Bis das Glück mich findet
Tatsache, dass Brendan neun Jahre älter war als sie, gab ihr zudem ein Gefühl der Überlegenheit den anderen Mädchen ihres Alters gegenüber. Sie traf sich nun zwar eher selten mit den Freundinnen aus ihrer alten Clique, doch sie hatte den Eindruck, Cara und die beiden Nikkis eindeutig überholt zu haben, deren Freunde im Grunde noch dumme Jungen waren. Sie hingegen hatte einen richtigen Mann. Nicht einmal Emma Walsh, die mit diesem Pete Ferriter aus der gleichen Straße etwas angefangen hatte, konnte ihr nunmehr das Wasser reichen. Sie, Domino, war Brendans Freundin und viel erwachsener und reifer als alle anderen.
Jedes Mal wenn sie mit ihm ausging, verliebte sie sich ein klein wenig mehr in ihn. Er war liebenswürdig und aufmerksam und versuchte nicht, sie ins Bett zu kriegen oder andere Dinge mit ihr zu tun, die sie, würde man ihrer Mutter glauben, ohne Umweg in die Hölle bringen würden. Doch Dominique machte sich nichts vor. Sie wusste genau, dass die Art Gefühle, die sie für ihn hegte, ziemlich sündhaft waren. Sie wollte Sex mit ihm haben. Sie war sich nur nicht sicher, wie oft sie mit ihm ausgehen musste, ehe es angemessen erschien.
»Wann werden wir denn deinen neuen Freund endlich kennenlernen?«, fragte Evelyn eines Abends, als Dominique gerade auf dem Sprung war, um sich mit Brendan zu treffen. Sie hatte für den Abend ihr glattes Haar rigoros in Locken gelegt und anschließend die ganze Pracht mit einer Unmenge Haarspray fixiert (Emma hatte ihr gezeigt, wie das geht, und Dominique hätte diese ganze Zeit und Mühe für einen anderen Mann als Brendan niemals auf sich genommen).
»Irgendwann«, erwiderte sie beiläufig.
»Ich möchte wissen, wie er ist.«
»Er ist sehr nett«, erwiderte Dominique schnippisch, »und mehr brauchst du nicht zu wissen.«
Evelyn schürzte missbilligend die Lippen. Doch noch ehe sie darauf etwas erwidern konnte, war Dominique schon auf und davon und hatte die Haustür hinter sich zugeknallt.
Wenn sie sich ausmalte, wie ihr wunderbarer Freund eines Tages ihre übertrieben strengen Eltern kennenlernen würde, fühlte Dominique sich unwohl. Wenn sie mit Brendan zusammen war, kam sie sich wie eine Erwachsene vor, ohne Frage, aber sie wusste genau, dass ihre Eltern sie in seiner Gegenwart genauso behandeln würden wie immer – wie ein kleines Kind, das noch nicht selbst für sich entscheiden konnte. Immer wieder bot Brendan an, sie zu Hause abzuholen, wenn sie zusammen ausgingen, doch jedes Mal lehnte sie ab mit der Begründung, es sei zu umständlich und sie würde sich lieber in der Stadt mit ihm treffen. Brendan wohnte in der Nähe von Portobello, also ziemlich in der Innenstadt, und die Busverbindung in den Vorort Drimnagh war sehr umständlich. Immer wenn er erklärte, er könne ja jederzeit ein Taxi nehmen, schaute sie ihn nur entsetzt an und meinte, das sei viel zu teuer. Er könne es sich leisten, erwiderte Brendan grinsend, schließlich verdiene er ja ordentlich auf seiner Baustelle, doch Dominique wollte nichts davon wissen und empfahl ihm, sein Geld lieber für das Bauunternehmen zu sparen, von dem er träumte. Bald würde das Bürogebäude fertig und seine Arbeit dort zu Ende sein, und dann bräuchte er jeden Penny.
»Du bist echt klasse«, sagte er jedes Mal, wenn sie so strikt bei ihrer Weigerung blieb. »Ganz ehrlich.« Aber sie machte sich nichts vor, sie kannte das wirkliche Motiv für ihr Verhalten. Sie wusste genau, dass sie ihn in erster Linie von ihren Eltern fernhalten wollte, weil sie befürchtete, dass er an dem Tag, an dem er die beiden kennenlernte, und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass alle Mädchen irgendwann mal so werden wie ihre Mütter, zu dem Schluss kommen könnte, dass es ratsam wäre, sich schleunigst aus dem Staub zu machen; nach dem Motto: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und sie war doch so sehr in ihn verliebt, dass die Vorstellung, ihn zu verlieren, sie mit blankem Entsetzen erfüllte.
Aber an dem Abend, an dem sie zu einer Party anlässlich eines einundzwanzigsten Geburtstages eingeladen waren (es war ihre sechste Verabredung), bestand Brendan darauf, sie abzuholen. Schließlich finde die Party in Clondalkin statt, beharrte er, da könne er gleich bei ihr zu Hause vorbeifahren, weil es ja praktisch auf dem Weg liege. Dominique willigte widerstrebend ein und war schon eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit fertig, sodass sie die Haustür öffnen und aus dem Haus sein konnte, ehe ihre Eltern
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