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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Luxusleben in Vegas aus, das mein Dad als Sterblicher geführt hat, ist aber bestimmt nicht der schlechteste Ort, um die Ewigkeit zu verbringen, vor al em wenn man an die Alternativen denkt, die wir gerade in den Kreisen der Nachbarschaft gesehen haben.
    Mir ist ein bisschen schlecht vor Aufregung, als ich mich die Vordertreppe hinaufschlep-pe, um anzuklopfen. Als ich meinen Vater das letzte Mal sah, starb er an der Eisen-vergiftung, die er sich zugezogen hatte, weil er mir das Leben retten wol te. Hoffentlich bereut er dieses Opfer nicht, sonst könnte dieses Wiedersehen etwas unangenehm werden. Ob er schon gehört hat, was mit Sunny passiert ist? Wird er mir die Schuld an ihrem Tod geben?
    Mitten auf der Treppe halte ich inne. »Ich glaub, ich pack das nicht«, sage ich und drehe mich zu Jareth und Race um, die auf der untersten Stufe stehen geblieben sind.
    »Was, wenn er sauer auf mich ist?« Schließ-
    lich haben Dad und ich nicht immer das ein-fachste Verhältnis zueinander gehabt. Wie bin ich bloß darauf gekommen, dass es jetzt anders sein könnte?
    »Tja, du wirst es nur erfahren, wenn du anklopfst!«, sagt Race ungeduldig und wirft einen nervösen Blick die Straße hinunter.
    »Besser ein saurer Papa als eine Dämonenpatrouil e, oder? Also reiß dich zusammen und drück endlich auf die verdammte Klingel, bevor wir alle zerstückelt werden.«
    »Hey, Mann, lass sie in Ruhe«, knurrt Jareth und bleckt seine Vampirzähne. »Du hast keine Ahnung, was sie durchgemacht hat.«
    Er sieht mich verständnisvol an. »Du musst das nicht machen, wenn du nicht willst. Wir finden eine andere Lösung.«
    Ich bin ihm dankbar, dass er mir eine Wahlmöglichkeit lässt. Aber im Grunde weiß ich, was getan werden muss. »Nein«, sage ich. »Ist schon gut.« Ich drehe mich wieder zur Tür um und klopfe. Kurz darauf höre ich eine sehr vertraute Stimme rufen: »Komme gleich«, und mir schießen die Tränen in die Augen. Er ist es. Er ist es wirklich.
    Die Tür geht auf und ich fal e beinahe in Ohnmacht, als ich meinen Dad dort stehen sehe. Wie al e anderen hat auch er diesen seltsamen lila Schimmer um sich herum, doch unter der durchscheinenden Aura ist er ganz er selbst. Mein Dad. Mein Vater. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn noch einmal wiedersehe.
    Ihm steht der Mund offen. Dann ruft er »Rayne?« und umarmt mich so heftig, dass ich jetzt sicher bin, umgeworfen zu werden.
    Auch ich drücke ihn fest und genieße das Gefühl seiner warmen Arme um mich. Ich war so sicher, dass ich sie nie wieder spüren würde.
    »Oh Dad«, schluchze ich und die Tränen strömen mir übers Gesicht. »Ich bin ja so froh, dich zu sehen!« Die Erschöpfung und der Stress, al die Befürchtungen und Ängste lösen sich bei unserer Umarmung in Nichts auf. Und als er mich kurz darauf ein Stück von sich weghält, um mich anzuschauen, sehe ich nichts als Liebe in seinen Augen.
    Keinen Vorwurf, kein Bedauern. Nur Glück.
    »Oh Rayne, meine kleine Rayne«, flüstert er mit heiserer, tränenerstickter Stimme. »Ich kann es nicht glauben.« Er tritt beiseite und bittet uns herein. »Aber was machst du hier?
    Du bist doch nicht tot, oder? Ich meine, du siehst nicht tot aus. Bist du noch . . .?« Er stockt hoffnungsvoll.
    »Ja, ich bin noch am Leben, Dad«, versichere ich ihm, während wir eine kleine Innentreppe hinauf in ein helles, hübsch möbliertes Wohnzimmer gehen und uns auf ein Sofa setzen. Ich will ihm von Sunny erzählen, von dem Grund meines Kommens, aber ich kriege die Worte nicht heraus. Er ist so glücklich, mich zu sehen. Wird er sich auch noch freuen, wenn er erfährt, was seiner anderen Tochter zugestoßen ist?
    »Schönes Haus«, bemerkt Race, während er die Fotos auf dem Kaminsims betrachtet.
    »Wie kommt man an so einen Wohnsitz? Wir haben auf dem Weg hierher ein paar ganz andere Gegenden durchquert.«
    »Das hier ist die Wohnsiedlung Selbstauf-opferung«, erklärt mein Vater. »Wer sein Leben für jemand anderen gegeben hat, ist berechtigt, hier zu wohnen.« Er lächelt mich verlegen an.
    »Na, ich bin froh, dass du wenigstens etwas davon hast«, murmele ich.
    »Ich durfte meiner geliebten Tochter das Leben retten«, sagt er mit Nachdruck.
    »Dieses hübsche Vororthäuschen ist ein zusätzlicher Bonus.«
    Wieder kommen mir die Tränen. »Ach Dad«, seufze ich, aber mehr bringe ich nicht heraus.
    »Im Leben war ich ein lausiger Vater«, fährt er fort. »Ich habe mich von meiner Angst beherrschen und davon abhalten lassen, eine echte

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