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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht erinnert, und einen Vater,
den sie nie kennengelernt hat, ist!«
    »Jackie
konnte das — und hat es auch getan«, knurrte ich. »Wegen Antonia würde ich mir
nicht allzuviel Sorgen machen — sie ist recht
elastisch. Innerhalb von achtundvierzig Stunden hatte sie Jackie mit Hilfe von
Reiner hereingelegt — aber gründlich!«
    Seine
Augen öffneten sich weit, und er starrte mich erneut an. »Als ich die beiden
beisammen fand?«
    »Es
war eine abgekartete Sache«, sagte ich. »Antonia hatte das alles arrangiert.«
    »Sie
sind so verdammt schlau, Holman «, sagte er bitter.
»Gibt es vielleicht noch etwas, das ich nicht weiß?«
    »Wenn
ich dazu Zeit hätte«, sagte ich vorsichtig, »könnte ich alles Erforderliche
über Helen Christie herausfinden, um dahinterzukommen, was sie mit Ihrer
Vergangenheit zu tun hat — aber die Zeit habe ich eben nicht.«
    »Ich
bin überrascht.« Er grinste wütend. »Gibt es wirklich etwas, das Sie nicht
wissen? Ich dachte, Sie wären allwissend.«
    »Ich
könnte gewisse Vermutungen anstellen.« Ich zuckte die Schultern. »Aber sie sind
so absurd, daß ich Angst habe, sie laut auszusprechen.«
    »Vermutungen
des Allwissenden.« Er nahm seine Pfeife wieder heraus und begann, sie zu
stopfen. »Sie war Schauspielerin, als ich sie damals heiratete. Nach der
Scheidung heiratete sie ihren langjährigen Liebhaber — einen Schauspieler
namens Christie. Er starb zwei Jahre später und hinterließ ein Bündel
unbezahlter Rechnungen. Sie brauchte dringend einen Job, aber es war nicht
leicht für sie, beim Theater wieder anzukommen, weil ich inzwischen dort
berühmt geworden war und die Leute sich nach wie vor an die Scheidung
erinnerten. Aber ein alter Freund, ein Produzent, schuf sozusagen einen Posten
als seine Assistentin für sie. Zu jedermanns Überraschung, einschließlich
seiner eigenen, bewies sie ein phantastisches Talent bei der Lösung von Drehbuchproblernen . Er beschäftigte sie bei einigen weiteren
Stücken, und dann machte sie sich als Dramenbearbeiterin selbständig. Ich
zögerte nicht, sie bei diesem bewußten dritten Akt zur Hilfe heranzuziehen. Es
handelte sich um eine rein geschäftliche Sache; und ich wußte, daß, wenn mir
jemand helfen könnte, sie es war. Es war kein Risiko, sie ins Haus zu bringen —
Antonia hatte sie nur das einemal gesehen, und damals
war sie noch ein kleines Kind gewesen. Die anderen hatten sie gar nicht
gekannt.«
    »Wieso
ist Helen auf Ihren verrückten Einfall, sich selber zu erpressen, eingegangen?«
    »Weil
das, was sie über mich zu Jackie Lorraine gesagt hat, wahr ist«, erwiderte er
ruhig. »Mein ganzes Leben lang wollte ich, daß die Leute mich gern mögen, und
deshalb habe ich mich auch von allen unterbuttern lassen! Ironie des Schicksals,
vermutlich. Rafe Kendall, der große Gestalter
menschlicher Dramen, der in allen persönlichen Beziehungen ein absoluter
Versager ist! Helen sagte, es sei an der Zeit, zurückzuschlagen, und sie würde
mir dabei mit Vergnügen helfen. Ich hätte nun annähernd fünfzig Jahre
gebraucht, um mir darüber klarzuwerden, daß man, wenn man sich unterbuttern
läßt, zum Dank nur Verachtung erntet. Sie hatte recht.« Seine Stimme brach
plötzlich. »Sie hat mir geholfen, und nun ist sie tot — und es ist meine
Schuld!«
    »Als
Sie sich die Sache einfallen ließen — ein perfektes Erpressungsmanöver, das dem
Erpresser nahezu eine Million einbringt — , haben Sie da niemals an die damit
verbundene Versuchung gedacht?« sagte ich verwundert. »Ist Ihnen nie der
Gedanke gekommen, das Ganze könnte sich zu einer Art Frankensteinschem Monstrum entwickeln?«
    »Nein.«
Er lächelte unsicher. »Es ist schon so, wie ich Ihnen sagte — nur in meinen
Stücken bin ich ein guter Kenner menschlicher Schwächen.«
    »Oh,
Mann!« Ich starrte ihn an.
    Er
zündete umständlich seine Pfeife an, und als er weitersprach, klang seine
Stimme kräftiger. »Da ist der alte Spruch, daß man so liegt, wie man sich
bettet. Vermutlich bleibt mir nun nichts anderes übrig, als diese
fünfundsiebzig Prozent aus den Einkünften Boler zu
überschreiben und für den Rest meines Lebens geduldig zuzuhören, wie Miles,
Bruce und John mir erklären, was für ein Idiot ich bin!«
    »Wenn
es sich nur um Ihr eigenes Geld handelte«, sagte ich kalt, »würde ich Ihnen
zustimmen. Sie haben es nicht besser verdient. Aber es handelt sich um mehr als
um Geld — nun handelt es sich um Mord!«
    Plötzliches
Entsetzen tauchte in seinen Augen auf.

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