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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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zum Polizeirevier setzte Evers mich auf den R ü cksitz seines Wagens. Es gefiel mir gar nicht, dort zu sitzen. Als ich herausfinden wollte, warum er mich verfolgt hatte, winkte er nur ab. » Wir unterhalten uns, sobald wir im Vernehmungszimmer sind und das Tonband l ä uft «, war alles, was er sagte. Ich betrachtete es als schlechtes Zeichen, dass er das Wort » Vernehmung « in den Mund nahm.
    Das Vernehmungszimmer war, wie sich herausstellte, derselbe Raum wie das » Besprechungszimmer «. Das Einzige, was anders war, war die Atmosph ä re – sie war ausgesprochen feindselig geworden. Horace Bingham sa ß bereits auf dem Stuhl, auf dem er auch vor einer halben Stunde gesessen hatte; es sah aus, als h ä tte er sich in der Zwischenzeit nicht vom Fleck ger ü hrt. Er studierte einen gelben Kanzleipapierblock, und er schaute nicht auf, als wir eintraten.
    Evers zeigte wortlos auf den Stuhl der Videokamera gegen ü ber, dann legte er den Rekorder wieder auf den Tisch. »Genau wie vorhin, Dr. Brockton, werden wir dieses Gespr ä ch aufzeichnen «, sagte er, dr ü ckte den Aufnahmeknopf und verk ü ndete: » Dies ist eine Vernehmung von Dr. William Brockton bez ü glich des Mordes an Dr. Jessamine Carter.« Da war dieses Wort wieder, » Vernehmung «. Evers nannte das Datum und die Uhrzeit und stellte den Rekorder dann vor mich auf den Tisch.
    » Dr. Brockton, kommen wir zur ü ck auf den letzten Freitagabend in dem Restaurant «, sagte Evers.
    » Okay «, sagte ich. » Ich wei ß nicht, was ich Ihnen noch dar ü ber erz ä hlen k ö nnte, aber ich will es versuchen.«
    » Wer von Ihnen sah den Exmann zuerst an einem Tisch in der N ä he sitzen, Dr. Carter oder Sie? «
    » Er sa ß an der Bar «, sagte ich, » nicht an einem Tisch. Sie sah ihn. Ich war ihm nur einmal begegnet, vor einigen Jahren, ich h ä tte ihn gar nicht erkannt.«
    » Und sie verlie ß Sie und ging zu ihm hin ü ber und setzte sich zu ihm.«
    » F ü r ein paar Minuten.«
    » Vorhin sagten Sie, es seien mindestens zehn Minuten gewesen.« Er wandte sich an Horace. » Wie lauteten seine genauen Worte? «
    Horace bl ä tterte in dem Kanzleipapierblock, dann las er mit stockend monotoner Stimme vor: » ›Zehn Minuten. Vielleicht f ü nfzehn. Kam mir vor wie eine Ewigkeit.‹ « Hatte ich das wirklich gesagt? Und hatte Horace jedes Wort, das ich gesagt hatte, mitgeschrieben?
    Evers wandte sich mir wieder zu. Dabei streifte er mit seinem Knie an meinem Knie vorbei. Dann rutschte er leicht auf seinem Stuhl herum, sodass er jetzt ein Knie zwischen meine Knie schieben konnte, statt dass unsere Knie zusammenstie ß en. Beim Herumrutschen schob er sich auch n ä her an mich heran. Unbehaglich nah. » Eine Ewigkeit «, wiederholte er. » Das ist ziemlich lang, nicht wahr, Dr. Brockton? Was dachten Sie w ä hrend dieser Ewigkeit? «
    » Ich wei ß nicht. Ich erinnere mich nicht. Ich habe wohl ü berlegt, was er dort machte, und mir gew ü nscht, er w ä re nicht aufgetaucht. Ich habe mir Sorgen gemacht, was das mit Jess machte und dem, was zwischen uns war. Ich wei ß , dass ich mir Sorgen machte, dass unser Essen kalt w ü rde.« Ich versuchte zu l ä cheln, um die Spannung zwischen uns zu l ö sen, doch das schluckte er nicht, und so f ü hlte sich mein L ä cheln doppelt falsch an.
    » Waren noch andere Leute im Restaurant? «
    » Sicher. Es war Freitagabend. Es war ziemlich voll.«
    » Ist einigen dieser Leute aufgefallen, dass Ihre Verabredung Sie wegen eines Typs an der Bar sitzen lie ß ? «
    » Sie hat mich nicht sitzen lassen, und Sie war auch nicht meine Verabredung.«
    » Nicht? Sie hatten eine sexuelle Beziehung mit dieser Frau, und Sie haben sie zum Abendessen in ein schickes Restaurant ausgef ü hrt. Ich w ü rde das eine Verabredung nennen. Wie nennen Sie als Promovierter so etwas? «
    » Ich habe es nicht als romantischen Abend betrachtet. Ich habe versucht, sie aufzumuntern; ich wollte, dass es ihr besser geht, nachdem sie in meinem B ü ro angegriffen worden war.«
    Evers wandte sich wieder an den Hydranten. » Haben Sie das geh ö rt? Er hat es nicht als romantischen Abend betrachtet. Sie haben doch gerade mit der Kellnerin gesprochen, nicht wahr? « Horace nickte. » Was hat sie gesagt, wie er sich verhalten hat? Sie sagte, sie sahen aus wie Verliebte, nicht wahr? «
    Horace bl ä tterte in seinem Kanzleipapierblock ein St ü ck zur ü ck. » Sie sagte: ›Er hat immer wieder ihre Hand ber ü hrt. Er hat ihr die Hand gek ü sst. Ich

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