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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Unbeholfenheit. » Ach. Tut mir leid, nein. Ein Typ, der im Krankenhaus war, um sich einem Routineeingriff am Fu ß zu unterziehen, ist in der Nacht, in der er eingeliefert wurde, gestorben, und die Familie schreit nach einem Prozess. Ich muss zur ü ck und ihn heute Nachmittag obduzieren.«
    » Oh. Richtig. Ich auch nicht, wenn ich recht dar ü ber nachdenke. Ich meine, ich habe keine Obduktion. Ich muss einige schriftliche Arbeiten benoten, damit ich sie morgen fr ü h zur ü ckgeben kann.«
    » Ich dachte, diese Woche w ä ren an der Uni Fr ü hlingsferien? « Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. Unter beiden Brauen blitzten ihre Augen.
    Verdammt. Warum arbeitete ihr Prozessor immer so viel schneller als meiner? Ich war froh, dass nicht Jess mich eben da drin ins Kreuzverh ö r genommen hatte. » Lass dich von mir nicht aufhalten, deine Aussage zu machen «, sagte ich und nickte zu dem Anwalt, der schon unruhig wurde.
    » Oh, was ich zu sagen habe, dauert nicht lange «, sagte sie. » Ich erz ä hle ihnen blo ß , dass ich einen Blick auf die halbverwesten Ü berreste geworfen und sie dann direkt dem ber ü hmten Dr. Brockton ü bergeben habe.«
    Sie zwinkerte, drehte sich um und verschwand durch die T ü r. In ihrem Kielwasser hinterlie ß sie einen Wirbel aus Haar, Parfum und weiblichen Pheromonen. Und eine unmissverst ä ndliche Aura aus Klugheit, Intelligenz und beruflicher Kompetenz.

10
    Ich hatte den Stapel von hundert schriftlichen Arbeiten erst zur H ä lfte durchgearbeitet, und schon meldete sich mein Magen. Ich schaute auf die Uhr, halb elf, das war selbst f ü r meine Verh ä ltnisse zu fr ü h, wenn auch nicht viel. Abgesehen davon servierte die n ä chstgelegene Cafeteria im Sportgeb ä ude auf der anderen Stra ß enseite Mittagessen erst ab elf. Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich die restlichen f ü nfzig Arbeiten – ein Multiple-Choice- und L ü ckentest – noch fertig korrigieren und trotzdem immer noch der Erste in der Schlange f ü rs Mittagessen sein.
    Es klopfte an meiner T ü r. Wenn ich da war, lie ß ich die T ü r immer angelehnt, und die meisten Studierenden platzten einfach herein. Diesmal nicht. » Herein «, sagte ich. Miranda steckte den Kopf durch die T ü r und sah sich im Raum um. » Seit wann klopfen Sie an? «, fragte ich.
    » Seit ich reingekommen bin und Sie jemanden gek ü sst haben «, sagte sie und verdrehte die Augen.
    » Aha «, sagte ich und bereute die Frage schon. » Das war ein einmaliger Fehltritt. Ich war damals von Trauer ü berw ä ltigt. Sie hat versucht, mich zu tr ö sten.« Meine Studentin – besch ä menderweise war » sie « auch noch eine Erstsemesterstudentin gewesen – hatte mir damals eigentlich nur eine einfache Frage gestellt, mit der sie dann einen Strom von Trauer ü ber den Tod meiner Frau ausgel ö st hatte. In dem Versuch, mich zu tr ö sten, hatte die junge Frau mir einen Kuss gegeben, der voller Mitgef ü hl begann, aber rasch leidenschaftlich wurde. Es war wahrscheinlich ein Gl ü ck, dass Miranda just in diesem Augenblick in der T ü r aufgetaucht war, denn sonst h ä tte ich die Grenze wom ö glich noch weiter ü berschritten.
    » Tr ö sten, ha «, schnaubte Miranda. » Hm. So ä hnlich wie der Gef ä ngnisw ä rter, ü ber den ich letzte Woche was im News Sentinel gelesen habe? Der Typ wurde erwischt, wie er eine weibliche Gefangene tr ö stete. Wenn ich die Geschichte richtig in Erinnerung habe, war sie vor Kummer ganz au ß er sich, dass sie wegen Prostitution verhaftet worden war.«
    » Nein «, sagte ich, » nicht so. Bei diesem Trost hier war niemand nackt.«
    » H ä tte aber sein k ö nnen, wenn ich nur f ü nf Minuten sp ä ter gekommen w ä re «, sagte sie. » Wo wir gerade von der t ü chtigen und trostreichen Miss Carmichael sprechen, wie geht es ihr eigentlich? Ist sie immer noch Jahrgangsbeste? «
    » Ich wei ß nicht «, sagte ich. » Sie hat dieses Semester zwei Seminare in Kulturanthropologie belegt. Ich hoffe, sie ist nicht auf die dunkle Seite gewechselt.«
    » Hm. Vermutlich schwenkt sie wieder zur physischen Anthropologie zur ü ck. Physisch ist sie ja doch sehr pr ä sent, oder? « Miranda l ä chelte s üß bei diesen Worten, um mir zu verstehen zu geben, dass sie scherzte. Irgendwie.
    » Ich bin froh, dass Sie das sagen.« Ich erwiderte ihr L ä cheln. » Ich dachte schon, wir h ä tten sie verloren. Ach, Miranda, Sie haben mich so … getr ö stet.«
    Sie sah mich w ü tend an, dann lachte sie. » Okay,

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