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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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die Füße liefen.
    Stress pur für meinen armen Mann – und auch für mich.
    Ende August fuhren wir zurück nach Salzburg, um Sharmas mittlerweile fertiggestellten Pass abzuholen. Wir übernachteten bei Jagir auf dem Küchenfußboden und fuhren in aller Frühe nach Wien zur indischen Botschaft. Der Pass war natürlich noch nicht fertig, obwohl wir fünfzig Tage gewartet hatten. Ich bettelte den Chef auf Englisch an, fiel förmlich vor ihm auf die Knie und er ließ sich erweichen und sicherte uns zu, dass wir am nächsten Tag den Pass abholen könnten. Wir übernachteten mit fünf fremden Indern in einer heruntergekommenen Wohnung in einem einzigen Zimmer. Es wurde geraucht, gesoffen und herumgelärmt. Immer wieder ging das Licht an und aus. Wir konnten keine Ruhe finden.
    Am nächsten Tag rasten wir wieder zur indischen Botschaft und konnten seinen Pass, nachdem wir 150 Euro Strafe gezahlt hatten, in Empfang nehmen. Wozu eigentlich die Strafe? Ich ärgerte mich schrecklich darüber, dass mich Sharma nicht in der Spalte „ spouse“ als seine Ehefrau hat eintragen lassen. Wutentbrannt forderte ich von dem Beamten, er solle meinen Namen wenigstens auf der nächsten Seite im Pass eintragen, was er widerwillig tat, nachdem er Rücksprache mit meinem Mann gehalten hatte. Wir stritten deshalb, weil ich immer noch dachte, dass er in Indien eine Frau hatte. Er aber beruhigte mich und meinte nur, dass der Name seiner deutschen Frau in einem indischen Pass nichts zu suchen habe. Warum hatte ich in seinem Pass nichts zu suchen? Ich musste fast lachen. Wir stritten uns - ich warf Sharma alle möglichen Gemeinheiten an den Kopf, die er mit Würde ertrug, was mich noch mehr sauer machte. Wir übernachteten wieder im schmutzigen Zimmer einiger Inder. Der erste Streit nach unserer Hochzeit!
     
    Am 1. September schlenderten wir frohgelaunt - der Streit war vergessen - zur deutschen Botschaft in Wien und legten Sharmas Pass vor. Wir hofften und bangten dass wir das Visum gleich mitnehmen könnten - aber weit gefehlt! Von Sharma wurden erst einmal Fingerabdrücke genommen und wir mussten ein umfangreiches Formblatt ausfüllen, sowie einen Lebenslauf von Sharma schreiben. Danach knallten uns die unfreundlichen Beamten hin, dass wir nach der Prüfung des Antrages vier bis acht Wochen zu warten hätten. Die schwarze Beamtin schaute Sharma misstrauisch mit riesigen Augen an, denn er sah mit seinem Vollbart und seinem riesigen roten Turban wie der leibhaftige Osama Bin Laden aus. Vor Verzweiflung musste ich laut lachen, aber es nützte alles nichts, wir mussten wieder gehen - ohne Visum. Wir waren beide stocksauer und unsere Stimmung am Nullpunkt. Noch dazu hatten wir keine Wohnung mehr, als wir nach Salzburg zurückkamen, mussten aber noch eine Nacht dort bleiben, weil wir am nächsten Tag viele Dinge zu erledigen hatten. Selbst unser lieber Vermieter hatte keine  Übernachtungsmöglichkeit für uns und bot uns nur an, im Keller - ja, im Keller! - auf dem Boden zu nächtigen. Das taten wir dann auch. Wir suchten uns wie armselige Penner ein paar Schaumstoffstücke und eine alte, muffelige Decke und versuchten zwischen Spinnweben und Käfern Ruhe zu finden. Vergeblich! Wir beide waren aufs Übelste gelaunt und ich war immer noch sauer, dass ich in seinem Pass nicht eine ordentliche „spouse“ war. Sharma war so gereizt und böse, dass er schon seinen nagelneuen Pass zerstören wollte, aber ich entriss ihn ihm. Dafür schleuderte er mein Handy in die Luft, dass es krachend auf den harten Boden fiel. Aber es blieb heil.
    Hin und her wälzend und mit Wut im Bauch verbrachten wir die schreckliche Nacht - ohne liebe Umarmung und ohne Sex und sogar noc h ohne Essen. Da lag also mein Traumprinz neben seiner Prinzessin steif und verschlossen und das erste Mal konnte ich erahnen, was mich noch alles erwarten würde.
    Es wurde trotzdem wieder Tag und die Nacht hatte unsere Sorgen ein wenig gelindert. Wir bedankten uns bei dem Vermieter für die abenteuerliche Kellernacht und erledigten einige wichtige Dinge, wie den Antrag des Ehebuches beim Standesamt sowie die Anmeldung für den Führerschein und bezahlten Stromrechnung und Nebenkosten. Auch schauten wir bei der Caritas vorbei, ob Sharmas Asyl noch aktiv war. Da Sharma immer noch keinen eigenständigen Aufenthalt hatte, trotz Heirat mit mir, war dies sehr wichtig.
    Am Nachmittag fuhren wir nach Regensburg zurück, immer auf der Hut und Ausschau haltend nach Polizisten und Kontrollen. Da saß

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