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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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ich rot anlief. » Nein «, sagte ich. » Er schien ein normal gewachsener Mensch zu sein. Er war Marathonl ä ufer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemandem mit Skoliose leichtfallen w ü rde, Marathon zu laufen.«
    » Haben Sie je Fotos oder Nachrichtenbeitr ä ge ü ber Amputierte mit k ü nstlichen Gliedma ß en gelesen, die Marathon laufen? «
    » Ja «, sagte ich.
    » Stellen Sie sich vor, dass es diesen Menschen immer leichtf ä llt? «
    » Nein. Aber ich bin mir nicht sicher, worauf Sie hinauswollen.«
    » Worauf ich hinauswill, Dr. Brockton, ist Folgendes: Sie wissen nicht mit Sicherheit, dass Billy Ray Ledbetters Wirbels ä ule normal war, und Sie wissen nicht mit Sicherheit, dass die Wirbels ä ule Ihres Forschungsobjekts dieselbe Form hatte wie die von Mr. Ledbetter. Worauf ich hinauswill, ist die Tatsache, dass ein Messer in Mr. Ledbetters K ö rper durchaus einen anderen Stichkanal genommen haben k ö nnte als in der bei Ihrem Experiment benutzten Leiche, falls die Wirbels ä ulen unterschiedlich gebogen waren. K ö nnte das sein, Dr. Brockton? «
    Ich war keineswegs bereit, klein beizugeben. » Leicht abweichend «, sagte ich. » Falls eine der beiden Wirbels ä ulen eine schwere Kr ü mmung aufgewiesen h ä tte und die andere nicht. Doch keine der beiden war schwer gekr ü mmt.«
    » Sie haben eben gesagt, Sie h ä tten die Wirbels ä ulen weder nachgemessen noch R ö ntgenaufnahmen davon gemacht, um sie auf Skoliose zu untersuchen «, feuerte er zur ü ck.
    » Ich habe Ihre Wirbels ä ule auch nicht nachgemessen oder ger ö ntgt «, sagte ich, » doch das hindert mich nicht daran, festzustellen, dass Sie wahrscheinlich in der Halswirbels ä ule leichte Bandscheibenvorf ä lle und -kompressionen haben. Deswegen halten Sie den Kopf leicht vor den Schultern. Haben Sie Nackenschmerzen? Sie w ä ren wom ö glich ein guter Kandidat f ü r eine Wirbelk ö rperfusion.«
    » Wir sind nicht hier, um ü ber meine Wirbels ä ule zu diskutieren, Sir «, br ü llte er mich fast an.
    » Nein, Sir, das sind wir nicht «, sagte ich ruhig. » Wir sind hier, um ü ber Wahrheit und Kompetenz zu sprechen, und worauf ich hinaus will, ist, dass ich, nachdem ich Tausende von Skeletten untersucht habe, weder R ö ntgenaufnahmen machen noch Winkel ausmessen muss, um eine deformierte Wirbels ä ule zu erkennen. Keines der beiden Individuen hatte eine deformierte Wirbels ä ule.«
    Er stotterte ein wenig und versuchte, wieder die Oberhand zu gewinnen, aber er hatte seine Trumpfkarte eindeutig ausgespielt, und sie war nicht das Ass gewesen, auf das er gehofft hatte. Nach einigen weiteren Wortgefechten gebot der Arzt, der die Anh ö rung leitete, Einhalt, dankte mir und verk ü ndete, es stehe mir frei zu gehen.
    Als ich den Raum verlie ß , fiel mein Blick auf Hamiltons Anwalt, der sich den Nacken rieb, und ich musste l ä cheln. Dann sah ich, dass die Stenografin von mir zum Anwalt schaute und zur ü ck. Sie zwinkerte mir zu und l ä chelte und schlug gleichzeitig die Beine ü bereinander. Ich war mir nicht sicher, ob das ein gl ü cklicher Zufall war oder ob es eine Art Belohnung daf ü r war, dass ich f ü r ein bisschen Unterhaltung gesorgt hatte. Wie auch immer, mein L ä cheln wurde breiter, und ich zwinkerte zur ü ck.
    Dann sah ich, dass Garland Hamilton mich anschaute. Ich begegnete seinem Blick, und er nickte kurz. Das Nicken war nicht so freundlich wie seine Begr üß ung, aber es war leidlich freundlich angesichts der Tatsache, dass hier sein Berufsleben auf dem Spiel stand und ich daran beteiligt war, es zum Ende zu bringen.
    Der Anwalt des Gesundheitsministeriums f ü hrte mich aus dem Raum. In der marmornen Halle sa ß Jess Carter vor der Doppelt ü r auf einer Bank. Wenn ich dar ü ber nachgedacht h ä tte, w ä re ich drauf gekommen, dass Jess ebenfalls aussagen w ü rde, denn sie hatte die Leiche von Billy Ray ein zweites Mal obduziert, bevor ich die Knochen untersucht hatte. Doch ich war zu sehr mit dem Chattanooga-Fall und meinem groben Umgang mit meinem kreationistischen Studenten besch ä ftigt gewesen, um dar ü ber nachzudenken.
    » Hey, Fremder «, sagte sie. » Na, so was, du hier? Hast du heute Abend zuf ä llig Zeit? «
    Das war das zweite Mal an diesem Tag, dass mich eine Frage aus dem Takt brachte.
    » Nun, kann gut sein «, sagte ich, und meine Gedanken hinkten einen halben Schlag hinter meinen Worten hinterher. » Ich meine, ja. Ich glaube schon. Du auch? «
    Sie lachte ü ber meine

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