Bis aufs Messer
bestätigte es.
»Ich
bin Sandy Gibbs von der Trushman -Agentur«, sagte sie.
»Das
weiß ich«, sagte ich.
»Ja?«
In ihren großen grauen Augen war eine Spur von Enttäuschung zu erkennen. »Sieht
man das?«
»Ich
bin nur durch einen Eliminationsprozeß darauf
gekommen«, sagte ich aufrichtig. »Als Betrunkene waren Sie großartig. Arbeiten
Sie immer in dieser Rolle?«
»Nur
in Bars«, sagte sie lächelnd. »Es ist die wirkungsvollste Methode, jeden
hausierenden Romeo, der meinen Arbeitsplan stören könnte, fernzuhalten.«
Ich
öffnete weit die Tür. »Kommen Sie herein.«
Als
wir ins Wohnzimmer traten, betrachtete ich mir Sandy Gibbs von der
Privatdetektei — die ich unbesehen und auf gut Glück engagiert hatte — und
wurde mir bewußt, daß man sie besehen sollte, und zwar vorzugsweise auf nächste
Entfernung. Ihr strohblondes Haar hing ihr wie eine Art sanfte Rutschbahn über
die Schultern, und um ihre vollen Lippen lag jenes aufreizende »Vielleicht — vielleicht
auch nicht«, das einen Mann bei dem Versuch, Sicherheit zu gewinnen, glattweg
um den Verstand bringen kann. Ich hatte, als sie auf dem Barhocker saß und in
ihr Glas hineinweinte, überhaupt nicht bemerkt, wie sie aussah; und das bewies
nur, wie wirkungsvoll sie in ihrer Rolle gewesen war.
Sie
trug ein hübsches marineblaues Leinenkleid, das sich um die volle Brust und
dann wieder um die schwungvolle Rundung ihrer Hüften spannte. Als sie die Beine
übereinanderschlug, rutschte der Saum ihres Rocks etwa sieben Zentimeter weit
über die mit Grübchen versehenen Knie hinauf, und damit entsprach sie völlig
meiner Vorstellung — und meinem Ideal von einem weiblichen Privatdetektiv.
»Dreiundzwanzig
Jahre alt«, murmelte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, »und das
eine kleine Muttermal, das die Leute wegen seiner Position amüsant finden.
Alles übrige haben Sie wohl inzwischen selber gesehen, Mr. Holman ?«
»Ich
heiße Rick«, sagte ich heiser, »und Sandy ist ein prachtvoller Name, denn er
erinnert mich an einen Strand voller Mondlicht, auf dem Sie und Ihr Muttermal
einfach daliegen und...«
»Davon
bin ich überzeugt«, sagte sie scharf. »Aber wie wär’s, wenn wir uns dem
Geschäftlichen zuwenden würden?« Sie nahm ein Notizbuch aus ihrer Handtasche
und blätterte ein paar Seiten um. »Ich habe die Details aufgeschrieben — seine
Wagennummer und seine Adresse. Ich kann Ihnen beide überlassen, Mr. Holman .«
»Rick!«
sagte ich.
»Wenn
wir alles Geschäftliche erledigt und Sie mir etwas zu trinken eingeschenkt
haben, werde ich Sie meinetwegen >Rick< nennen«, antwortete sie ruhig.
»Wenn Sie anfangen, Geschäft und Vergnügen zu vermischen, wird das Geschäft
niemals fertig und das Vergnügen wird beeinträchtigt.«
»Ja,
Ma’am, Miss Gibbs«, sagte ich respektvoll.
Sie
blickte wieder in ihr Notizbuch. »Er fährt eine mitgenommen aussehende
Limousine und wohnt in einem schäbigen Wohnblock in Westhollywood. Seine Wohnung
liegt im
dritten Stock, und auf dem Namensschild steht Max Boler .
Er ging sofort in seine Wohnung hinauf, und ich wartete etwa zwanzig Minuten
lang, aber er kam nicht mehr herunter. Deshalb dachte ich, es sei das beste , Ihnen jetzt zu berichten, denn Sie hatten mir keine
andere Anweisung gegeben als die, ihm von der Bar aus zu folgen und
herauszufinden, wo er wohnt. — Nicht?«
»Ganz
recht«, pflichtete ich bei. »Ausgezeichnet, Miss Gibbs.«
Ihre
grauen Augen waren klug. »Die Agentur war schrecklich neugierig, weil Sie eine
ihrer Angestellten für eine solche Routinearbeit engagiert haben. Sie gelten
bei uns als einsamer Wolf, der sich in exklusiven Starkreisen bewegt.«
»Ich
rechnete damit, daß Mr. Boler der schüchterne Typus
sein würde, der nicht über sich selber reden mag«, erklärte ich, »und wenn ich
versucht hätte, ihm von der Bar aus zu folgen, hätte er mich ertappt, noch
bevor er die Straße überquert hätte.«
»Stimmt!«
Sie nickte. Dann riß sie eine Seite aus ihrem Notizbuch und gab sie mir. »Ist
das alles, Mr. Holman ?«
»Nein.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte gern, daß Sie eine Weile Mr. Boler auf den Fersen bleiben. Bringen Sie heraus, wovon er
lebt — was er treibt und wer seine Freunde sind.«
»Gut.«
Sie nickte. »Ich fange jetzt gleich an.«
»Um
sieben Uhr abends?« Ich warf ihr mit weit aufgerissenen Augen einen
ausgesprochen negativen Blick zu. »Es wäre wirklich für Sie eine Zeit- und für
mich eine Geldverschwendung. Morgen früh
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