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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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Schwester Lorna nach London ging. Lorna hatte eine gute Stelle in der Lloyds Bank gefunden und teilte sich gemeinsam mit zwei anderen jungen Mädchen ein Stadthaus. Wie sie ihrer Schwester geschrieben hatte, gab es noch Platz für eine vierte Mieterin, und in der Bank, in der sie arbeitete, auch noch weitere freie Ausbildungsplätze, und deshalb sollte Maeve schleunigst rüberkommen und ihr Glück versuchen. Das hatte Maeve getan, sie hatte ein Stellenangebot bekommen und es nur allzu gerne angenommen.
    Dominique konnte es ihrer Freundin nicht verdenken, dass sie nach London gegangen war, trotzdem vermisste sie sie schrecklich. Emma war zwar immer noch da, doch Dominique empfand ihr, dem einstigen Klassenstar, gegenüber nicht die gleiche Vertrautheit und Ungezwungenheit wie gegenüber Maeve. Dominique hatte den Eindruck, dass alle um sie herum entweder einen Job gefunden hatten (Emma arbeitete in der Kosmetikabteilung von Arnetts, dem größten und ältesten Kaufhaus Dublins) oder aus Irland weggingen, wohingegen sie weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehörte. Das Problem war, dass sie immer noch nicht genau wusste, was sie einmal tun wollte, und keine Ahnung hatte, wo ihre Begabungen lagen. Sie war ja nicht dumm – ihre Abschlussnoten waren der beste Beweis dafür –, aber es fehlte ihr an Ehrgeiz. Und es fehlte ihr jegliche Vorstellung davon, was sie eigentlich vom Leben erwartete.
    Bisweilen wünschte sie sich, so sein zu können wie Gabriel, der sich so sicher war, dass sein Lebensweg der richtige für ihn war. Doch an den Abenden, wenn sie mit Emma und ihren anderen Freundinnen ausging – gelegentlich trank sie ein bisschen zu viel und hoffte, ihre Eltern würden es am nächsten Morgen nicht bemerken –, wurde ihr bewusst, dass auch sie sich wenigstens einer Sache ganz sicher war: Keinesfalls wollte sie ein Leben der Buße, Armut und Keuschheit führen wie ihr Bruder!
    Und dann bekam sie ihren ersten Job, und zwar als Kellnerin in einem Hamburger-Restaurant in der George’s Street. Evelyn war einerseits erfreut, dass ihre Tochter endlich eine Arbeit gefunden hatte, andererseits ärgerte es sie, dass deren neu erworbene Kenntnisse in Stenografie und Schreibmaschine nun quasi für die Katz waren. Dominique verdiente jetzt zum ersten Mal Geld, und auch wenn die Bezahlung zu wünschen übrig ließ, durchströmte sie, als sie ihre Lohntüte öffnete, das unbändige Gefühl, endlich unabhängig zu sein.
    Am folgenden Vormittag ging sie zu Peter Mark in die Grafton Street, um sich eine neue Frisur verpassen zu lassen, eine, die ein bisschen mehr Pep hatte.
    »Zunächst mal muss der Pony ab«, erklärte die Friseurin kategorisch. »Sie können gut etwas Moderneres tragen. Irgendeinen von diesen Schnitten da.« Mit diesen Worten reichte sie Dominique eine Zeitschrift mit Fotos von Kylie Minogue, Bananarama und The Bangles. Dominique betrachtete sie mit einiger Skepsis.
    »Vielleicht nicht ganz so … übertrieben«, sagte sie schließlich, während sie sich die Frisuren anschaute. »Und nicht zu nuttig.«
    Die Stylistin seufzte. Es machte ihr Spaß, ihren Kundinnen die trendigsten Frisuren zu verpassen, doch sie wusste jetzt schon, dass das Mädchen vor ihr für einige ihrer bevorzugten Schnitte ein wenig zu konservativ war. Also gut, sagte sie zu Dominique, sie werde ihr eine Frisur machen, die weniger schrill als die von Cyndi Lauper sei, und sie werde sich alle Mühe geben, dass sie trotzdem gut damit aussehen würde.
    »Sie sollten sich auch Kontaktlinsen zulegen«, riet sie ihrer Kundin. »Dann könnten die Leute Ihre Augen sehen. Sie haben hübsche Augen.«
    Noch nie hatte ihr jemand gesagt, dass sie hübsche Augen habe. Der Gedanke, ein Merkmal zu haben, das andere Leute hübsch finden könnten, kam unvermutet und freute sie. Sie konnte sich keine Kontaktlinsen leisten, aber immerhin gönnte sie sich eine neue Fassung für ihre Brille – groß, weiß, rechteckig. Die Schönheit ihrer Augen blieb dadurch zwar weiterhin relativ verborgen, doch dafür war die Brille sehr modisch und ein echter Hingucker. Dominique legte sich außerdem noch türkisblauen Lidschatten, einen dunkelroten Lippenstift und hochhackige Schuhe zu. (Jahre später, nachdem sie ihren persönlichen Stil gefunden hatte und wusste, was ihr stand und was nicht, schauderte sie bei dem Gedanken, wie stolz sie auf ihre ersten grellfarbigen Schminkutensilien, ihre übergroße Brille und die alberne Frisur gewesen war.)
    Die Arbeit in

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