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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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wieder machte sich Stress breit. Ich bemerkte, dass Sharma, während er mich an der Hand hielt, jeder Frau nachschaute. Weil ich sowieso schon so gestresst war, regte ich mich furchtbar darüber auf. Ich hatte sicher nichts dagegen, dass er die uns entgegenkommenden Frauen und Mädchen ansah, aber ich geriet völlig aus der Fassung, wenn er sich auch noch nach ihnen umdrehte.
    „Warum machst du das? Warum drehst du dich nach Mädch en um? Ich fühle mich beleidigt. Bin ich dir denn nichts wert?“
    „Ich schaue Frauen nicht wegen Sex an, sondern es inte ressiert mich, wie sie gekleidet sind. Was ist los mit dir? Ist dein Kopf wieder kaputt?“, erwiderte er und ließ mich einfach stehen. Den ganzen Nachhauseweg drehte er sich kein einziges Mal nach mir um. Mein Herz war schwer wie Blei. Wie konnte dieser Mann, den ich so liebte, so hart zu mir sein?
    Zuhause angekommen, legte er sich sofort ins Bett und ich attackierte ihn weiter. Ich beschimpfte ihn mit schlechten Worten und redete von Trennung. Was war in mich gefahren? Hatte ich überhaupt kein Selbstbewusst sein mehr? Ich kam mir alt und hässlich vor und ich glaubte, er würde mich später gegen eine junge Frau austauschen. Sharma ließ alle Schimpftiraden über sich ergehen und schwieg.
    Am nächsten Tag hatten wir immer noch schlechte Laune, jedoch nach dem Frühstück und einem Schachspiel beruhig ten wir uns wieder. Bei herrlichem Sonnenschein wanderten wir den Mönchsberg hoch und erzählten uns schöne Dinge. Später schlenderten wir durch die Altstadt. Er starrte immer noch Frauen an, drehte sich aber wenigstens nicht mehr nach ihnen um.
     
    „Jetzt muss ich nur noch auf den Boden schauen, wie früher, als ich noch nicht zu leben angefangen habe, bevor ich dich traf. Ich wollte wieder leben, aber du erlaubst es mir nicht. Du hast mir meine Lebendigkeit wieder genommen und mich geknickt wie eine Blume. Warum tust du das mit mir, Jasmin?“
    Ich sah, dass ich ihm großes Unrecht angetan hatte und entschuldigte mich bei ihm. Er nahm meine Entschuldigung an, blickte mich jedoch ängstlich an, wie ein Hund, den man geschlagen hatte und dem man jetzt einen Leckerbissen hinhielt.
    Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Ich hatte die Angewohnheit, alles, was mich bewegte, sofort auszudrücken! Wenn ich es hinunterschlucken würde, käme es auf andere, noch grausamere Weise wieder zum Vorschein. Ich wusste, dass Sharma aus einer vollkommen andersartigen Kultur stammte, einer Kultur, in der man Gefühle möglichst zurückhielt und Männer niemals weinen durften. Ich überforderte meinen Sharma sicherlich, wenn ich ihn indirekt zwang, emotional zu reagieren. Einmal war er nahe daran zu weinen und ich sah, wie er damit kämpfte. Er zwickte seine Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Er schaffte es, nicht zu weinen - aber unmittelbar danach hatte er solch starke Genickschmerzen, dass er es nicht mehr aushalten konnte und ich ihn massieren musste. Danach lag er an meiner Brust wie ein kleines Kind und ich fühlte mich wie eine Mutter. Kurze Zeit später schlief er ein und ich traute mich nicht mehr, mich von ihm wegzubewegen, weil ich ihn dadurch geweckt hätte. Manchmal wünschte ich mir, selbst an seiner wunderschönen Brust einzuschlafen.
    Am nächsten Morgen hatten wir alles vergessen, was am Abend passiert war - oder doch nicht?
     
    Nur einmal hatte ich Sharma weinen gesehen. Als er mich im Früh ling vor einem Jahr gefragt hatte, ob ich seine Frau werden wolle. Als ich ja sagte, vergoss er ein paar Tränen. Ich war damals sehr gerührt, auch ich hatte geweint.
    Seitdem habe ich ihn nie mehr weinen gesehen. Vielleicht weint er ja heimlich?
    Der Frühling war gekommen, unser zweiter, und ich musste schon wieder Abschied nehmen und ihn allein in Salzburg in seiner dunklen Kellerwohnung lassen. Nun waren wir ganze vier Monate intensiv zusammen gewesen, haben gelacht und gestritten, geliebt und gehasst, zusammen gegessen und gebetet, philosophiert und Blödsinn gemacht und jetzt würde mit einem Male alles vorbei sein. Mein Kopf hielt das nicht aus.
     
    Als ich Mitte April wieder allein in Regensburg war, zermarterte ich mir das Gehirn, ob es wirklich richtig sei, zu heiraten. Ich hatte schreckliche Angst, dass er mich später verlassen könnte und sich eine spritzige junge Inderin nehmen könnte, mit der er dann noch drei Kinder zeugen würde. Er konnte mir tausendmal schwören, dass er mich liebte und bei mir bleiben würde, aber was könnte ich tun,

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