Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
Vom Netzwerk:
wusste, dass er ein Stammgast war, auch wenn er bisher noch nie an einem ihrer Tische Platz genommen hatte, und so schenkte sie ihm dieses strahlende Lächeln, bei dem sich ihre Grübchen zeigten und das im Übrigen mehr für ihr Aussehen tat, als es die neue Frisur und das dramatische Augen-Make-up vermocht hätten.
    »Champignon-Burger, gut durchgebraten«, sagte er mit dem weichen Akzent der Grafschaft Cork. »Und damit meine ich wirklich gut durch, nicht nur angesengt. Geradezu verkohlt.«
    »Ein Champignon-Burger. Verkohlt«, wiederholte Dominique.
    »Dazu eine Extraportion Pommes und ein Glas Milch.«
    Ihre Hand mit dem Stift verharrte unschlüssig über ihrem Notizblock. »Milch?«
    »Ja, Milch. Das weiße Zeug von der Kuh.«
    »Ach du meine Güte, gut, dass Sie mir das gesagt haben. Ich hätte sonst nicht gewusst, wovon Sie reden.« Sie lächelte ihn weiter an, ohne sich im Geringsten durch ihn eingeschüchtert zu fühlen, wie das bisweilen bei anderen Kunden der Fall war, denn er hatte ein offenes, freundliches Gesicht. Außerdem war er vom Land, und es wusste schließlich jeder, dass die Dubliner jedem Iren, der nicht in der Hauptstadt lebte, haushoch überlegen waren. »Ich fand einfach, dass Sie nicht der Typ sind, der Milch trinkt, das ist alles.«
    »Oh.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaute sie an. »Und welcher Typ bin ich dann Ihrer Meinung nach?«
    Sie musterte ihn nachdenklich. Obwohl er saß, sah sie sofort, dass er von großer, kräftiger Statur war. Wahrscheinlich Ende zwanzig, schätzte sie, also ein gutes Stück älter als sie. Hochgewachsen und breitschultrig. Ein markantes Gesicht, leicht wettergegerbt. Hellbraunes gelocktes, gegeltes Haar. Tiefblaue Augen. Die sie nun genauso aufmerksam betrachteten wie sie ihn.
    »Rugbyspieler«, sagte sie schließlich. »Biertrinker.«
    »Rugby!« Er schnaubte verächtlich. »Das ist doch ein Spiel für Weicheier! Für einen richtigen Kerl kommt nur Gaelic Football infrage.«
    Sein Akzent war noch ein bisschen deutlicher geworden, und Dominique musste sich beherrschen, um nicht zu grinsen.
    »Und zum Trinken kommt nur Milch infrage?«, erwiderte sie keck. »Vorzugsweise von der eigenen Kuh?«
    Einen kurzen Moment lang schaute er sie verblüfft an, dann brach er in schallendes Gelächter aus, sodass die Gäste an den Tischen um sie herum die Köpfe in ihre Richtung drehten.
    »Während der Arbeit, ja«, erwiderte er. »Ich trinke gern Milch. Aber ich habe keine eigene Kuh. Zumindest nicht hier in Dublin.«
    »Wo arbeiten Sie denn?« Sie wusste, sie sollte sich beeilen und endlich seine Bestellung aufnehmen – im Restaurant herrschte reger Betrieb, und alle ihre Tische waren besetzt –, aber sie genoss dieses kleine Geplänkel mit ihm.
    »Auf der Baustelle auf der anderen Seite von St. Stephen’s Green«, erzählte er ihr.
    Sie nickte bestätigend. Ein neues Bürogebäude wurde dort gerade errichtet. Wie sie in der Zeitung gelesen hatte, ging es mit der Wirtschaft endlich bergauf, sodass in der Hauptstadt allmählich ein echter Mangel an Büroräumen herrschen würde. Dominique konnte dieser Prognose jedoch nicht so recht Glauben schenken, denn sie selbst hatte noch immer kein besseres Stellenangebot bekommen, aber natürlich hoffte sie, dass sie stimmte.
    »Aha, einer, der Mörtelkübel schleppt.«
    »Mein Gott, Mädchen, Sie wissen wirklich, wie man einen Kerl niedermacht. Das hört sich ja an, als wäre ich eine totale Niete. Zugegeben, ich arbeite auf einer Baustelle. Aber sobald ich mit diesem Job fertig bin, mache ich mich selbstständig und gründe mein eigenes Baugeschäft.«
    »Ach, wirklich?« Sie schaute ihn erstaunt an.
    »Garantiert«, erwiderte er. »Das ist das einzig Wahre, wenn man es zu etwas bringen will im Leben. Die Wirtschaft in diesem Land wird bald boomen, und wenn man einen eigenen Betrieb hat, kann man richtig viel Kohle machen.«
    »Was wollen Sie denn bauen?«
    »Wohnhäuser«, antwortete er. »Jede Menge Wohnhäuser. Und ich werde mich dabei dumm und dämlich verdienen.«
    Sie lachte. »Ich hoffe, Sie finden auch die entsprechenden Käufer dafür.«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, erwiderte er zuversichtlich.
    »Alles in Ordnung?« Kirsten Jacobs, ihre Vorgesetzte, näherte sich ihrem Tisch und musterte Dominique mit einer gewissen Verärgerung.
    »Aber sicher«, erwiderte der Gast. »Ihre Bedienung kann nichts dafür, ich habe sie aufgehalten. Ich war mir unschlüssig, welches Getränk ich nehmen

Weitere Kostenlose Bücher