Bis das Glück mich findet
soll. Wissen Sie was«, sagte er dann, an Dominique gewandt, »ich nehme gleich zwei Glas Milch.«
Kirsten schaute verwirrt von dem einen zum anderen und runzelte die Stirn.
»Sind Sie sicher?«, fragte Dominique.
Er nickte bestätigend.
»Kommt sofort«, sagte Kirsten rasch, da Dominique zögerte.
Als Dominique mit einem Glas Milch in jeder Hand an den Tisch zurückkam, entschuldigte er sich wegen des kleinen Ärgernisses, das sie mit ihrer Vorgesetzten gehabt hatte.
»Tut mir leid, Domino«, sagte er.
»Was haben Sie da eben gesagt?« Sie war völlig perplex.
»Domino«, wiederholte er grinsend. »Das ist mir eingefallen, als Sie eben wieder an meinen Tisch kamen, ganz in Schwarz, mit ihrer weißen Brille und den Gläsern mit der Milch. Wie ein kleiner Domino. Domino ist ein schönes Spiel. Um es gut zu spielen, braucht man Glück und Voraussicht und die Bereitschaft, etwas zu wagen.«
»Das ist geradezu unheimlich.« Langsam stellte sie die beiden Gläser vor ihn auf den Tisch.
»Ach woher. Dieses Spiel gibt’s schon ewig«, erwiderte er.
»Nein, das meine ich nicht. Ich meine – wie Sie mich eben genannt haben. Das ist … das ist fast mein Name.«
»Tatsächlich?«
Sie nickte. »Ich heiße Dominique.«
»Ich bevorzuge Domino«, erwiderte er. »Das passt besser zu Ihnen.«
»Warum?«, wollte sie wissen.
»Oh, weil ich denke, dass Sie jemand sind, der bereit ist, auch mal etwas zu wagen.«
»Kommt ganz darauf an, wie gewagt es ist«, erwiderte sie.
Er lachte.
»Wie heißen Sie denn?«, fragte sie.
»Brendan«, antwortete er.
»Das ist ja nicht gerade ein gewagter Name«, witzelte sie und ging dann wieder, um seinen Burger und die Pommes zu holen.
Sie hatte eigentlich erwartet, dass sie ihr Geplänkel fortsetzen würden, doch als sie zurückkam, hatte er seine Zeitung aufgeschlagen und sich in den Sportteil vertieft. Er hob nur kurz den Kopf, um ihr zu danken, fing jedoch kein neues Gespräch an. Irgendwie war sie enttäuscht. Aber eine Weile später, als er das Restaurant verließ, winkte er ihr zum Abschied zu und sagte: »Bis demnächst, Domino«, doch weil sie in dem Moment gerade damit beschäftigt war, eine neue Bestellung aufzunehmen, konnte sie ihm nicht einmal antworten.
Kapitel 2
B rendan kam immer freitags, und jedes Mal setzte er sich an einen ihrer Tische. Nie bestellte er etwas anderes als den Champignon-Burger, verkohlt, selbst im Dezember, als sie ihn dazu überreden wollte, den Weihnachts-Spezial-Burger mit Truthahn und Preiselbeeren zu probieren. Auf ihren Vorschlag hin hatte er sie geradezu schockiert angesehen und gemeint, er sei sehr zufrieden mit seinem Champignon-Burger und sie brauche sich in Zukunft nicht mehr die Mühe zu machen, ihm irgendetwas anderes vorzuschlagen. Jedoch gefiele es ihm, dass die Kellnerinnen im American Burger in der Weihnachtszeit Nikolausmützen trügen. Ihr stehe diese Mütze besonders gut, fügte er hinzu, und sie sei das hübscheste Mädchen in dem ganzen Lokal, woraufhin sie bis in die Wurzeln ihrer frisch gestylten Haare errötete.
»Ich habe etwas für Sie«, sagte Brendan am letzten Freitag vor Weihnachten, als sie ihm die Rechnung brachte.
Sie schaute ihn verdutzt an, als er ein kleines, hübsch in Geschenkpapier verpacktes Schächtelchen auf den Tisch legte.
»Na los«, ermunterte er sie. »Packen Sie es ruhig aus.«
»Wirklich?«
»Aber sicher.«
Rasch schweifte ihr Blick durch das Lokal, doch niemand schaute zu ihnen her. Also nahm sie die Schachtel, riss die Goldfolie auf und hob den Deckel an. Dominique fiel aus allen Wolken, denn darin lag eine zierliche Korallenkette.
»Fröhliche Weihnachten, Domino«, sagte er.
»Ich kann das nicht annehmen.« Voll Bedauern und etwas befremdet schaute sie ihn an. »Das ist … na ja … ich darf das nicht.«
»Und wieso nicht?«
Dominique war ganz durcheinander.
»Ich habe die Kette extra für Sie gekauft«, fuhr er fort. »Es hat also gar keinen Sinn, sie nicht anzunehmen.«
»Sie ist wirklich wunderschön«, erwiderte sie. »Aber ich fürchte, dass es mir nicht erlaubt ist, Geschenke von Gästen anzunehmen.«
»Ich verstehe nicht, wieso das ein Problem sein soll«, erwiderte er. »Meinen Sie, es wäre für Sie einfacher, ein Geschenk von jemandem anzunehmen, mit dem Sie privat verabredet sind?«
»So etwas wäre kein Problem – oh!« Sie riss erschrocken die Augen auf, aber er lachte.
»Um welche Zeit machen Sie hier Schluss?«
»Heute wird es bestimmt nicht vor zehn Uhr
Weitere Kostenlose Bücher