Bis das der Biss uns scheidet
du!
Ich bin eine Elfenprinzessin! Ich kann bestens auf mich selbst aufpassen! Also fang gar nicht erst an mit diesem Quatsch von wegen >Sunny ist ja so süß und unschuldig und hilflos und muss gerettet werden<.
Soweit ich mich erinnere, war ich es nämlich, die zuletzt deinen Hintern gerettet hat.«
Ich knirsche mit den Zähnen. »Richtig! Und ich habe es zugelassen, oder? Wie wäre es also, wenn du mir erlauben würdest, diesen Gefal en zu erwidern?«
»Du hast es nur zugelassen, weil du halb tot warst und kaum noch einen Tropfen Blut in dir hattest«, stellt Sunny fest. »Und versuch gar nicht erst, mir weiszumachen, du wärst an meiner Stel e einfach mit mir gekommen und hättest Jareth al ein gelassen, wenn er in Gefahr gewesen wäre.«
»Das hätte ich!«, widerspreche ich. Ich sehe, wie Jareth eine Augenbraue hochzieht.
»Sorry, Baby«, sage ich zu ihm, »aber nur, weil ich Respekt vor deinen vampirischen Fähigkeiten habe und weiß, dass du mich nicht brauchst, um dich aus einer heiklen Situation zu befreien.«
Sunny verdreht die Augen. »Rayne McDonald, du machst mir nichts vor. Jetzt setz dich hin, trink dein verdammtes Blut und warte mit mir auf Magnus.«
Mit einem resignierten Seufzer lasse ich mich auf die Holzbank plumpsen. »Seit wann bist du hier die dickköpfige, nervige Zwil ingsschwester?«, frage ich. »Ich dachte, das wäre mein Part.«
Sunny feixt, dann wird ihre Miene sanfter.
»Hör mal, Rayne, es ist ja nicht so, dass ich es nicht zu schätzen weiß, dass du hierher-gekommen bist, um mich zu retten. Ich finde das wirklich lieb von dir. Echt, ich könnte mir keine loyalere und liebevol ere Schwester wünschen. Aber du weißt, dass ich nicht damit leben könnte, wenn Magnus etwas zustoßen würde. Ich liebe ihn nun mal. Ich habe so viel dafür geopfert, um mit ihm zusammen sein zu können. Ich kann ihn jetzt nicht einfach im Stich lassen.«
»Ich weiß.« Ich lege ihr einen Arm um die Schulter und ziehe sie an mich. »Du bist eine gute Partnerin. Magnus kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.«
»Und ich kann mich glücklich schätzen, dich zu haben.«
Als sie glücklich und erleichtert den Kopf an meine Schulter lehnt, versuche ich, die in meinem Gehirn herumwirbelnden Bedenken zur Ruhe zu bringen. Na gut, wir müssen also ein oder zwei Stündchen warten. Keine große Sache. Ich meine, dieser Schlupfwinkel ist stärker bewacht als Fort Knox. Gefährliche Fal en, Geheimgänge, lateinische Passwörter, optische Täuschungen und eine Chupacabra-Armee.
Selbst wenn Pyrus tatsächlich eine Ahnung hat, wo die beiden sich verstecken, ist es höchst unwahrscheinlich, dass er einfach hier hereinspazieren kann. Bestimmt sind wir noch für einige Stunden sicher.
»Sag mal, wohin wol t ihr uns überhaupt bringen?«, erkundigt sich Sunny. »Ich meine, wo könnte es sicherer sein als hier?«
Oh. Gute Frage. In meinem Rettungseifer habe ich gar nicht über unseren nächsten Schritt nachgedacht. Ich schiele zu Jareth hinüber und hoffe, dass er ein bisschen besser vorausgeplanthat.
»Es gibt ein weiteres Flüchtlingslager für Vampire mittenin Mexiko«, sagt mein Freund.
»Tief unten in einer vierhundert Meter tiefen Grube.«
Oho, das klingt ungefähr so verlockend, wie sich beim Zahnarzt al e Zähne ziehen zu lassen. Aber ich schätze, Vampire haben eine andere Vorstel ung von attraktiven Urlaubszielen. Wenn eine vierhundert Meter tiefe Grube sie nicht vor der Sonne schützt, was dann.
Auf einmal ist Cinder wieder da und ihre Augen leuchten vor Aufregung. »Lord Magnus und der Jagdtrupp sind zurück!«, ruft sie.
Ich seufze erleichtert auf. Gott sei Dank.
Jetzt können wir aufbrechen.
Sunny springt von ihrem Baumstamm auf, als Ihr Liebster auf die Feuerstel e zukommt.
Er ist schmutzig und ausgezehrt; seine ohnehin schon hohen Wangenknochen stehen noch mehr hervor als sonst und werden zusätzlich durch die dunklen Augenringe betont.
»Mag«, ruft Sunny und wirft sich ihm um den Hals, als hatte sie ihn wochenlang nicht gesehen. »Sieh nur, wer hier ist. Jareth und Rayne!«
Selbst von meinem Platz aus kann ich erkennen, wie Magnus bei dieser Neuigkeit erschrocken zusammenzuckt. Er befreit sich aus Sunnys Umarmung und kommt auf uns zu, ein Bündel toter Ratten in den Händen.
(Ich verscheuche den Gedanken, dass ich von diesen Viechern gerade noch getrunken habe.)
»Jareth«, wendet er sich streng an meinen Freund. »Was hat das zu bedeuten?«
Ich merke, dass Jareth blass wird,
Weitere Kostenlose Bücher