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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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süß.
    „Endlich bist du da, meine Prinzessin“, flüsterte er schüchtern. Er nahm mir sofort meine große, schwere Reisetasche ab und wir schlenderten Arm in Arm in Richtung Ostbahnhof, wo er sein Zimmer hatte. Wir gingen am Bahngleis entlang und kamen in eine schöne, ruhige Gegend mit Zweifamilienhäusern. In der Bundschuhstr. 3 blieb er stehen, drehte sich zu mir um und sagte beschämt: „Aber es ist kein schönes Zimmer, es liegt im Keller, bitte erschrecke nicht.“
    „Da wo du bist, will ich auch sein und wenn es ein Rattenloch wäre.“
    Wir stiegen an einem wackeligen Geländer die Keller treppe hinunter, tappten einen dunklen Gang entlang und an dessen Ende schloss er sein Zimmer auf. Mein erster Blick fiel auf einen megariesigen, braunen Kleiderschrank, in dem bestimmt zwanzig Leute ihre Kleidung verstauen konnten. Eine kleine alte Eckbank und ein zerkratzter weißer Tisch standen rechts beim Eingang. Das helle Neonlicht erinnerte mich an eine Lagerhalle, ebenso die an der Decke entlanglaufenden, freiliegenden Wasserrohre. Hinter dem riesigen Schrank entdeckte ich eine winzige Liege, die mit einer geschmacklosen Decke geschmückt war. Gegenüber der Liege prangte ein altes schiefhängendes Waschbecken, das total verdreckt war. Darunter war eine Steckdose angebracht, die aus ihrer Fassung gerissen war und Strom freilegte. In dem Zimmer gab es kein Bad, keine Dusche, keine Toilette und keine Kochgelegenheit. Sharma erzählte mir, dass ihn die Vermieterin darauf aufmerksam gemacht hätte, dass Kochen im Zimmer verboten sei. Es sei überhaupt alles verboten. Das Zimmer war nur für eine Person bestimmt und er durfte offiziell auch keinen Besuch empfangen und es durfte auch niemand bei ihm wohnen. Wieder mussten wir Versteckspielen. Ich schlich mich in den ersten Stock auf die Toilette, sie war so klein, dass man fast nicht hineinpasste. Vor lauter Aufregung konnte ich nicht.
    Wir ließen uns auf unser „Luxusbett“ fallen und hielten uns erst einmal lange, lange in den Armen. Langsam ge wöhnte ich mich an dieses schreckliche Zimmer. Ich machte das aufdringliche Neonlicht aus und zündete drei Kerzen an, die ich auf den Tisch stellte, packte meine Kleidung aus, hängte sie auf die verbogenen Drahtbügel und bereitete einen großen Obstteller zu.
    Mein süßer Prinz hatte überhaupt kein Geschirr, kein Messer, keine Gabel, keinen Löffel, kein Trinkgefäß. Wir aßen das Obst mit bloßen Händen. Plötzlich umarmte er mich von hinten und ich sah in seinen Händen eine langstielige purpurrote Rose, die er mir schenkte. Oh mein Liebling, nichts hast du hier, aber an eine Blume für mich hast du gedacht.
    Trotz der hässlichen Umgebung fühlte ich mich so wohl mit ihm, weil ich ihn liebte. Nach endlosen Küssen, deut schen und indischen, versuchte ich erst einmal, das Zimmer ein bisschen wohnlich zu machen. Ich putzte das Waschbecken, legte eine schöne Decke über das Bett, ordnete die herumliegenden Kleidungsstücke und zog den Vorhang zu. Sharma zog mich aufs Bett und küsste mich immer wieder. Die Sprungfedern quietschten schrecklich, als wir Liebe machten. Sicherlich hörte man das Geräusch bis in den zweiten Stock hinauf. Ich hatte Stofftaschentücher dabei und legte sie fein säuberlich auf einen Stuhl neben dem Bett. Ich musste lachen, als er sie zählte - es waren sieben - und er meinte „Hm, siebenmal Sex.“ Später wuschen wir die Tücher ein paarmal im Handwaschbecken wieder aus.
    „Na, wie gefällt dir mein Siebensternehotel?“, kicherte er.
    „Ja, mir gefällt dein Rattenzimmer sehr gut“, frotzelte ich.
    Ich entdeckte zwar keine Ratten, aber eines Nachts fiel eine langbeinige Spinne von der Decke auf meinen nackten Rücken und ich schrie auf und zerquetschte das arme Tier.
    Am Abend hatten wir ein wunderschönes Restaurant gefunden, wo wir Salat mit einer traumhaft schmeckenden Salatsoße bekamen und dazu Pizzabrot mit Tomaten, Oregano und Knoblauch.
    Jeden Tag schlich ich mich wie eine Schwerverbrecherin die Treppe hoch zur Toilette und passte auf, dass ich nie mandem begegnete. Sharma hatte seinen Mietvertrag noch nicht bekommen, und so mussten wir vorsichtig sein. Die Vermieterin verlangte doch glatt die unverschämte Miete von 145 Euro plus Kaution.
    Die Dusche im ersten Stock hatte einen Automaten, in den man einen Euro stecken musste. Erst dann spendete sie für kurze Zeit warmes Wasser. Wir versuchten uns in Win deseile zu waschen. Während sich der eine einseifte, ließ sich

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