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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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weiter aufstemmen können, aber ich glaube, auf eine klitzekleine Herausforderung wollte ich dann doch nicht verzichten.
    Ich spähte nach draußen. Niemand sah zu mir herauf. In den Geschäften auf der anderen Straßenseite war kein Mensch zu sehen, ebenso wenig an den Fenstern des Hotels ein Stück weiter die Straße entlang. Ein paar Geschäfte schienen gleich schließen zu wollen. Nach meiner Uhr war es 17.25 Uhr. Ja, sogar die meisten Läden würden um halb sechs schließen. Die Touristen und sonstigen Gäste des Craigmead Hotels waren vermutlich noch unterwegs und genossen das sommerliche Wetter. Spätestens um sechs würde die Straße wie ausgestorben sein. Ich brauchte nur zu warten.
    Ich holte den Koffer herauf und öffnete ihn. Einen Stuhl konnte ich nicht finden, dafür aber eine Holzkiste, die ich hochkant hinstellte. Sie erschien mir ausreichend stabil, also zog ich sie ans Fenster und setzte mich darauf. Vor mir auf dem Fußboden lagen das PM und zwei Patronen. Ich saß da und dachte über Patronen nach. Man sollte nicht glauben, dass etwas so Kleines und in seinem Zweck so eindeutig Festgelegtes so vielfältig sein kann. Zylindrisch, konisch oder flaschenförmig? Mit Ausziehrille, Rand, Halbrand, versenktem Rand oder ohne Rand? Zentral- oder Randfeuerzündung? Dann war da noch die chemische Zusammensetzung des Initialsprengstoffs. Ich wusste, dass Max seine eigene Zündladung mischte - aus Bleistyphnat, Antimonsulfid und Bariumnitrat, aber das genaue Mengenverhältnis behielt er für sich. Ich fasste eine Patrone an Spitze und Boden und hob sie auf. Wie es wohl war, erschossen zu werden? In gerichtsmedizinischer Hinsicht hätte ich die Frage beantworten können. Ich kannte die verschiedenen Arten von Ein- und Austrittswunden, die unterschiedliche Waffen auf unterschiedliche Entfernungen und mit jeweils unterschiedlicher Munition erzeugten. Ich musste solche Dinge wissen, um jeden Abschuss individuell abstimmen zu können. Manche Scharfschützen schwören auf den Kopfschuss, manche nennen ihn den »JFK«. Nichts für mich.
    Ich bin fürs Herz.
     
    Worüber dachte ich sonst noch in diesem Raum nach, während der Verkehr wie das eintönige, beruhigende Rollen der Brandung am Fenster vorüberzog? Ich dachte sonst an nichts. Ich leerte meinen Geist. Ich hätte in Trance sein können, so wie ich vermutlich aussah. Ich ließ meine Schultern sacken, den Kopf vornüberfallen, die Wangenmuskeln erschlaffen und spreizte meine Finger, ballte sie nicht zusammen. Und mit leicht unscharf gestelltem Blick beobachtete ich den kreisenden Sekundenzeiger meiner Uhr. Schließlich kam ich wieder zu mir, und da bemerkte ich, dass sich mir die Frage stellte, was ich heute zu Abend essen würde.
    Irgendein dunkles Fleisch in einer kräftigen Sauce, zu der guter Rotwein passte. Es war fünf vor sechs. Ich hob das PM auf, öffnete den Verschluss, legte die erste Patrone ein und schob den Verschluss wieder vor. Dann holte ich ein kleines handgenähtes Kissen aus meiner Jacketttasche und platzierte es zwischen meine Schulter und den Schaft des Gewehrs. Der Rückstoß war beträchtlich.
    Nun begann die gefährliche Phase. Wenn mich jetzt jemand entdeckte, würde er nicht lediglich einen Mann an einem Fenster sehen, sondern den Lauf eines Gewehrs, ein schwarzes Zielfernrohr und einen zielenden Scharfschützen. Aber die wenigen Passanten hatten es eilig, nach Hause oder zu einer Verabredung zu kommen, und keine Zeit, nach oben zu schauen. Sie trugen Tüten voller Einkäufe. Sie hielten die Augen starr auf das tückische Pflaster der Londoner Bürgersteige gerichtet. Wenn einen nicht eine gesprungene Steinplatte zu Fall brachte, dann vielleicht die Hundescheiße. Außerdem durften sie auch nicht geradeaus schauen; das hätte unter Umständen bedeutet, die Augen eines Unbekannten auf sich zu lenken, einen unerwünschten Blickkontakt zu provozieren.
    Die Zieloptik war hervorragend, ich hatte den Eindruck, als wäre ich nur ein, zwei Meter von der Hoteltreppe entfernt. Es gab eine Drehtür in der Mitte und links und rechts davon normale, nicht automatische Türen. Die meisten Leute, die das Hotel betraten oder verließen, benutzten die normalen Türen. Ich fragte mich, welche sie nehmen würde. Jetzt war es sechs, Punkt sechs. Ich blinzelte ein wenig, damit meine Augen klar blieben. Eine Minute nach sechs, dann zwei Minuten. Ich atmete ruhig, immer tief ein und langsam wieder aus. Ich hatte das Auge vom Okular genommen, sah den

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