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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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fast aussahen wie Spritzer k ö rnig wei ß er Zahncreme. Besonders bei warmem Wetter schl ü pften innerhalb weniger Stunden, nachdem eine Fliege ihre Eier abgelegt hatte, Hunderte winziger Maden, die Larven der Schmei ß fliege.
    Jetzt, Jahre sp ä ter, wussten die meisten Beamten der Spurensicherung, dass sie die gr öß ten Maden sicherstellen mussten, die sie auf einer Leiche fanden, da diese wahrscheinlich von den ersten Fliegen stammten, die die Leiche entdeckt hatten. Indem sie diese Maden einsammelten und konservierten und dann an einen forensischen Entomologen schickten, bekamen die Beamten der Spurensicherung eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie lange der Mord her war. Sehr gut ausgebildete Beamte hoben auch einige der gr öß ten Maden auf und machten sich sorgf ä ltige Notizen, wann diese sich in eine Puppenh ü lle oder ein Puparium einspannen – die plumpe Version der Made von dem, was bei der Raupe der Kokon war –, und protokollierten, wann die Metamorphose zum erwachsenen Insekt stattfand. Der einzige Unterschied zum Kokon war der, dass aus dem Puparium kein h ü bscher Schmetterling herauskrabbelte, sondern eine junge Schmei ß fliege, die sich ebenfalls sofort auf die Leiche st ü rzte, falls diese noch da war. So weit, sagte Jess, hatten sich die lebenden Maden, die auf der Leiche eingesammelt worden waren, noch nicht verpuppt. Wenn die eingesammelten Maden tats ä chlich die Brut der ersten Fliegen waren, bedeutete das, dass der Mord vor weniger als vierzehn Tagen passiert war.
    Selbst aus einigen Schritten Entfernung konnte ich den dunklen Fleck am Fu ß des Baums erkennen, der markierte, wo fl ü chtige Fetts ä uren aus der Leiche getropft waren, als diese zu verwesen begann. Im N ä hertreten sah ich den ersten zus ä tzlichen Beweis, den zu entdecken ich gehofft hatte: eine d ü nne, dunkle Linie, die vom Fu ß des Baums an den Waldrand f ü hrte. Der Tatortbericht hatte mir Grund zu der Hoffnung gegeben, dass ich sie hier entdecken w ü rde.
    » Scharfes Auge, falsche Schlussfolgerung «, murmelte ich.
    » Wie das? « Ich hatte vergessen, dass der F ö rster noch da war.
    » Oh, tut mir leid «, sagte ich, » ich f ü hre Selbstgespr ä che. Sehen Sie diese d ü nne Linie dunkler Fl ü ssigkeiten? «
    » Ja «, sagte er. » Eine Schleifspur. Ein Beamter der Spurensicherung hat mich darauf hingewiesen. Er sagte, sie w ü rde beweisen, dass der Mord da dr ü ben am Waldrand ver ü bt wurde. Er sagte, das sei der eigentliche Tatort, und der Baum hier sei eigentlich nur der Leichenfundort.«
    » Das glaube ich nicht «, sagte ich. » Sehen Sie, dass die Linie hier am Baum am dunkelsten ist und dann verblasst, je weiter sie wegf ü hrt? «
    Er besah sich die d ü nne Linie. » Kann sein, ja, jetzt wo Sie’s sagen. Und? «
    » Ich glaube, was wir hier haben, ist eine Madenspur.«
    » Eine Madenspur? «
    » Wenn die Maden bereit sind, sich zu verpuppen und sich in Fliegen zu verwandeln, krabbeln sie manchmal von der Leiche weg, um einen gesch ü tzteren Ort aufzusuchen. Wahrscheinlich, um nicht gleich von V ö geln verschlungen zu werden. Und aus Gr ü nden, die wir nicht verstehen, laufen sie dabei alle in dieselbe Richtung, wie eine Herde Schafe oder K ü he oder ein Haufen Lemminge.«
    » Aha «, war alles, was er sagte.
    » Der Grund, warum die Spur d ü nner wird, je weiter sie von der Leiche wegf ü hrt, ist der, dass sie zuerst noch mit Schmer von der Leiche bedeckt sind.«
    » Schmer? «
    » Schmer. Das ist ein Fachausdruck, mit dem wir Doktoren gerne um uns werfen, um das gemeine Volk zu beeindrucken «, sagte ich. » Mehr oder weniger austauschbar mit ›Schmiere‹. Oder auch mit ›fl ü chtige Fetts ä uren‹. Egal, sie sind jedenfalls, wenn sie aus dem Kokon schl ü pfen, voller Schmer, doch wenn sie sich ü ber den Boden schl ä ngeln, wird der Schmer abgewischt und hinterl ä sst die Spur, die wir da sehen. Wenn die Maden dann da ankommen, wo sie hinwollen, sind sie oft so sauber, dass sie keine Spur mehr hinterlassen. Aber ich wette, wenn wir uns in diese Richtung halten, finden wir sie.«
    Die dunkle Spur f ü hrte in einer bemerkenswert geraden Linie, ungef ä hr drei ß ig Zentimeter breit, Richtung Westen, also folgte ich ihr zum Waldrand. Nach wenigen Schritten verblasste sie deutlich, also lie ß ich mich wieder auf alle viere nieder und krabbelte an ihr entlang ins Unterholz. Cliff folgte mir aufrecht. Kaum erreichte ich ein undurchdringliches Dickicht aus

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