Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Mecklenburg-Vorpommern liegt, auf. Er hat eine sechs Jahre jüngere Schwester.
Seine Mutter, Brigitte Lindemann, die sich kurz Gitte nennt und 1939 geboren wurde, arbeitete als Redakteurin bei verschiedenen Rundfunkprogrammen wie dem „Sender Neubrandenburg“ und der „Ferienwelle Rostock“. Sie war Mitveranstalterin der „Schweriner Kulturtage“ und als Leiterin der NDR 1-Kulturredaktion von „Radio Mecklenburg-Vorpommern“ in Schwerin von 1992 bis 2002 tätig. Danach hörte sie auf zu arbeiten. Neben ihrer offiziellen Tätigkeit schrieb sie zusammen mit WernerLindemann, Tills Vater, noch zu DDR-Zeiten anno 1989 „Petermännchens Ausguck“, ein Lesebuch zur Geschichte und Kultur Mecklenburgs.
Tills Vater Werner Lindemann, Jahrgang 1926, war studierter Naturwissenschaftler, der sich beruflich in viele Richtungen orientierte: Er war Landarbeiter, Lehrer an einer landwirtschaftlichen Berufsschule, Dozent und Referent. Vor allem aber wurde er als Lyriker und Autor von Kinderbüchern wie „Der tapfere kleine Fisch“ dermaßen bekannt, dass man sogar eine Grundschule in Rostock nach ihm benannte.
Näherte sich Werner Lindemann in seinen Büchern den Kindern sanft an, hatte er zu seinem Sohn ein problematisches Verhältnis, das er in dem Buch „Mike Oldfield im Schaukelstuhl. Notizen eines Vaters“ 1988 verarbeitete. Till kam darin nicht besonders gut weg, denn sein Vater sprach ihm, wie er schrieb, „besondere geistige Neigungen“ ab. Werner Lindemann legte eine unsägliche Strenge an den Tag. Till musste mit seinem Vater bis 1975, als Till zwölf war, auskommen, denn in diesem Jahr ließen sich seine Eltern scheiden, und seine Mutter heiratete einen Amerikaner.
Nicht nur in dieser Phase, sondern während seiner gesamten Kindheit und Jugend war Till in sich gekehrt und still. Er interessierte sich nicht besonders für die Schule, was sich auch nicht änderte, als er 1977 in ein Internat gesteckt wurde, auf dem er bis 1980 blieb. Viel lieber und wann immer es ging, hielt sich Till am und im Wasser auf, um zu angeln und zu schwimmen.
Das Wasser wurde sein Element und Till zu einem hoffnungsvollen Schwimmtalent beim SC Empor Rostock, einer Sportschule, in die er 1974 mit elf Jahren eintrat – allerdings nicht mit großem Vergnügen. Dennoch zeichnete sich eine richtiggehende Sportlerkarriere ab, denn Till schwamm sich zwischen 1976 und 1978 bis zum Junioren-Vizeeuropameister im 1500-Meter-Freistil.
Während einer Reise zur Jugendeuropameisterschaft nach Florenz im Jahre 1978 erlaubte sich der zukünftige Rammstein-Sänger allerdings einen folgenschweren Fauxpas. Er schlich sich in der Nacht mit ein paar anderen Jungs über die Feuertreppe aus der Herberge der DDR-Nachwuchsathleten, um sich in Sexshops umzusehen. Wie die Zeitung
Die Welt
am 28. 09. 2004 berichtete, soll er sich auf dieser Tour mit einer Rocker-Gang angelegt und dabei einen Muskel in der Bauchgegend verletzt haben.
Till erzählte im Internet-Entertainment-Magazin
www.kino.de
vom 27. 01. 2006 über seinen damaligen nächtlichen Ausflug: „Für mich als Junge aus dem Osten war es wie ein Traum, Pornohefte zu sehen, weil sie bei uns verboten waren. Die Trainer waren darüber aber alles andere als begeistert.“ Sie erwischten die jungen Schwimmer auf frischer Tat – und Till flog aus der Nationalmannschaft. Damit war auch der Traum von der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Jahre 1980 in Moskau ausgeträumt und die Schwimmerkarriere jäh beendet.
Till war frustriert und suchte sich Anfang der 1980er Jahre einen Broterwerb. Seinen ersten Job hatte er als Torfstecher, er wurde aber bereits nach drei Tagen entlassen. Er begann eine Lehre als Bautischler, und alles sprach dafür, dass er beim Handwerk blieb. Till arbeitete danach als Zimmermann, als Stellmacher und Galerietechniker. Er arbeitete kontinuierlich, obwohl er 1981 zum Militärdienst bei der Nationalen Volksarmee der DDR einberufen wurde, den er allerdings verweigerte. Für diese Entscheidung kam er beinahe ins Gefängnis.
Till erweiterte seine handwerklichen Fähigkeiten und die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, als sein Stiefvater ihm zusätzlich einen Job als Korbflechter verschaffte. Er zog von zu Hause aus und kaufte sich die Hälfte einer Schilfkate, die malerisch in der Stille eines Vogelschutzgebietes im Norden des Schweriner Sees lag. Dort richtete er sich eine Werkstatt ein und erledigte seine Aufträge. Der Rest des Hauses gehörte einer alten Dame, die ebenfalls
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