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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Tochter
trieb sich mit einem anderen Nichtsnutz namens Pete Reiner herum, und was
schließlich dem Faß den Boden ausschlug, war jene
Nacht, in der sie ihn zusammen mit Ihrer Geliebten, Jackie Lorraine, im Bett
vorfanden. Ich glaube, das war der Zeitpunkt, als Ihnen klarwurde, daß Sie die
ganze Gesellschaft haßten, und Sie wollten irgendwie zurückschlagen. Das war
das große Problem für Sie. Ihre fatale Schwäche ist, daß Sie es nicht aushalten
können, wenn man Sie nicht leiden mag, Kendall. Es hätte Ihnen also nicht das
geringste Vergnügen bereitet, die anderen einfach alle hinauszuschmeißen; für
Sie wäre das mit quälenden Empfindungen verbunden gewesen. Es stimmt, was Ihre
Tochter mir gestern nacht gesagt hat — emotionell
gesehen sind Sie noch ein kleines Kind.
    Also
dachten Sie sich dieses Erpressungsmanöver aus. Der Zeitpunkt mußte der
richtige sein — ein paar Monate nach der Premiere am Broadway, wenn der Erfolg
des Stücks bereits garantiert war. Wenn es ein Hereinfall geworden wäre, so
hätte es kein Geld und selbstverständlich auch keine Erpressung gegeben. Aber
es machte Ihnen nichts aus zu warten. Nicht wahr? Es machte Spaß, die anderen
alle zu beobachten; zuzusehen, wie Hillan Sie munter
weiter betrog, Ashberry und Talbot zuzuhören, die
herablassend weiterhin Almosen von Ihnen forderten. Zu erfahren, daß Jackie
Lorraine soeben eine Affäre mit einem Sänger beendet hatte, und
dahinterzukommen, daß Antonia sich nach wie vor mit Pete Reiner traf, und sich
erneut über die Nacht zu wundern, in der Sie ihn und Jackie zusammen im Bett
vorgefunden hatten. Aber dann kam der große Augenblick: Boler stellte Ihnen sein Ultimatum — und Sie zogen einen Experten zu — mich — , der
mit der Sache fertig werden sollte. Nun konnten Sie vergnügt dasitzen und zusehen,
wie alle im Kreis herumrannten und darauf warteten, daß ich das Nötige
herausfände.«
    Er
stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und legte die Hände um sein Gesicht,
während er mich ausdruckslos anstarrte. »Helen Christie...«, sagte er
schließlich. »Finden Sie nicht, daß sie sehr — gefällig war, Holman ? Daß sie sehr bereitwillig auf meine Idee mit der
Erpressung einging, meine ich?«
    »Sehr«,
sagte ich und nickte. »Aber Sie kannten sie schließlich schon von früher, nicht
wahr?«
    »Wie
kommen Sie darauf?« bellte er.
    »Weil
sie zuviel von Ihnen wußte«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Zuviel über Ihre Ehe, die vor rund achtzehn Jahren mit einer
Scheidung endete. Sie müssen einander seit langem gekannt haben.«
    »Was
meinen Sie damit, daß sie zuviel über meine Ehe
gewußt hat?« Seine Stimme wurde lauter. »Was wußte sie denn schon darüber?«
    »Daß
der Liebhaber Ihrer Frau Antonias Vater ist und nicht Sie«, sagte ich gelassen.
    Die
Haut über seinem Gesicht spannte sich, und der gelbliche Schimmer ließ sie wie
altes Pergament erscheinen. »Hat sie Ihnen das erzählt?« flüsterte er.
    »Sie
hat es Jackie Lorraine erzählt«, sagte ich. »All diese Stunden, die Sie hier
hinter verschlossener Tür mit Helen zubrachten, machten Jackie eifersüchtig.
Als sie deshalb Helen eines Tages allein erwischte, erklärte sie ihr, sie solle
die Finger von Ihnen lassen. Sie gehörten ihr, Jackie. Die beiden wurden
stinkwütend aufeinander, und dabei erzählte Helen ihr alles über Antonia. Sie
sagte, Sie seien so blöde, daß Ihnen erst zwei Jahre später aufgegangen sei,
was sich hinter Ihrem Rücken abgespielt hatte; und wenn Jackie einen solchen
Mann haben wolle, so solle sie damit glücklich werden und bei guter Gesundheit bleiben.«
    »Also
wußte Jackie über Antonia Bescheid?« Er hob den Kopf von den Händen und starrte
mich vorwurfsvoll an. »Sie hat mir nie etwas davon gesagt!«
    »Sie
hat etwas Besseres getan«, sagte ich brutal. »Sie erzählte es Antonia.«
    »Nein!« Es war ein wimmernder Laut, der irgendwo tief
aus seiner Kehle drang. Seine Augen waren fest geschlossen, und er schüttelte
blindlings den Kopf. »Nein! das hat sie nicht getan — selbst Jackie kann so
etwas nicht getan haben — , Antonias Mutter ging einfach von zu Hause weg und
kehrte nie mehr zurück. In den ganzen Jahren, als Antonia heranwuchs, war ich
ihr fester Halt. Das einzige zuverlässige Wesen in ihrem Leben — ihr Vater!
Niemand kann so niederträchtig gewesen sein, niemand kann so tief gesunken
sein, um dem Mädchen zu erzählen, daß sie das Produkt einer ehebrecherischen
Affäre zwischen einer Mutter, an die sie sich

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