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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zuckte schmerzlich zusammen. »Und es tut nach wie vor weh, wenn ich mich
setze!«
    »Daran
hatte ich eigentlich nicht gedacht«, sagte ich ehrlich.
    »Nein?«
Ein Funken von Interesse blitzte in ihren grauen Augen auf. »Woran haben Sie
dann — eigentlich — gedacht?«
    »Nun«,
ich ließ ihr etwas zukommen, von dem ich hoffte, es sei ein Lächeln von
magnetischer Anziehungskraft, »hier sitzen wir nun, ganz allein und...«
    »Ach, das Vergnügen?« Ihre
Stimme klang wie ein ganzer Topf voll gegeneinanderklirrender Eiswürfel. »Die Sorte von Vergnügen, wobei wir noch ein paar weitere Gläser
trinken, wobei ich fortgesetzt sage, ich müsse jetzt gehen, und wobei Sie
sagen, der Abend sei doch erst angebrochen. Dann — ein paar Drinks später — sagen
Sie, es sei doch jetzt schrecklich spät und kalt draußen und ob ich nicht die
Nacht über hierbleiben wolle?«
    »Ich...«
    »Und
dann sagen Sie, hier sei es entsetzlich heiß und ob ich nicht einige meiner
Kleidungsstücke ablegen wolle.«
    »Aber...«
    »So
daß es nur noch eine Frage der Zeit ist, bevor das Unvermeidliche passiert!«
Sie blickte mich mit verächtlichem Ausdruck auf dem Gesicht an. »Das ist so
ungefähr die niedrigste Form der Verführungstechnik, die es gibt. Die einzige
Möglichkeit, daß so etwas klappt, ist die, daß ein Mädchen von vornherein
willens und bereit ist. Und das bin ich nicht!« Sie schob ihr unberührtes Glas
wieder in meine schlaffe Hand und stand auf. »Vielen Dank für einen
unerfreulichen Abend und leben Sie wohl, Mr. Holman !«
    »Alles,
was ich wollte«, sagte ich unschuldig, »war, eine Partie Scrabble mit Ihnen spielen.«
    Sie
warf mir einen wütenden Blick zu, gab einen tief aus ihrer Kehle dringenden
erstickten Laut von sich und brauste in höchster Geschwindigkeit aus dem
Zimmer. Zwei Sekunden später schlug die Haustür zu, so daß mein Heim in den
Grundfesten bebte, und ich sah einer weiteren einsamen Nacht entgegen, mit
niemandem zur Gesellschaft außer meiner eigenen faszinierenden Person.
     
     
     

ACHTES KAPITEL
     
    D as Arbeitszimmer war beinahe ausreichend groß,
um als Billardspielhalle dienen zu können und der Platz hätte auch noch für
einen Würstchenstand ausgereicht. Alles war sehr gepflegt, selbst der Anblick
des Rasens vor dem großen Aussichtsfenster. Eine makellose Reihe von
Karteischränken stand fein säuberlich aneinandergereiht an einer Wand, und die
Bücher standen steif und aufrecht in ihren mit einem Index versehenen Regalen
an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Der Schreibtisch hatte eine mit
Leder bezogene Platte, die vor sorgfältiger Pflege nur so glänzte, und war
völlig leer. Eine zugedeckte Schreibmaschine auf einem zweiten, kleinen
Schreibtisch legte stummes Zeugnis dafür ab, daß jemand hier zu arbeiten
pflegte. Ich war sehr beeindruckt und verlieh diesem Empfinden dem Eigentümer
gegenüber Ausdruck.
    Rafe Kendall rutschte unbehaglich auf seinem
Polsterstuhl hinter dem Schreibtisch hin und her und starrte mich finster an.
»Sie haben behauptet, es sei wichtig«, sagte er kurz, »und wir müßten allein
sein, bevor Sie sprechen könnten. Nun, wir sind hier so allein wie möglich, und
seit fünf Minuten haben Sie nicht ein einziges Wort gesagt, das nur im
geringsten wichtig gewesen wäre.«
    » Boler hat mich gestern abend angerufen«, sagte ich. »Er hat die zeitliche Grenze auf fünf Uhr heute nachmittag vorverlegt. Entweder haben Sie bis dahin
die Zustimmung zu der Fünfundsiebzig-Prozent-Beteiligung unterschrieben oder er
läßt die Sache platzen.«
    Kendall
kramte in der Tasche und holte die unvermeidliche Pfeife heraus, aber dann
hielt er sie doch nur in der Hand und rieb mit dem Daumen geistesabwesend den
Pfeifenkopf. »Na gut«, brummte er. »Jetzt ist es zehn Uhr vormittags, und wir
haben noch sieben Stunden Zeit. Was sollen wir tun, Holman ?«
    Ich
zuckte die Schultern. »Das liegt bei Ihnen, Boler behauptet, diese von jemand aus Ihrem Haus unterschriebene Quittung für das
bewußte Manuskript zu besitzen, das Wort für Wort der Kopie im Safe des
Bankvizepräsidenten entspricht. Sie werden beweisen müssen, daß er mit jemandem
in diesem Haus unter einer Decke steckt, um seinerseits den Beweis des Plagiats
Ihrerseits erbringen zu können. Und zwar müssen Sie das bis heute
nachmittag um fünf Uhr beweisen. Wenn Sie es bis dahin nicht geschafft
haben, bleibt Ihnen keine andere Wahl, als diese Abmachung mit den
fünfundsiebzig Prozent zu

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