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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Zwei Minuten bis zum letzten Klingeln. »Mom? Die Schule fängt gleich an. Kann ich dich heute Mittag anrufen?«
    »Du und Scott, ihr wart doch so gute Freunde.«
    Das rief eine leise Erinnerung wach. »Da waren wir fünf«, sagte ich. »Hat er nicht immer in die Hosen gemacht?«
    »Ich habe gestern Abend mit Lynn etwas getrunken. Sie ist frisch geschieden, und sie und Scott ziehen wieder zurück nach Coldwater.«
    »Das ist toll. Ich ruf dich …«
    »Ich habe sie heute zum Abendessen eingeladen.«
    Als ich am Büro des Direktors vorbeikam, tickte die Uhr ein Stück weiter. Von wo ich stand, sah es aus, als wäre sie zwischen 7:59 und Punkt acht stehengeblieben. Ich warf einen drohenden Blick darauf, der besagte: Wage es ja nicht, zu früh zu klingeln . »Heute Abend passt es mir nicht, Mom, Patch und ich …«
    »Sei nicht albern!«, unterbrach mich Mom. »Scott ist einer
deiner ältesten Freunde auf dieser Welt. Du hast ihn lange vor Patch gekannt.«
    »Scott hat mich gezwungen, Kellerasseln zu essen«, sagte ich, als die Erinnerung zurückkehrte.
    »Und du hast ihn nie gezwungen, mit Barbies zu spielen?«
    »Das ist etwas vollkommen anderes!«
    »Heute Abend um sieben«, sagte Mom mit einer Stimme, die jede weitere Widerrede im Keim erstickte.
    Ich hetzte in der letzten Sekunde in die Chemieklasse und ließ mich in der ersten Reihe auf einen Metallstuhl hinter einem schwarzen Labortisch aus Granit fallen. Es saßen immer zwei Schüler an einem Tisch, und ich hoffte, dass ich neben jemandem sitzen würde, dessen wissenschaftliche Kenntnisse meine überstiegen, was angesichts meines Leistungsniveaus nicht allzu schwierig war. Ich tendierte mehr in Richtung Romantik als in Richtung Realität und zog blindes Vertrauen kalter Logik vor. Was die Wissenschaften und mich von Anfang an in einen gewissen Widerspruch gebracht hatte.
    Marcie Millar betrat den Raum. Sie trug Jeans, hohe Absätze und ein Seidentop von Banana Republic, das auf meiner Kleiderwunschliste für nach den Ferien stand. Nach Labor Day wäre das Hemd dann heruntergesetzt und würde eher meinem Budget entsprechen. Ich war gerade dabei, das Hemd im Geiste von meiner Liste zu streichen, als Marcie sich auf den Stuhl neben mich setzte.
    »Was ist mit deinen Haaren los?«, fragte sie. »Hattest du keinen Schaumfestiger mehr? Oder keine Geduld?« Sie verzog einen Mundwinkel, um ein Lächeln anzudeuten. »Oder liegt es daran, dass du sechs Kilometer rennen musstest, um rechtzeitig hier zu sein?«
    »Wollten wir uns nicht aus dem Weg gehen?« Ich sah eindringlich auf ihren Stuhl, dann auf meinen, um ihr zu verstehen
zu geben, dass sechzig Zentimeter Entfernung bei weitem nicht reichten.
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    Ich atmete schweigend aus; das sollte helfen, den Blutdruck zu senken. Ich hätte es wissen müssen. »Also, Marcie«, sagte ich. »Wir wissen beide, dass dieser Kurs teuflisch schwer wird. Lass mich dir einen Gefallen tun und dir sagen, dass Chemie mein schlechtestes Fach ist. Ich mache den Ferienkurs nur deshalb, weil ich gehört habe, dass er einfacher ist. Du willst mich ganz sicher nicht als Laborpartner. Das hier wird kein leichtes A.«
    »Sehe ich etwa aus, als säße ich neben dir, um meinen Notendurchschnitt anzuheben?«, sagte sie mit einer ungeduldigen Bewegung ihres Handgelenks. »Ich brauche dich für etwas anderes. Seit letzter Woche habe ich einen Job.«
    Marcie? Einen Job?
    Sie grinste, und ich konnte mir denken, dass sie meine Gedanken direkt an meinem Gesichtsausdruck abgelesen hatte. »Ich archiviere im Schulsekretariat. Einer der Verkäufer meines Vaters ist mit einer Sekretärin verheiratet. Es ist immer gut, Beziehungen zu haben. Nicht, dass du da irgendwelche Erfahrungen damit hättest.«
    Ich wusste, dass Marcies Vater in Coldwater Einfluss hatte. Er war ein so großer Sponsor des Fördervereins, dass er bei jeder Nachhilfestelle mitreden konnte, aber das hier war lächerlich.
    »Manchmal fällt eine Akte heraus, und ich kriege Dinge zu sehen, aus Versehen«, sagte Marcie.
    Ja, klar.
    »Zum Beispiel weiß ich, dass du immer noch nicht über den Tod deines Vaters hinweg bist. Du hast Sitzungen bei der Schulpsychologin. Also eigentlich weiß ich ja alles über jeden. Außer über Patch. Letzte Woche habe ich gemerkt,
dass seine Akte leer ist. Ich will wissen warum. Ich will wissen, was er verbirgt.«
    »Was geht dich das an?«
    »Er stand heute Nacht in meiner Einfahrt und hat zu meinem Schlafzimmerfenster

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