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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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fehlenden Vitamine und so.«
    »Das stimmt auch«, bestätigt Drake ernst.
    »Und wenn du dir die Vampire hier in der Höhle anschaust, wirst du die Auswirkungen sehen, die das Trinken von tierischem Blut hat. Sie sind mager und schwach. Sie können sich nicht richtig regenerieren, wenn sie verwundet werden. Das ist einer der Gründe, warum wir Chupacabras als Wachhunde halten. Die Vampire selbst sind kaum in der Lage, sich zu verteidigen.« Er zuckt mit den Achseln. »Doch ohne Zugriff auf die Bankkonten des Konsortiums sind wir nicht imstande, menschliche Blutspender zu engagieren. Und meine Leute mögen zwar Ausgestoßene sein, aber sie sind nicht barbarisch genug, um Jagd auf Menschen zu machen, wie es die Vampire in alten Zeiten getan haben. Ab und zu gelingt es uns, genug Geld aufzutreiben, um eine Blutbank zu bestechen und ein paar Beutel zu ergattern. Das ist dann aber ein ganz besonderes Festmahl.«
    Verwundert sehe ich mich im Lager um. Sie sind hier wirklich buchstäblich am Verhungern und trotzdem haben sie immer noch Achtung vor dem menschlichen Leben.
    Wie ist es möglich, dass man sie als die Bösen betrachtet, die unwürdig sind, dem erhabenen Konsortium anzugehören?
    »Mann, eure Vampirregierung sorgt echt für böses Blut«, murmele ich Jareth zu.
    »Wortspiel nicht beabsichtigt.«
    Er lächelt betrübt. »Das kann man wohl sagen. Und wenn ich so etwas wie das hier sehe, wird mir umso mehr bewusst, wie dringend wir einen neuen Anführer brauchen.
    Einen, der Gerechtigkeit, Schutz und ein gutes Leben für alle Vampire ermöglicht und nicht nur für ein paar wenige Auserwählte.«
    In diesem Moment kommt Cinder mit unseren Getränken zurück, diesmal in Kristallkelchen, die im Feuerschein funkeln.
    »Du bist sehr schön«, murmelt sie, nachdem sie mir meinen Kelch gereicht hat, und streicht mit einem ehrfürchtigen Ausdruck in ihrem fahlen Gesicht über meine Haare.
    »Genau wie deine Schwester.«
    »Äh, danke«, antworte ich und spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt. Es ist so was von unfair, dass ich bisher al e Privilegien hatte und Vampire wie sie überhaupt keine.
    »Du bist aber auch sehr hübsch.« Und das stimmt - obwohl ihre Haut so bleich ist, dass sie geradezu durchscheinend wirkt, und sie dunkle Ringe unter den Augen hat.
    »Hier«, sage ich und gebe ihr spontan meinen Kelch. »Trink du das. Mir schmeckt dieses andere Zeug hier echt ziemlich gut.«
    Mit großer Überwindung greife ich nach dem Rattengesöff zu meinen Füßen und schlürfe es mit großen Schlucken. Schmeckt wie Hühnchen. Schmeckt wie Hühnchen.
    Irgendwie schaffe ich es, das Glas zu leeren, ohne zu kotzen.
    Cinder wirft Drake einen nervösen Blick zu, der zustimmend nickt. Worauf ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht erscheint und ich bemerke, dass ihr einer ihrer Vampirzähne fehlt. »Gracias!«, ruft sie.
    »Vielen, vielen Dank!« Sie kippt den Homo-sapiens-Cocktail herunter, als hätte sie eine Woche lang nichts zu essen bekommen.
    Womit ich deprimierenderweise wohl nicht allzu weit danebenliege.
    »Habt ihr denn schon immer außerhalb des Einflussbereichs des Konsortiums gelebt?«, frage ich, als sie ausgetrunken hat. Ich bin neugierig zu erfahren, wie es dazu gekommen ist, dass sie hier leben müssen.
    Drake schüttelt den Kopf. »Nein. Ich gehörte früher einmal zu den Leitern der Organisation«, berichtet er. »Bis ich mit meinem Protegé in Streit geriet.«
    »Ihrem Protegé?«
    »Pyrus«, sagt er tonlos. »Früher, vor langer Zeit, war ich einmal sein Blutsgefährte. Ich habe ihn zum Vampir gemacht und es ihm ermöglicht, in seine gegenwärtige Position als Vorsitzender aufzusteigen. Von seinen wahren Absichten wusste ich damals leider wenig. Mir war nicht klar, dass er die Welt nicht besser machen, sondern erobern wol te. Als ich merkte, dass er immer macht-hungriger wurde, wol te ich einschreiten und ihn ein wenig zurechtstutzen, ihn daran erinnern, dass wir eine Demokratie haben und keine Diktatur.« Er seufzt. »Pyrus schätzte es leider überhaupt nicht, dass ich mich eingemischt habe. Er schloss mich und meinen Zirkel aus dem Konsortium aus und zwang uns zur Flucht wie eine Meute wilder Hunde. Letzten Endes haben wir uns hier niedergelassen, tief unter der Erde, und es uns zur Aufgabe gemacht, anderen verstoßenen Vampiren zu helfen. Es ist kein Leben in Glanz und Gloria, wie du siehst, aber die meisten meiner Leute kennen es nicht anders.«
    Betroffen sehe ich mich erneut in der Höhle um

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