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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am Werk waren, die keine Gnade kannten. Und diese Kräfte mussten Helfer gehabt haben, sonst hätte so etwas nicht passieren können.
    Ich überwand meine Starre und trat so nahe an den Schrank heran, dass ich hineinschauen konnte und jedes Detail erkannte. Ich wollte den Körper nach Wunden absuchen. Es war durchaus möglich, dass zahlreiche Stichwunden das viele Blut hinterlassen hatten, aber es war nichts Genaues zu erkennen. Als ich dann mit meiner kleinen Leuchte nachschaute, da entdeckte ich schon einige Risse in der Haut, als wären sie genau dort durch einen inneren Druck aufgeplatzt. Auch Kratzspuren fielen mir auf, als wäre der Pfarrer in einen Dornbusch gefallen.
    Ich zog mich wieder zurück.
    Ignatius hatte sich wieder gefangen. Er räusperte sich, bevor er sprechen konnte. »Es war gut, dass ich dir Bescheid gegeben habe, John. Ich allein wäre damit überfordert gewesen. Ich kann nicht sagen, was hier passiert ist, aber ich habe große Angst. Die Angst vor einer schlimmen Zukunft. Die Angst um die Menschen, die hier leben. Hier ist etwas zum Vorschein getreten, das ich lieber hätte verbergen sollen. Ich weiß nicht, was es ist, aber es muss eine Lösung geben. Es gibt ein Motiv, weshalb der Pfarrer getötet wurde. Etwas anderes kann ich dazu nicht sagen.«
    »Die Kirche wurde entweiht.«
    »Ja, John.«
    »Wenn wir wissen, wer das getan hat, dann kommen wir auch näher an die Lösung heran.«
    »Wenn ich sage die Hölle oder der Teufel, dann ist das wirklich zu einfach. Das muss präzisiert werden, aber ich fühle mich im Moment überfordert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Kirche auf einem Grund gebaut wurde, der einmal eine heidnische Welt gewesen ist. Ich bin da überfragt.«
    »Heidnische Welt?« Die Frage hatte Bill gestellt, nachdem er die Schranktüren wieder zugedrückt hatte. »Ich denke, dass diese Spur irgendwo nicht falsch ist.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte ich.
    Er stand neben einem Stuhl. Jetzt streckte er den Arm aus und hob ein Buch in die Höhe, das auf der Sitzfläche gelegen hatte. Es hatte einen schwarzen Einband. Der Titel war mit einer hellen Zitterschrift eingraviert worden.
    Da wir ihn nicht lesen konnten, las der Reporter ihn halblaut vor. »›Die Mystik der Etrusker‹« Er hob den Blick an und schaute uns in die Augen. »Ich denke, das ist die letzte Spur, die uns der Pfarrer hinterlassen hat.«
    Da etwas anderes nicht anstand, gingen wir ebenfalls davon aus. Bill legte das Buch auf den Tisch und schlug es auf. Auf der ersten Seite stand nichts, dafür auf der zweiten. Dort war der Text in fetten Buchstaben gedruckt worden.
    CHARUN – HERR DER TOTEN SEELEN
    ***
    Rosanna Fabrini wunderte sich darüber, wie still sie sein konnte. Dass sie nicht schrie, nicht durchdrehte, nicht gegen die Wand schlug, nicht aus dem Haus rannte, um brüllend durch die Gassen zu rennen.
    Nein, das alles passierte nicht.
    Sie stand auf dem Fleck und starrte ihren Finger an, der eine rote Kuppe bekommen hatte. Ihr Mund blieb offen, und sie spürte unter ihren nackten Füßen die eisige Kälte, die in ihre Beine hinaufstieg.
    Sie sagte kein Wort. Nicht einmal ein Stöhnen entwich ihrer Kehle. Es war für sie ein Schock, der sie völlig bewegungslos gemacht hatte.
    Der Begriff für Zeit war ihr ebenfalls abhanden gekommen. Sie konnte nichts tun. Es gab auch keinen Menschen in der Nähe, den sie hätte um Hilfe anflehen können. Die Welt um sie herum schien eingefroren zu sein, und sie kam sich zugleich vor wie ins Abseits gestellt. Erst allmählich begannen ihre Gedanken wieder zu arbeiten. Ihre erste Tat bestand darin, dass sie die blutige Fingerspitze an ihrem hellen Bademantel abwischte und dort einen Streifen hinterließ. Der Blick ihrer Augen war glasig, und dann schoss plötzlich ein Schüttelfrost durch ihren Körper. Die Zähne schlugen klappernd aufeinander. Bei ihr war es ein Startsignal.
    Plötzlich lösten sich ihre nackten Füße vom kalten Boden. Sie hetzte in langen Schritten auf die Treppe zu und eilte sie so schnell hoch wie nie zuvor. Erst als sie die Tür des Zimmers erreichte, drang wieder ein Laut aus ihrem Mund. Es war ein leiser und langgezogener Schrei, der erst abbrach, als sie bäuchlings auf das Bett fiel und ihr Gesicht im Kissen vergrub.
    Dann kamen die Tränen. Es war nicht mehr möglich, sie zurückzuhalten. Sie schluchzte. Der Körper zuckte in wilden Bewegungen. Sie trommelte mit beiden Fäusten neben dem Kissen auf die Matratze und warf sich

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