Bis auf die Knochen
ä u ß ert? «
» Nein, nein. W ö rter wie ›der‹ und ›wir‹. Ein paar Wortkombinationen – ›w ü nschen wird‹ und ›h ä tte niemals‹, glaube ich. Egal, f ü r einen schl ü ssigen Beweis reicht es nicht, aber basierend auf den Wellenformen und dem Abstand zwischen den Worten und so weiter konnte er feststellen, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach Bryan war, der die Nachrichten auf Jess’ Anrufbeantworter hinterlassen hat. Wir reichen das an die Staatsanwaltschaft und an Detective Evers weiter und dr ä ngen sie, den Typ zu vernehmen. Schauen wir mal, ob sie ihn vorladen und ihn die Nachrichten Wort f ü r Wort wiederholen lassen, genau wie Thomas bei Ihnen. Wenn er sich weigert, haue ich ihnen dieses Vers ä umnis beim Prozess um die Ohren – womit bei den Geschworenen der Eindruck entsteht, die Polizei habe andere Verd ä chtige au ß er Acht gelassen, um Sie unrechtm äß ig zu verurteilen. Inzwischen werde ich mal in aller Freundschaft mit Mr. Bryan plaudern und schauen, ob ich ihn ü berzeugen kann, die Klage gegen Sie fallen zu lassen.«
» Sie wollen ihn erpressen? «
» Gott beh ü te! «, sagte er. » Wir Anw ä lte bezeichnen solche Verhandlungen als ›alternative Streitbeilegungsmethoden‹. Klingt viel moralischer.«
» K ö nnen Sie die Stimmanalyse auch in Ihren Antrag auf Klageabweisung mit einbauen? «
» Nein, denn das ist nicht dasselbe wie bei den Videobeweisen. Die Staatsanwaltschaft behauptet nicht, es sei Ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter, wogegen sie durchaus behauptet, auf dem Videoband sei Ihr Auto zu sehen. Machen Sie sich keine Sorgen, der Antrag ist ziemlich stark. Wie gesagt, ich erwarte nicht, dass ihm stattgegeben wird, aber wir k ö nnen sehr viel dabei herausholen. Falls Sie bereit sind zu helfen.«
» Wie? « Ich h ö rte im Hinterkopf schon die Alarmglocken schrillen.
» Ich w ü rde dieses Beweismittel gerne sozusagen vor das Gericht der ö ffentlichen Meinung bringen. Ich m ö chte noch vor Prozessbeginn anfangen, Ihren guten Ruf wiederherzustellen; die Saat des Zweifels jetzt gleich s ä en. Ich w ü rde gerne eine Pressekonferenz abhalten und den Medien den Antrag und das Ü berwachungsvideo samt Thomas’ Ergebnissen vorlegen.«
Ich hatte Burts Pressekonferenzen bei zahllosen anderen Prozessen beigewohnt, und seine pomp ö se Theatralik war mir stets unziemlich erschienen. So auch diesmal. » Ist das wirklich n ö tig? «
» Ob das n ö tig ist? Nein «, sagte er. » Hilfreich? Allerdings. Bis jetzt wurde alles, was in die Medien kam, von der Staatsanwaltschaft oder der Polizei herausgegeben. Und bis jetzt sieht das alles so aus, als w ä ren Sie schuldig wie die S ü nde.« Da hatte er, wie ich zugeben musste, recht. » Dieses Ü berwachungsvideo – zusammen mit Thomas’ schriftlichem Bericht und seinem Film, der die Unterschiede zwischen Ihrem Auto und dem geheimnisvollen Pick-up auf dem Video hervorhebt – wird allen klarmachen, dass Sie das Opfer eines kunstvoll ausgeheckten Plans sind.«
Das klang gut, aber ich wusste, dass nicht alle so reagieren w ü rden, wie Burt es vorhersah; einige w ü rden so reagieren, wie auch ich immer reagierte, und die ganze Vorstellung als Effekthascherei abtun. » Ich wei ß nicht, Burt.«
» Bill, Sie bezahlen mich – und Sie bezahlen mich gut –, um in den Genuss meiner Erfahrungen und meiner anwaltlichen F ä higkeiten zu kommen, richtig? «
» Richtig …«
» Meine ganzen Erfahrungen und all meine F ä higkeiten sagen mir, dass dies ein entscheidender Schritt ist, um eine starke Verteidigung f ü r Sie aufzubauen. Ein Prozess findet nicht im luftleeren Raum statt. Der Richter, die Staatsanwaltschaft und ich bringen uns fast um, um so zu tun, als w ä re es so, um die Illusion aufrechtzuerhalten, Geschworene w ä ren v ö llig unbeeinflusst von der Nachrichtenlage. In Wahrheit ist das Quatsch, und das wissen auch alle. Unsere Seite ist bis jetzt weit hintendran, Bill. Wir m ü ssen zusehen, dass wir da einen Fu ß in die T ü r kriegen.«
Es gefiel mir immer noch nicht, aber es klang logisch. Burts Tricks waren, wie ich annahm, f ü r seine Mandanten stets von Nutzen gewesen. Ich erinnerte mich an den alten Spruch, man solle einen anderen Menschen nicht beurteilen, bevor man nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen sei. Im Augenblick kam ich mir vor, als w ü rde ich in einem Paar m ä chtig stinkender Schuhe, in denen mir etwas unangenehm zwischen den Zehen hochquoll, einen Marathon
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