgetaucht, verga ß ich stundenlang selig alles um mich herum. Gerade als das Licht schwand und ich meine Unterlagen f ü r den Abend zusammenschob, klingelte das Telefon wieder. Es war noch einmal DeVriess. » Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht «, sagte er.
    » Wie lautet die gute? «
    » Die gute Nachricht ist, dass Sie nicht mehr in der Luft h ä ngen. Sie haben einen Staatsanwalt gefunden, der den Fall ü bernehmen kann. Neuer Typ unten in Polk County. Kennt Sie ü berhaupt nicht. Die Tennessee Highway Patrol hat ihn in einem Hubschrauber aufgelesen und ihn

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