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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schließlich auf den Rücken, wobei der erste Schrei der Decke entgegenflog. Danach blieb Rosanna liegen und atmete nur noch schwer.
    Während ihrer Panik hatte ihre Erinnerung quasi ausgesetzt. Zwar dachte sie noch immer nicht so klar und nüchtern, aber das normale Denken kehrte allmählich zurück, und der Druck wich von ihr.
    Es lief alles vor ihren Augen ab. Sie wünschte sich, einen Traum erlebt zu haben, aber es war keiner. Ebenso wenig wie sie in der Nacht nur geträumt hatte. Jetzt befand sich das kalte Blut nicht nur im Brunnen, es hatte sogar ihr Haus erreicht und war aus dem Boden gequollen.
    Mit einem Ruck setzte sich die junge Frau auf. Dann zog sie ihre Beine an, winkelte sie ab, um auf die Fußsohlen schauen zu können. Im nächsten Moment verzogen sich ihre Mundwinkel. Ein Ausdruck des Ekels entstand, denn an der Haut klebte tatsächlich Blut, das aus dem Boden gequollen war. Es war schon eingetrocknet und hatte sogar eine dünne Kruste hinterlassen.
    Sie hasste es. Sie hasste das fremde Blut. Es widerte sie an. Sie wollte es weghaben.
    In ihrem Zimmer befand sich ein kleines Waschbecken. Sie stellte sich davor, ließ Wasser einlaufen, hob ein Bein und spülte zuerst die rechte Fußsohle ab und danach die linke. Roséfarben rann das Wasser in den Abfluss hinein. Dabei dachte sie wieder an den Film Psycho.
    Das kalte Wasser wusch alles ab. Sie nahm ein Handtuch, trocknete ihre Füße und zerrte den Bademantel vom Körper. Sie warf das Kleidungsstück auf ihr Bett. Dort blieb es ausgerechnet so liegen, dass sie den roten Blutstreifen sah.
    Danach zog sie sich an. Eine Hose, ein T-Shirt. Natürlich auch den Slip, aber den BH ließ sie weg, auch wenn ihre Eltern das nicht mochten.
    Die Turnschuhe standen unter dem Bett. Schnell war Rosanna hineingeschlüpft. Vor dem Duschen hatte sie schon einen Plan gehabt. Er war dann in Vergessenheit geraten. Nun kramte sie ihn hervor.
    Es gab nur eine Vertrauensperson hier im Ort, mit der sie über die Vorgänge sprechen konnte. Das war Monsignore Camino, der Geistliche. Von ihm war das Blutgerücht ausgegangen, und er würde ihr sicherlich zur Seite stehen.
    Rosanna gehörte nicht eben zu seinen bevorzugten Schäfchen. Sie ging einfach nicht oft genug zur Kirche. Nachdem sie ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert hatte, war sie gar nicht mehr in der Kirche gewesen. Einige Male hatte der Pfarrer sie darauf angesprochen, wenn sie ihn im Ort getroffen hatte. Sehr nett hatte sie dabei nie geantwortet und war immer sehr ausweichend gewesen.
    Es war ihr schon etwas peinlich, sich ausgerechnet ihm anvertrauen zu müssen, nur gab es für die junge Frau keine Alternative. Niemand sonst im Dorf würde ihr Glauben schenken. Im Nachhinein war sie sogar froh, allein im Haus zu sein. Ihre Eltern wären bei diesen Vorgängen bestimmt durchgedreht.
    Nachdem sie die Schuhe fest verschnürt hatte, ging sie zur Tür. Eigentlich hatte sie ihr zu kleines Zimmer immer gehasst. Es war nie so eingerichtet gewesen wie die Zimmer der Mädchen, die sie aus den TV-Serien kannte. Sie hatten tolle große Räume und auch keine kahlen Wände. An den Tapeten klebten zumeist die Fotos der aktuellen Popstars. Nicht so bei ihr. Da war alles mehr als schlicht, und die Möbel stammten aus der Erbmasse.
    Trotzdem war sie in diesem Augenblick über ihr Zimmer froh. Es kam ihr wie eine Fluchtburg vor, denn das Blut hatte den Boden hier noch nicht erreicht.
    Sie schaute die Treppe hinab. Licht machte sie nicht. Aus dem Seitenfenster im Treppenhaus sickerte die Helligkeit ein und malte einen Teil der Stufen an.
    So blank wie Spiegel. Immer wieder kam ihr dieser Vergleich in den Sinn. Die Treppe zu putzen, hatte sich ihre Mutter als Hobby ausgesucht.
    Rosanna ging nach unten. Jedes Mal, wenn sie einen Fuß auf die Stufe setzte, schlug ihr Herz etwas schneller. Sie spürte sogar die Echos in ihrem Hirn und merkte zudem, dass ihr Blut stärker durch die Adern schoss und das Gesicht erreichte.
    Die Nervosität nahm einfach zu, je mehr sie sich dem Flur näherte. Dort verteilten sich Licht und Schatten. Jetzt, wo die Sonne etwas höher stand, hatte das Licht die Überhand gewonnen. Die Schatten hatten sich mehr bis in die Nähe der Wände zurückgezogen.
    Auf der letzten Stufe blieb sie stehen. Von diesem Ort aus hatte sie den besten Blick in den Flur. Sie sah auch die offenen Türen zu den anderen Zimmern. Ihnen gönnte sie nur einen flüchtigen Blick. Viel wichtiger war die Stelle, an der Blut durch die Fugen

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