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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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lassen. Ich bin ja eh davon ausgegangen, dass ich allein da drau ß en w ä re.«
    Er legte den R ü ckw ä rtsgang ein, lie ß die R ä der durchdrehen und setzte zur ü ck, bis seine hintere Sto ß stange am Waldrand an einen Sch ö ssling stie ß . Dann kurbelte er das Steuer nach links und schob sich vor, wobei er beim Wenden fast den Kotfl ü gel des Bronco gestreift h ä tte. Er winkte mir, ihm zu folgen, und holperte dann langsam den immer schmaler werdenden Waldweg hinauf.
    Der Weg zog eine frische, r ö tlich braune Schneise durch den Wald, eine Wunde, deren R ä nder noch nicht ganz verheilt waren; und weil er so neu war, war er wohl auch noch nicht auf der GPS-Karte verzeichnet. Ausgefahrener Lehm wechselte sich mit gelbbraunem Sand und freigelegtem Sandstein ab. Nach mehreren Minuten holperten wir durch das felsige Bett eines kleinen Flusses, dann tastete sich der Pick-up in einen Einschnitt zwischen die B ä ume, wo die Planierraupe, die den Weg gebahnt hatte, einen Berg von Erde und Wurzeln sechs Meter in den Wald hineingeschoben hatte. Der F-150 fuhr so weit vor, dass hinter ihm auch noch Platz f ü r mich war, und wir stiegen aus.
    Ein Gewirr tiefer Reifenspuren bezeugte, dass hier k ü rzlich viel Betrieb geherrscht hatte, doch davon abgesehen wies nichts darauf hin, dass in der N ä he der Schauplatz eines Verbrechens lag. » Ich bin m ä chtig froh, dass ich Ihnen ü ber den Weg gelaufen bin «, sagte ich. » Ich wei ß nicht, ob ich das hier allein gefunden h ä tte. Wahrscheinlich nicht.«
    » Freut mich, Ihnen helfen zu k ö nnen «, sagte er. » Guter Vorwand, an einem sch ö nen Tag aus dem Auto zu steigen und im Wald spazieren zu gehen. Ich hei ß e ü brigens Gassoway. Clifton. Nennen Sie mich Cliff.«
    » Cliff, ich bin Bill Brockton. Ich bin forensischer Anthropologe an der University of Tennessee, Knoxville.« Wir sch ü ttelten uns die Hand.
    » Sind Sie der Kerl mit den vielen Leichen? «
    » Der bin ich «, sagte ich. » Manche Leute sammeln Antiquit ä ten, ich sammle Leichen.« Ich warf einen Blick auf den Bronco und ü berlegte kurz, ob ich ihm den Inhalt der K ü hlbox zeigen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass das wahrscheinlich zu viel des Guten w ä re. » Gehen Sie vor.«
    Wir folgten dem kleinen Fluss ein kurzes St ü ck; es gab keinen richtigen Pfad, aber das Laub und das Unterholz sahen aus, als w ä ren sie k ü rzlich plattgetrampelt worden. Nach rund hundert Metern kreuzten wir einen gut ausgetretenen Weg, der gelegentlich Markierungen mit wei ß er Farbe an Baumst ä mmen aufwies. Cliff wandte sich nach rechts, und ich folgte ihm. » Sieht aus, als w ä ren wir nicht so weit abseits ausgetretener Pfade, wie ich dachte «, sagte ich.
    » Wir sind in der N ä he des s ü dlichen Endes des Cumberland Trails «, sagte er. » Er ist noch nicht ganz fertig, aber er wird sich mal vierhundertachtzig Kilometer entlang des Cumberland Plateaus erstrecken und bis rauf nach Kentucky f ü hren. Wir haben hier nicht so viele Wanderer wie in den Abschnitten weiter n ö rdlich – Fiery Gizzard und Devil’s Staircase und die Big South Fork haben wirklich ein paar phantastische Ecken zu bieten –, aber ich schaue gerne von hier runter in die Schlucht.«
    W ä hrend er das sagte, bemerkte ich in der Vegetation zu unserer Linken L ü cken, die bald gr öß er wurden und einen spektakul ä ren Ausblick freigaben. Anderthalb Kilometer s ü dlich erhob sich in einer dunklen, hohlen Biegung ein steiler Berghang; an seinem Fu ß machte der Tennessee River eine breite Kehre, str ö mte von Chattanooga s ü dlich, wurde von dieser unbeweglichen geologischen Formation wieder nach Norden abgelenkt und fand dann in einer drei Kilometer langen S-Kurve einen Durchbruch nach Westen.
    Der Aussichtspunkt, wo wir standen, bestand aus einem halben Dutzend Sandsteinsimsen, auf die von einem Hain weit auseinander stehender Kiefern ein Teppich aus Moos und Kiefernnadeln herabgeregnet war. Einige B ä ume sahen gesund aus, andere waren Opfer von Bergkiefernk ä fern und gewaltigen St ü rmen geworden, die ihre St ä mme drei Meter ü ber dem Boden umgeknickt hatten.
    Die aneinandergrenzenden Simse, die jeweils ein wenig h ö her oder niedriger als die Nachbarn waren, erinnerten mich an Fallingwater, das ber ü hmte Haus von Frank Lloyd Wright in Pennsylvania, dessen viele Balkone unerschrocken ü ber einen wilden Fluss und einen Wasserfall ragten. In der N ä he des Rands der westlichsten Terrasse, nur

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