Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
in der Mitte habe ich dazu gesungen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich eine Begabung für Musik habe. Dann habe ich angefangen, hart zu üben. Zwei Jahre lang. Jeden Tag sechs Stunden. Dann bin ich zum Konservatorium gegangen, habe vier Jahre Musik studiert und in vielen Bands gespielt.“
Richard entwickelte eine Vorliebe für Heavy Metal. Besonders die australischen Rock-Urgesteine von AC/DC wurden seine Helden, und er hängte sich als Teenager natürlich auch Poster von ihnen an die Wand. Sein Stiefvater allerdings konnte mit derartiger Musik offensichtlich wenig anfangen und mit den Vorlieben und Bedürfnissen seines Stiefsohnes ebenfalls nicht: Er zerriss ein Poster der geliebten Band in viele Einzelteile. Richard verbrachte daraufhin die Nacht wütend und traurig damit, die Fetzen wieder zu einem Ganzen zusammenzukleben – ein Unterfangen, was nicht nur zeigte, wie wenig nahe er seinem Stiefvater stand, sondern auch, wie sehr er bereits mit seiner Musik verbunden war.
Er verspürte auch keine große Lust, irgendeinen anderen Beruf auszuüben als den des Musikers. Deshalb strengte er sich nicht besonders an, in einem anderen Bereich Karriere zu machen. Seinen ersten Job hatte er als Kassierer in einem Getränkemarkt. Und er verdiente sich als Putzhilfe bei einer älteren Frau etwas Geld dazu. Danach absolvierte er eine Lehre als Koch, hatte aber wenig Interesse daran, den Beruf tatsächlich auszuüben.
Statt zum Kochlöffel wollte Richard lieber zur Gitarre greifen, und zu der kam er mit 16 Jahren bei einem Besuch mit Freunden in der damaligen Tschechoslowakei. Dort erwarb er eine Gitarre, mit der er ein wenig Geld verdienen wollte, indem er sie in der damaligen DDR wieder zum Verkauf anbot. An einem Abend saß er zusammen mit seinen Freunden am Lagerfeuer, als ihn ein Mädchen fragte, ob er nicht mal etwas spielen wolle. Richard wehrte ab, aber schließlich zupfte er, so gut es ging, die Saiten, und die junge Dame war begeistert. Das gefiel wiederum Richard, der daraufhin beschloss, es weiterhin mit der Gitarre zu versuchen.
Er verkaufte seine Gitarre jedenfalls nicht, sondern spielte auf ihr, was ihm immer mehr Spaß bereitete. Aber Richard wollte ein besseres Instrument und hatte eine riskante Idee. Er tauschte 15.000 Ostmark gegen 1200 Westmark und sprach einen Mann in einem Café an, den er nie zuvor gesehen hatte. Richard bat ihn darum, ihm für das Geld eine edle E-Gitarre vom Typ Fender Stratocaster oder ein ähnlich hochwertiges Instrument aus dem Westen zu beschaffen. Der Mann willigte ein, und Richard wusste nicht, ob er sein Versprechen halten würde.
Er wartete zwei Monate und resignierte mehr und mehr. Er dachte, dass er weder sein Geld, geschweige denn die Gitarre wiedersehen würde – aber er täuschte sich:Ausgerechnet zu Weihnachten bekam er seine Stratocaster und war glücklich. Er probierte sie aus und stellte fest, dass sie kein Zauberinstrument war, sondern eine Gitarre, die man spielte wie jede andere auch. Richard beschäftigte sich weiter damit und baute seine Fähigkeiten auf dem Instrument aus, bis ihm auf einer Musikmesse in Frankfurt das Modell „ESP 901“ ins Auge und später in die Hände fiel. Diese Gitarre spielt er bis heute – und seitdem nur noch Modelle der „ESP Guitar Company“, die auch Bandkollege Paul Landers bevorzugt. Im Herbst 2005 brachte „ESP“ eine Signatur-Gitarre von Richard heraus: das Modell „RZK-1“.
Das Spielen auf der Gitarre probierte Richard seit Mitte der 1980er Jahre in mehreren Bands aus: bei Die Firma, First Arsch, Das elegante Chaos, Das Auge Gottes und schließlich mit seiner ersten eigenen Band Orgasm Death Gimmick. Immer wieder wurden Richard die künstlerischen Horizonte zu klein, und immer wieder verließ er die Bands, in denen er spielte, weil er mit ihnen nicht weiterkam. Bei Rammstein hat er diesen Mechanismus offenbar erkannt. Denn er spürte nach dem Album „Mutter“, dass er Ideen hat, die er mit seinen Bandkollegen im Rahmen dieser Formation nicht verwirklichen konnte. Richard wollte diese Vorstellungen aber unbedingt realisieren, allerdings dafür nicht seinen großen Einfluss, den er auf die Band besitzt, ausnutzen. Das hätte zu einer Zerreißprobe geführt. Also musste eine Ableitung für die kreative Energie her. Er initiierte dafür das Nebenprojekt Emigrate und wollte ein Album unter diesem Namen einspielen. Darauf würde erstmalig ein Rammstein-Mitglied in englischer Sprache singen.
Schon 2002 begann
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