Bis bald, Sharma!
indischer Prinz mit hoffnungsvollem Blick heraus und sagte, er habe es geschafft. In einer Woche werde sie ihm die Papiere und seinen Pass nach Salzburg schicken. Ich f iel fast in Ohnmacht vor Freude.
Mit dem Nachtzug fuhren wir wieder nach Salzburg, schliefen dort eine Nacht und packten am nächsten Tag unsere Sachen, um nach Deutschland zu reisen. Sharma wollte es wagen, mit mir zu kommen.
Am 22. Dezember kehrten wir Salzburg den Rücken und stiegen in den Zug nach Regensburg. Wir hatten schreckliche Angst, weil wir nicht wussten, wo uns Polizei begegnen würde. Als wir in Landshut umstiegen, wurde ich fast verrückt vor Angst, aber Sharma blieb ganz cool. Woher nahm der Mann diese Kraft? Im Zug versuchte ich mich zu entspannen, kuschelte mich an Sharma und wir redeten ununterbrochen. Wie ein altes Ehepaar mussten wir ausgesehen haben. Immer wieder schaute ich verstohlen auf die Uhr - wann würden wir endlich da sein! Nach drei Stunden hatten wir es geschafft. Mit gespielter Gelassenheit, Arm in Arm, schlenderten wir aus dem Regensburger Bahnhof. Ich konnte es nicht fassen. Mein Sharma und ich in Regensburg. Wir küssten und umarmten uns im angrenzenden Park, Sharma hatte Tränen in den Augen. Immer und immer wieder blieben wir stehen, nickten uns zu und freuten uns riesig auf unsere bevorstehende Zeit. Fast ein halbes Jahr hatte Sharma meine Wohnung nicht mehr betreten. Als wir dort ankamen, hatte Sharma keine Worte, er blieb stumm vor Glück.
Wir wollten hier endlich Kraft schöpfen und uns von den Strapazen der vergangenen Monate erholen. Sharma wusste, dass er hier so wenig wie möglich nach draußen gehen durfte, aber diesen Preis zahl te er gerne, um mit mir zu sein. Wie lange er bleiben wollte, wussten wir noch nicht, aber ganz sicher über Weihnachten bis ins Neue Jahr hinein. Sharma wollte hier auch auf sein Scheidungspapier warten, das bald kommen sollte.
Verschnaufpause
Die Zeit mit Sharma wa r für mich der Himmel auf Erden. Wir waren ständig zusammen - keine Abschiedsszenen mehr. Wir waren vierundzwanzig Stunden zusammen - nun konnte keiner mehr vor dem anderen etwas verstecken. Warum auch? Wir liebten uns mit offenem Herzen. Ich akzeptierte meinen Traumprinzen so, wie er war, und hoffte, er würde mich genauso akzeptieren, wie ich war.
Wir bauten uns auf dem Wohnzimmerboden aus acht Decken und einer Schafswolldecke ein riesiges Bett, das wir jeden Morgen nach dem Schlafen zusammenrollten und verstauten. Immer stand Sharma zuerst auf und bereitete das Frühstück. Er liebte dieses gute Bio-Vollkornbrot, das wir mit Butter, Honig, Bananen, Avocados oder manchmal mit Putenwurst belegten. Dazu tranken wir verschiedene Früchtetees, die wir mit Rohrzucker süßten. Oft ging Sharma mit mir ins naheliegende Geschäft und wir kauften Lebensmittel für die kommenden Tage ein. Am Nachmittag machten wir Spiele, meistens Schach, worin er Meister war, oder ich las ihm aus wissenschaftlichen Büchern vor, was ihn sehr interessierte. Am Abend kochte Sharma für uns die herrlichsten Gerichte. Meist waren es indische vegetarische Spezialitäten mit viel Ingwer und Knoblauch - mein Gott, ich liebte dieses Essen. Am Abend zeigte ich ihm alle meine Lieblingsfilme, die ich auf Video aufgenommen hatte. Darunter „Misery“ und „Mein unbekannter Ehemann“ oder „Eine verhängnisvolle Affäre“ und „Stumme Zeugin“, aber auch „Die Fliege“ und „Terminator“. Meinem feinfühligen Mann gefielen aber die Filme am besten, in denen Liebe vorkam, und sein Lieblingsfilm war der relativ unbekannte, sehr alte Film aus den sechziger Jahren „Die blonde Hexe“. Wir schauten auch indische Filme an, die jetzt häufiger im Fernsehen gezeigt wurden; sie waren mir aber immer zu schmalzig und in jeder Gefühlsäußerung lächerlich übertrieben. Diese Liebesdramen brachten mich eher zum Lachen als zum Weinen und der ewige Gesang dazwischen nervte wirklich. Aber die Schauspielerinnen waren wunderschön und die herrlich bunten Saris, die sie anhatten, eine göttliche Augenweide.
Nachts schliefen wir mit Kerzenschein und Duftlampen Arm in Arm ein, während sinnliche Musik unsere Seelen streichelte. Wir konnten unser Glück nicht fassen und wollten nicht an später denken. Wir wussten, dass wir noch viele Dinge regeln mussten, bis wir legal zu sammen sein konnten. Wir beteten
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