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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bezeichnen konnte. Möglicherweise irritierte es ihn auch so stark, weil dieser Vorgang in einem Gotteshaus ablief.
    Der Boden des Beckens war plötzlich von einer Blutpfütze bedeckt. Bill hielt es nicht mehr aus. Er tippte die Kuppe seines Mittelfingers hinein, zog die Hand sofort wieder zurück und flüsterte: »Kalt. Das Blut ist tatsächlich kalt.«
    »Dann wird es auch vereisen«, sagte Ignatius.
    Ich hielt mich mit einem Kommentar zurück und handelte. Ich wollte das Kreuz einsetzen, wie ich es schon einmal getan hatte. Aber zuvor beobachtete ich die Blutpfütze.
    Das rote Zeug erkaltete zusehends. Wir schauten zu, wie sich auf der Oberfläche eine dünne Kruste aus Eis bildete.
    »Das ist Irrsinn«, flüsterte Bill. Dann lauschte er dem leisen Knacken. Das Eis wurde nicht gebrochen, sondern zog sich vor unseren Augen zusammen. Wenn das so weiterging, würde daraus ein roter Blutklumpen entstehen, wie ihn mir Ignatius gezeigt hatte.
    Jetzt setzte ich wieder das Kreuz ein. Wie schon einmal, drückte ich das untere Ende gegen die Masse. Es war ein leises Knirschen zu hören, als die dünne Oberfläche brach. Zudem erwärmte sich das geweihte Silber in meiner Hand.
    Aber es passierte noch mehr.
    Plötzlich hörten wir das tiefe Grummeln und Rumoren. Es drang aus dem Boden. Es hörte sich beinahe so an wie der Donner bei einem Gewitter. Unter unseren Füßen breitete es sich aus und erfasste schließlich den gesamten Kirchenboden.
    Bill war zurückgetreten und schaute sich um. »Was ist das denn?«, hauchte er.
    Von uns bekam er keine Antwort. Es war etwas vorhanden, aber es hielt sich versteckt. Ich hatte auch nicht mehr auf das Blut im Taufbecken geachtet. Durch mein Kreuz war es erhitzt worden, und wieder stieg der fettige Rauch in die Höhe, der dann fadengleich durch die Kirche schwang.
    Das Grollen verstummte, je mehr Blut verdampfte. Schließlich war es wieder still, und vor uns lag ein leeres Taufbecken. Nicht einmal ein paar Kristalle waren zurückgeblieben.
    Wir standen nicht mehr so dicht am Becken, und Father Ignatius schüttelte den Kopf. Er konnte nicht begreifen, was hier abgelaufen war. Auf seinem Gesicht malte sich auch eine gewisse Enttäuschung ab. Die Lippen zuckten, doch er brachte kein Wort heraus. Die Vorgänge hatten ihn zu stark überwältigt.
    Bill stieß mich an. »Bitte, John, was sagst du dazu? Hast du eine Erklärung?«
    »Noch nicht.«
    »Was ist mit einem Versuch?«
    »Das bringt uns nicht weiter. Ich gehe davon aus, dass jemand diese Kirche übernommen hat. Vielleicht wurde sie ihm auch überlassen. Das scheint mir eher der Fall zu sein, wenn ich mich hier umschaue.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was haben dieses Blubbern und dann später das Grollen zu bedeuten?«, fragte Bill. »Mir kam es vor, als läge unter der Kirche ein Ungeheuer oder ein Dämon begraben, der sich damit nicht mehr abfinden will und uns eine Warnung geschickt hat. Blut, das gefriert, John. Ich kriege das nicht in die Reihe, da bin ich ehrlich.«
    »Das ist auch schwer zu fassen.«
    »Der einzige, der uns helfen kann, ist dieser Pfarrer. Wir müssen zu ihm.«
    Father Ignatius hatte ebenfalls zugehört. »Du hast im Prinzip Recht, Bill. Ich habe nur die ungute Vermutung, dass er nicht mehr hier an seinem Platz ist. Er hat gewusst, was passiert. Er hat in seiner Verzweiflung und Angst alles abgeräumt, was den fremden Einfluss stören könnte. Er hat die Kirche dem Bösen überlassen.«
    »Ist das nicht zu allgemein?«, fragte Bill.
    »Mit einer konkreten Antwort kann ich leider nicht dienen«, sagte Ignatius.
    »Ja, du hast Recht.«
    Ignatius schaute mich an. »Sehen wir uns trotzdem noch in der Sakristei um? Es kann ja sein, dass der Pfarrer eine Nachricht hinterlassen hat. Ich ärgere mich jetzt, dass ich mich nach seinem Besuch bei mir nicht intensiver um ihn gekümmert habe. Ich hätte auf Grund meiner Menschenkenntnis merken können, wie es um ihn steht, aber man ist nicht fehlerfrei.«
    »Du sagst es!«, stimmte ich ihm zu.
    Wir blieben nicht mehr am Taufbecken stehen. Der nächste Weg sollte uns in die Sakristei führen. Wie bei den meisten Kirchen war sie daran integriert. Links vom Altar, wo es etwas dunkler war, zeichnete sich trotzdem der Umriss einer Tür in der Wand ab. Wir schritten wieder sehr langsam, setzten die Füße so leise wie möglich auf und schauten uns immer wieder nach irgendwelchen Gegnern um, die sich aber nicht zeigten. Auch das Donnern oder Grummeln kehrte nicht

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