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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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klebte eine dünne Kruste, die ich mit dem Fingernagel abkratzte.
    Ich hörte Father Ignatius heftig atmen. Er stand auf der Stelle wie auf dem Sprung und nickte zu der Schale. »Ich habe es gewusst«, sagte er mit rauer Stimme: »Ich habe es genau gewusst. Mein Gott, das ist der Schrecken. Der Teufel, die Hölle, was immer auch dahintersteckt, sie haben einen Angriff vor.«
    Ich widersprach ihm nicht und näherte mich der Schale. Das Blut war noch da. Nur sah es anders aus. Es bedeckte jetzt den Boden als dunkelrote und auch schwarze Schicht. Klebrig, noch nicht ganz hart und mit einer Kruste bedeckt.
    Der Rauch hatte sich verflüchtigt. Dennoch lag der Geruch auch weiterhin in der Luft. Ich senkte meinen Kopf und hielt die Nase über die Schale.
    Widerlich, dieser Gestank. Nach altem Fleisch. Nach Leichen, die verwest waren. Das war kein normales Blut. Man konnte schon den Begriff Dämonenblut verwenden.
    Ich räusperte mich, um klar sprechen zu können. Dann erst wandte ich mich an Father Ignatius. »Ich denke schon, dass du gut daran getan hast, mich nach Rom kommen zu lassen. Wir werden der Spur nachgehen müssen, und wir sollten dort anfangen, wo das Blut gefunden worden ist.«
    »Ja, in dieser Kirche.«
    »Hier in Rom?«
    »Nein, außerhalb der Stadt. In einem Dorf, einer Kleinstadt. Etwas in den Bergen gelegen.«
    »Und wo noch?«, fragte ich nach einer Pause.
    »Wieder nur in kleineren Orten«, erklärte Ignatius. Er schüttelte den Kopf. »Aber etwas steckt schon dahinter. Ich denke da an eine Methode.«
    »Welche?«
    »Dass wir das Blut eben in den Dörfern fanden. Und diese Fundstellen liegen nicht weit auseinander. Sie beschränken sich auf ein bestimmtes Gebiet.«
    »Das wir dann näher in Augenschein nehmen sollten.«
    »Selbstverständlich.«
    Ich holte mein Taschenmesser hervor und klappte die Klinge aus. Mit der Spitze fuhr ich über den Blutrest in der Schale hinweg. Er war tatsächlich zu einer Kruste geworden, deren Haut sich aus roten und schwarzen Farben zusammensetzte. Allerdings war das Rot nicht hell, sondern dunkel. Es sah aus, als wäre es mit einem Schmutzfilm bedeckt worden.
    »Wenn das Blut tatsächlich von Dämonen stammt«, sagte Father Ignatius, »so frage ich mich, von welchem? Wer ist von ihnen vernichtet und ausgeblutet worden? Warum hat man es in die Kirchen gebracht? Was will man damit beweisen?«
    »Macht«, sagte ich. »Reine Macht. Man will zeigen, dass man noch vorhanden ist.«
    Ignatius blieb die Luft aus. »Die Hölle oder den Satan begreifen ist nicht einfach. Ich denke auch an die Menge. Es ist ja nicht wenig Blut, das wir fanden. Ich fürchte, uns stehen einige harte Tage bevor.«
    »Aber nur uns beiden – oder?«
    Ignatius zeigte sich irritiert. »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich an die Organisation denke, die bei dir im Hintergrund steht und für die du arbeitest.«
    »Nein, die Weiße Macht hat nichts damit zu tun. Ich zeige mich dafür verantwortlich.«
    Das Stichwort ›Weiße Macht‹ war gefallen. Sie war der Geheimdienst des Vatikans und zudem kein Dienst, der schlief. Die Agenten der Weißen Macht waren in aller Welt unterwegs. Sie gingen dabei normalen Berufen nach. Sie gaben sich nicht zu erkennen, und Father Ignatius gehörte zu den Führern. Er lebte im Vatikan, und ich hatte manchmal den Eindruck, dass er sogar der heimliche Chef war.
    Früher hatte er im Kloster St. Patrick gelebt. In Schottland, in den Grampian Mountains. Er war auch derjenige, der meine geweihten Silberkugeln für die Beretta herstellte, und das hatte er auch in seiner neuen Funktion nicht aufgegeben.
    »Es wäre natürlich am besten, wenn wir uns die Schauplätze so schnell wie möglich anschauen«, schlug ich ihm vor und fragte sofort danach: »Wann können wir los?«
    »Nach dem Mittag?«
    »Okay, dann gehe ich noch zu Sheila und Bill, die sicher gespannt sein werden.«
    »Kommen die beiden denn mit?«
    »Bill würde gern, aber ich kenne Sheila. Sie will mit ihrem Mann Urlaub machen.«
    »Mir ist es egal. Außerdem ist der gute Bill kein Neuling in diesem Geschäft.«
    »Das ist er wirklich nicht.«
    Ich teilte Ignatius noch den Namen des Cafés mit, in dem die Connollys auf mich warteten. Mein väterlicher Freund versprach mir, uns dort abzuholen.
    Dann brachte er mich zur Tür. Er war sehr nachdenklich geworden und schüttelte mehrmals den Kopf. »Du weißt, John, dass ich trotz allem Optimist bin. Das muss man als Christ sein. Aber in diesem Fall habe ich schon meine

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