Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Richard, Lieder dafür zu schreiben, die das erste Solo-Werk eines Rammstein-Mitglieds ausmachen würden. Er spielte die Songsammlung als Konzeptalbum ein, auf dem er Aufbruch und Ankommen thematisiert, etwa in seiner musikalischen Liebeserklärung an die Stadt, in der er seit seiner Hochzeit mit Caron Bernstein lebte: „New York City“. Dem roten Faden der Stücke entsprechend nannte er das Album „Emigrate“, das übersetzt „Auswandern“ bedeutet. Er kam auf dieses Thema, als sich herausstellte, dass Richard die Songs für „Emigrate“ am liebsten in seiner neuen Heimat New York verfasste, während Rammstein-Musik weiterhin in Berlin entstand – was kein Zufall war.
Denn für den Gitarristen war das Umsiedeln nach New York nicht nur der Neuanfang mit Caron, sondern es war auch eine Flucht aus Berlin, wie er im Gespräch mit der Zeitschrift
melodie & rhythmus
, Ausgabe 09/2007 erklärte. Dort sagte er, dass er in der Bundesmetropole den Eindruck hatte, sie sei die Drogenhauptstadt Deutschlands, in der eine für ihn unterträgliche zerstörerische Atmosphäre herrschte. Die wollte und konnte er nicht mehr hinnehmen. Außerdem hatte er das Gefühl, in Deutschland in eine künstlerische Sackgasse geraten zu sein. Er hatte alles erreicht, was man als Musiker erreichen kann: Nummer-eins-Alben, ausverkaufte Konzertsäle, ein über Jahre hinweg treues Publikum. Woher sollten neue Motivationen, neue Ideen kommen? Vielleicht war das in einem anderen Land möglich, sodass der Weggangin die USA für ihn eine willkommene Gelegenheit war, sich nicht nur vom düsteren Berlin, sondern gleichfalls aus dem kreativen Stau zu befreien.
Also ging er nach New York und lebte dort auch nach seiner Scheidung von Caron in einem Feuerwehrhaus, das für ihn zu seinem neuen Hauptwohnsitz wurde. Wie er
melodie & rhythmus
weiter anvertraute, fühlte er sich in New York wohler als in Berlin, vor allem, weil er viel mehr Lebendigkeit spürte als in der deutschen Hauptstadt. Symbolisch an der Sache ist für Richard beispielsweise ein Erlebnis, das er in seinem Fitnesszentrum hatte, in dem er regelmäßig wegen eines Rückenleidens trainieren muss.
Dort steigt einem der Geruch vom Schweiß der Anstrengungen und dem Eisen der Geräte dermaßen intensiv in die Nase, dass die gesamte Anlage extrem ernüchternd und klar wirkt und auf keinen Fall an irgendwelche High-Society-Sportzentren erinnert, die man in New York vielleicht eher erwarten würde. Gleich nebenan existiert jedoch ein Luxus-Fitnesszentrum, und Richard dachte schon daran, dort bestimmt Rock-Legende David Bowie anzutreffen, der ein paar Straßen weiter von ihm wohnte. Er entschied sich jedoch, weiter in seiner muffelnden Sporthütte zu bleiben. Eines Tages absolvierte er wieder einmal seine üblichen Übungen, sah beiläufig zur Seite – und entdeckte David Bowie neben sich, der genau dieselben Bewegungsfolgen trainierte. Solche Erlebnisse machen New York für Richard unglaublich attraktiv, wie er in
melodie & rhythmus
, Ausgabe 09/2007, verdeutlichte.
Doch er musste, als er umgezogen war, erst einmal ganz von vorn anfangen, auch was die Sprache anging, denn in der DDR lernte er – wie alle Rammstein-Musiker – als Schüler so gut wie kein Englisch. Aber in seiner Not halfen ihm die New Yorker, speziell die Taxifahrer, die am meisten Geduld mit ihm hatten, weil etliche selbst der Sprache nicht besonders mächtig sind. Dadurch beherrscht Richard die Sprache mittlerweile recht gut, sodass er Interviews mit englischsprachigen Medien für Rammstein übernimmt.
Allerdings geht seine Sprachkompetenz nicht so weit, dass er sich englische Texte zu schreiben zutrauen würde. Für die Übersetzung der deutschen Songtexte und Ideen des „Emigrate“-Albums ins Englische engagierte er sich einige Muttersprachler. Dafür ist der Rammstein-Musiker zu sehr Profi und Perfektionist, der möglichst hundertprozentig erstklassige Qualitätsarbeit abliefern möchte.
Aus exakt demselben Grund ließ er sich von gestandenen, hochkarätigen Musikern bei den Aufnahmen zum „Emigrate“-Debüt helfen: Henka Johansson, ein Mitglied von Clawfinger, setzte sich ans Schlagzeug. Den Bass zupfte Arnaud Giroux aus der Rockband des Franzosen Axel Bauer, und an der Gitarre kam Olsen Involtini hinzu, der schon als Produzent und Remixer mit Seeed, den Lemonbabies und Rammstein gearbeitet hat – darüber hinaus spielte Richard Kruspe alle Instrumente in Eigenregie.
Darunter war natürlich die Gitarre,
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