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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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brauchbare Koffer, den ich hatte auftreiben können.
    Er war silberfarben und hatte drei Schnappverschlüsse und einen schwarzen Tragegriff. Ich hatte ihn in einem Spezialgeschäft für Fotobedarf gekauft. Gedacht war er eigentlich für den Transport von Rollen teuren Hintergrundpapiers. Der Verkäufer hatte versucht, mir ein paar Bogen Verlaufpapier aufzuschwatzen, die gerade im Angebot seien, aber ich hatte dankend abgelehnt. Es machte mir nichts aus, dass der Koffer zu groß war. So würde niemand auf die Idee kommen, dass er ein Gewehr enthalten könnte.
    In Filmen pflegt der typische Auftragsmörder ein Diplomatenköfferchen zu tragen. Darin befindet sich, in Schaft, Basküle und Lauf zerlegt, sein Gewehr. Er lässt die Teile einfach einrasten und montiert das Zielfernrohr auf. Im wirklichen Leben wäre eine solche Waffe, selbst wenn sie sich überhaupt irgendwo auftreiben ließe, nicht annähernd so zielgenau wie ein anständiges Teil aus einem Stück. Normalerweise trage ich mein Gewehr in einem speziellen eingenähten Futteral unter meinem Regenmantel, aber das PM war dazu einfach zu lang und zu schwer. Deswegen hatte ich mich entschieden, statt zu laufen, mit dem Taxi ins Büro zu fahren.
    Ich hatte das Wetter ein paar Stunden lang beobachtet und mir sogar im Hotel den aktuellsten Wetterbericht telefonisch durchgeben lassen. Heiter, aber ohne direkten Sonnenschein. Mit anderen Worten: ideale Bedingungen, da die Sonne des Scharfschützen schlimmster Feind ist. Ich hatte mir einen Kaugummi in den Mund gesteckt und machte außerdem Atemübungen, obwohl ich bezweifelte, dass die in meinem momentanen, verkrampften Zustand viel nützen würden. Aber schon nach wenigen Minuten fuhr das Taxi an den Straßenrand und setzte mich vor dem Bürogebäude ab.
    Sie müssen bedenken, es war Samstag, und auch wenn ich mich in der Innenstadt von London befand, lag mein Ziel an keiner der Hauptverkehrsadern. Auf der Straße ging es also recht ruhig zu. Ein Stück weiter hatte sich vor einer roten Ampel eine Schlange von Autos und Taxis gebildet, aber in den Geschäften war wenig los, und die Büros waren alle geschlossen. Die Geschäfte, die übliche Mischung aus Keramikstudios, kleinen Kunstgalerien, Schuhgeschäften und Reisebüros, lagen auf Straßenniveau. Ich bezahlte den Fahrer, wuchtete den Metallkoffer auf den Bürgersteig und blieb stehen, bis das Taxi losfuhr. Auf der anderen Straßenseite gab es weitere Geschäfte mit Büros in den Stockwerken darüber und dann das Craigmead-Hotel. Es war eins von diesen alten dezenten Hotels mit indezenten Zimmerpreisen. Ich wusste das deswegen, weil ich mit dem Gedanken gespielt hatte, dort abzusteigen, bevor ich mich für eine weit sicherere Adresse entschieden hatte.
    Das Gebäude, vor dem ich stand, war ein typischer Bürokomplex, wie man ihn im Zentrum von London überall findet, mit einem imposanten Eingang, zu dem vier Stufen hinaufführten, und einer Fassade, hinter der sich in manchen Vierteln der Stadt ein riesiges, in kleine Apartments aufgeteiltes ehemaliges Privathaus verborgen hätte. Das Gebäude nebenan war auch tatsächlich, abgesehen von Erdgeschoss und erstem Stock, in solche kleinen Wohnungen zerstückelt worden. Das Objekt meiner Wahl wurde allerdings gerade erst entkernt und zu etwas umgebaut, das die Tafel davor als »Luxusbüroräume für das 21. Jahrhundert« anpries.
    Ich war schon gestern und vorgestern hier vorbeigegangen, und noch einmal heute Vormittag. Wochentags wimmelte es im Haus von Arbeitern, aber da wir heute Samstag hatten, war die Haustür abgeschlossen, und drinnen rührte sich nichts. Deshalb hatte ich mich auch eher dafür entschieden als für das Wohnhaus nebenan, in das man zwar leichter hineinkam, dessen Apartments aber wahrscheinlich auch am Wochenende bewohnt sein würden. Ich ging zur Eingangstür und nahm mir das Schloss vor. Es war ein einfaches Yale, und nicht einmal fest montiert. Die richtigen Schlösser würden erst in einem späteren Stadium der Renovierung angebracht werden. Solange es drinnen nur wenig gab, das sich zu klauen lohnte, hielt die Baufirma ein Qualitätsschloss offenbar nicht für nötig.
    Dazu, die Alarmanlage zu installieren, war sie auch noch nicht gekommen: ein weiterer Grund für meine Wahl. Aus der Wand hingen Kabel, die in der frischen Luft baumelten. Später würde man sie an den Alarmgeber anschließen und das Ganze mit einem Gehäuse abdecken. Aber vorerst schien Einbruchssicherheit kein Thema zu

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