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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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andere Heimbewohner es auch benutzen wollten. Dann erhielt ich von Sharma nur eine SMS. Manchmal probierte er stundenlang mit dieser speziellen Telefonkarte, mit der man ganz billig ins Ausland telefonieren kann, zu mir durchzukommen, aber es klappte einfach nicht. Ich war den Tränen nahe, wenn er schrieb: „Liebling, es tut mir so leid, aber ich komme einfach nicht durch nach Germany, bitte, bitte nicht traurig sein, ich versuche es morgen wieder.“
    Wieder zwölf Stunden warten und nicht schlafen können. Ich versuchte mit Sport, meinen Schmerz zu lindern, aber es half nichts. Meine Seele rebellierte und ich war dem Schmerz ausgeliefert wie ein verwundetes Tier. Ich konnte es kaum erwarten, bis wieder Samstag war, weil ich dann wieder zu Sharma fahren würde.
    Die Werktage nutzte ich, um mich darüber zu informieren, was uns Schwierigkeiten bereiten könnte. Ich rief die deut sche Botschaft in Wien an und man sagte mir, dass ich Sharma nach unserer Heirat nicht einfach mit nach Deutschland nehmen könne, sondern ich müsse ein Visum zum Zwecke der Familienzusammenführung bei der Botschaft beantragen. Dieses könne jederzeit abgelehnt oder zumindest verzögert werden, wenn es irgendwelche Probleme mit den Papieren gäbe. Von einer anderen Stelle hörte ich, dass es gar nicht so einfach sei, den Gatten nach Deutschland zu holen, da die Ehefrau erst einmal nachweisen müsse, von welchen finanziellen Mitteln denn der Mann dort leben würde. Wenn die Ehefrau also arbeitslos wäre oder sogar nur Sozialhilfe bekäme, ist es fast unmöglich, den ausländischen Ehemann nach Deutschland zu holen. Das bereitete mir furchtbare Sorgen, weil ich seit einem Monat arbeitslos war. Weinen und jammern nützte nichts mehr, ich musste handeln. Ich suchte also von frühmorgens bis spätabends nach Arbeit, klapperte sämtliche Geschäfte und Hotels ab. Nach drei! Tagen hatte ich unheimliches Glück. Ich fand einen Job, sogar Vollzeit, in einem luxuriösen Fünfsternehotel als Hausdame. Mir wurde schwindlig vor Glück.
    Es war mittlerweile September geworden und einen Monat später konnte ich die Stellung antreten. Den ganzen Septem ber hatte ich also noch Zeit, um zu meinem Sharma-Prinz zu fahren und Vorbereitungen für die Hochzeit zu treffen. Ich weinte zwar immer noch, wenn er mich anrief, aber mehr aus Freude als aus Gram. Naja. Oder beides. Gemischt.
    Mittlerweile konnte er sein Kuhdorf verlassen, weil er zu sammen mit drei anderen Asylbewerbern, Pakistanern, ein Zimmer gefunden hatte. Es sollte nur für den Übergang sein, sagte er mir.
     
     
     
     
    Du bist mir ins Leere entschwunden, aber im Blau des Himmels hast du eine unfassbare Spur zurückgelassen, im Wehen des Windes unter Schatten ein unsichtbares Bild .
     
     
     
     
     
    Wiedersehen
     
    Ich war total überrascht und erfreut, als er mich eines   Abends anrief und mir freudig mitteilte, dass er nun ein eigenes kleines Zimmer in Salzburg gefunden hatte. Er lud mich ein, bald zu ihm zu kommen. Ich war glücklich, endlich kein Hotelzimmer mehr nehmen zu müssen und mit meinem Sharma längere Zeit zusammen verbringen zu können. Am liebsten wäre ich sofort zu ihm gefahren, aber wir mussten bis zum Wochenende warten, weil ich so beschäftigt war.
    Anfang September, sechs Tage vor seinem Geburtstag, fuhr ich mit dem „Bayernticket“ nach Salzburg. Ich war auf geregt - wie so oft. In meine Reisetasche packte ich jede Menge Sachen für meinen Sharma ein, Bettdecken, Töpfe, Besteck und natürlich sein Geburtstagsgeschenk. Die drei Stunden im Zug konnte ich nicht ruhig sitzen, die meiste Zeit stand ich und starrte auf die vorbeifliegende Landschaft. Mein Herz zerfloss wie Honig und meine Knie waren weich wie Gelatine. War ich auch schön genug für ihn? Immer wieder guckte ich mich im Spiegel an. Meine Augen waren gerötet und hatten einen traurigen Ausdruck. Ich war schlanker geworden und in meiner engen schwarzen Hose wirkte ich fast dünn. Von Zeit zu Zeit redete ich leise mit mir, um mich zu beruhigen. Warum war ich immer so aufgeregt und wovor hatte ich Angst? Es gab keinen Grund, Angst zu haben, ich wusste zu gut, mein Prinz liebt mich mit seinem Herzen und er erwartet mich mit offenen Armen. Freilassing ... noch sieben Minuten, dann würde ich ihn in meine Arme schließen - o Gott, ist Liebe schön.
    Da stand er, kleiner, als ich ihn in Erinnerung gehabt habe - mein indischer Prinz. Sensibel und ruhig legte er seinen Arm um mich und küsste mich leise und

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