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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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sechzehn Kameras, also wird bei dieser Anordnung von jeder Kamera etwa jede halbe Sekunde ein Bild aufgezeichnet. Kein schlechter Kompromiss.«
    » Aber es ist alles durcheinander «, sagte ich.
    » Geduld, mein Freund «, meinte er. » dTective hat ein Werkzeug, das ›dPlex‹ hei ß t und die sequenziellen Bilder ordnet – es trennt sie, als w ü rde man einen Strick in die verschiedenen Seile aufdr ö seln –, sodass wir die Aufnahmen einer Kamera als Abfolge abspielen k ö nnen.«
    Nachdem er die ganze Nachtsequenz aufgezeichnet hatte, stoppte er das Band noch einmal und spulte es zur ü ck, dann warf er es aus, tat es in die Videoh ü lle und gab es dem Polizisten zur ü ck. » Okay, wir sind fertig «, sagte er. »Vielen Dank.« Der Beamte nickte, z ö gerte dann jedoch, fast als hoffte er, zum Bleiben aufgefordert zu werden, bevor er sich umdrehte und den Raum verlie ß .
    » Sie sind fertig? «, fragte ich. » Aber wir haben uns doch noch gar nichts angeschaut.«
    » Ich meinte, dass ich mit der Digitalisierung des Originals fertig bin «, sagte Thomas. » Jetzt arbeiten wir mit der digitalen Kopie. Und wenn bei der Arbeit irgendetwas Schreckliches passiert, verlieren wir nur eine Kopie und nicht das Original.«
    » Wie kommt es, dass die Uni immer noch auf Videokassetten aufzeichnet «, fragte ich, » wenn man bedenkt, dass selbst Videokameras f ü r den Privatgebrauch schon auf Memory Cards und Festplatten speichern? «
    » Lagerraum und Datenqualit ä t «, sagte er. » F ü r eine Stunde Bilder aus dieser Kamera br ä uchte man zweiundsiebzig Gigabyte Speicherplatz. Multiplizieren Sie das mit vierundzwanzig Stunden am Tag mal drei ß ig Tagen pro Monat, und bald br ä uchten Sie, um alles zu speichern, einen Supercomputer. Man kann Platz sparen, indem man die Bilder komprimiert, aber wenn man komprimiert, verliert man viele Details. Um eine nichttechnische Analogie zu benutzen, die Bildqualit ä t geht dann von einem Hochglanzfoto zu einem Zeitungsfoto, das sich in einer k ö rnigen Ansammlung von Punkten aufl ö st, wenn man es genauer unter die Lupe nimmt. Immer mehr Ü berwachungssysteme stellen auf digital um «, r ä umte er ein, » aber fast alle gro ß en Kasinos in Las Vegas – und die geben Millionen f ü r Sicherheit aus – halten zum Beispiel immer noch an Videokassetten fest.« Er klickte noch ein paar Mal, und auf dem Bildschirm tauchten sechzehn briefmarkengro ß e Bilder auf. » Okay, hier sind die sechzehn Kamerawinkel, zu Sequenzen geordnet. Es sieht so aus, als w ä re Kamera neun die, die uns interessiert.« Er klickte auf die » Briefmarke «, die das Tor zur Body Farm zeigte, erhellt von den Stra ß enlampen auf dem Parkplatz, und das Bild wurde gr öß er, bis es die H ä lfte des Bildschirms ausf ü llte.
    Er scrollte vorw ä rts, und als am Rand des Bilds einige Autos vorbeihuschten, sah ich, dass dPlex in der Tat aus der Vielzahl von Aufnahmen diese eine Sequenz von Bildern herausgedr ö selt hatte. » Das ist ja unglaublich «, sagte ich. » Wie funktioniert das? «
    Owen schaute mich ü ber die Schulter an. » Es gibt einen Fachausdruck daf ü r «, sagte er mit einem nerv ö sen L ä cheln. » Wir nennen es ›Zauberei‹.«
    Pl ö tzlich tauchte auf dem Bild ein Pick-up auf, der auf das Tor der Body Farm zufuhr. Er hielt an, und als ich das Profil des Wagens betrachtete – ein bronzefarbener General Motors Pick-up mit einem passenden Campingaufsatz – sp ü rte ich, wie sich pl ö tzlich der Boden unter mir auftat. » O Jesus «, hauchte ich. » Wie zum Teufel …« Evers hatte mir gesagt, auf dem Band sei mein Wagen, doch bis zu diesem Augenblick hatte ich zu hoffen gewagt, er h ä tte sich get ä uscht.
    Die Fahrert ü r ging auf, und wir beugten uns alle drei zum Bildschirm vor. Die Atmosph ä re im Raum war so geladen wie der Gewittersturm, der um den B ü roturm tobte, und mein Herz war mir so weit die Kehle hinaufgekrochen, dass es sich fast anf ü hlte, als l ä ge es hinten auf meiner Zunge. W ü rde ich gleich mein Gesicht auf dem Bildschirm sehen? An diesem Punkt erwartete ich es halb.
    Stattdessen sah ich ü berhaupt kein Gesicht. Der Mann – zumindest schien es ein Mann zu sein – trug eine M ü tze, die er sich tief ü ber die Augen gezogen hatte. Dunkle Hose, helles Hemd. Er hielt den Kopf gesenkt und seltsam verdreht. » Halten Sie hier mal an «, sagte ich und verschlang das Bild mit den Augen. » Er wei ß es «, sagte ich. » Er wei ß , dass da eine

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