Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Till Lindemann zu Besuch war, an dessen Drums.
Die Musik beschäftigte Paul zwar sehr, aber er schlug nach der Schule erst einmal den üblichen bürgerlichen Lebensweg ein und begann eine Lehre als Funk- und Fernmeldemechaniker. Auf die Idee kam er durch einen Freund, der in demselben Haus wie Paul wohnte, und diese Ausbildung absolvierte.
Der spätere Rammstein-Musiker durchlief die Ausbildung, allerdings mit Mühe und Not, denn bereits in der Anfangsphase der Lehre kam seiner Laufbahn in der Telekommunikationsbranche der Punk in Form der Bands Die Firma und schließlich Feeling B in die Quere, bei denen er als 18-Jähriger einstieg.
Die Arbeit als Musiker in diesen beiden – und nebenbei noch vielen weiteren – Bands nahm immer mehr Zeit in Anspruch und füllte Pauls Leben schließlich völlig aus. Er ließ sich von der Musik durch nichts abbringen, selbst nicht durch die drohende Einberufung zur Nationalen Volksarmee gerade in dem Jahr, in dem der spätere Rammstein-Musiker bei Feeling B eingestiegen war.
Paul entging dem Militärdienst durch eine Bescheinigung seiner Musikschule, die besagte, dass er dort erst in sechs Jahren seinen Abschluss machen würde. Er wurde tatsächlich zunächst für diesen Zeitraum zurückgestellt – allerdings bekam Paul dann doch wieder Termine für Voruntersuchungen, denen er zweimal durch Krankschreibungen entging. Danach zog dieser Trick nicht mehr, und die Polizei suchte nach ihm. Dabei hatte er Glück, dass es bei ihm nur um das Umgehen der Voruntersuchung und nicht gleich um die eigentliche Einberufung ging, denn in diesem Fall wäre nach ihm regelrecht landesweit gefahndet worden.
Wie auch immer, es drohte der Zugriff der Polizei. Um dem zu entgehen, tauchte Paul unter. Offiziell meldete er, dass er als Untermieter bei einer Dame wohnte – was aber nicht stimmte. Die Anschrift dort war lediglich als Briefkastenadresse gedacht. Tatsächlich war Paul in der Invalidenstraße in Ostberlin in eine leer stehende Wohnung gezogen, in der er unbehelligt leben konnte. Bis zum Untergang des sozialistischen Zwangssystems hielt Paul die DDR-Behörden auf diese Weise zum Narren und hatte danach nichts mehr von ihnen zu befürchten.
Neben diesen Ausweichmanövern vor Polizei und Armee war Paul seit seinem Einstieg in die Rock-Welt zu Anfang weiterhin gezwungen, Geld außerhalb des Musikbusiness zu verdienen, denn mit seinen Bands gelang es erst nach und nach, etwas größere Summen einzunehmen. Hinzu kam, dass er, um nicht als asozial zu gelten und deswegen inhaftiert zu werden, eine Arbeitsstelle nachweisen musste. Außerdem wollte Paul offiziell als Amateurmusiker anerkannt sein. Und auch das funktionierte nur, wenn er regulär arbeitete. Also nahm Paul mit 19 Jahren in einer Bibliothek im Berliner Bezirk Treptow einen Job als Heizer an, was ihm sehr entgegenkam, denn er liest leidenschaftlich gern und durfte sich immer Bücher mitnehmen, welche die Bibliothek nicht mehr brauchte.
Durch diesen Job und das parallele Spielen bei Feeling B und Die Firma war Paul reichlich beschäftigt. Damit die Auslastung nicht zur Überlastung wurde, machte er gern Urlaub auf der kleinen Ostseeinsel Hiddensee – die damals wie heute bei allen Rammstein-Musikern als Erholungszuflucht außerordentlich beliebt ist. Als Paul mit 20 Jahren dort wieder mal Seeluft schnupperte, verliebte er sich in Nikki Landers, eine junge Dame aus Leipzig. Die beiden beschlossen, dass sie in Ostberlin am Prenzlauer Berg zusammenleben wollten.
Paul zog von zu Hause aus und änderte sofort seinen eigentlichen Namen Heiko Hiersche, der ihm absolut nicht gefiel. Zunächst setzte er vor Heiko den Vornamen Paul, dann ließ er Heiko ganz weg, sodass er sich ab sofort Paul Hiersche nannte. Nachdem er Nikki Landers schließlich geheiratet hatte, übernahm er deren Nachnamen. Er nannte sich nur noch Paul mit Vornamen, obwohl er an den Namensgeberkeine besonders gute Erinnerung hat, wie er im Heavy-Rock-Magazin
Break Out
in der Ausgabe 06/98 berichtete: „Paul, mein Name. Den hat mir meine Mutter gegeben, weil mein Onkel auch Paul heißt, und er war Schädlingsbekämpfer im Osten. Lustigerweise war da, wo die gewohnt haben, eine Raupenplage in den Eichen. Immer, wenn ich dort spazieren war, habe ich juckende Pickel bekommen, die dann mit einer kalten Salbe in Mehl aufgelöst wurden, die mir auf dem ganzen Körper verteilt wurde. Deshalb bin ich ungern zu Onkel Paul gefahren.“
Nach der Entscheidung für den Namen Paul
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