Bis dass der Tod euch scheidet
hatte ein Handtuch um die Hüften gewickelt, legte es nicht ab. Zu groß war die Angst vor Keimen oder Schweiß von fremden Personen. Doch ebenso genoss er, dass augenblicklich sein Körper zu Schwitzen anfing, seine Poren sich öffneten und seine Haut sich selbst reinigte. Die Blessuren in seinem Gesicht waren weitgehend verschwunden, und er wollte sich auch gar nicht mehr an diese Schlägerei zurückerinnern.
Eine ganze Weile saß er dort mit geschlossenen Augen, entspannte, dachte voller Vorfreude an das Konzert am Abend – bis sich die Tür des Dampfbades öffnete.
Unzufrieden riskierte Dylan einen Blick auf den Störenfried. Zwischen dem hellen Nebel, der im Dampfbad herrschte, konnte er einen Mann erkennen, der ebenfalls ein Handtuch um die schmalen Hüften geschlungen hatte. Schmale Hüften?
Dylan sah genauer hin und stöhnte dann genervt.
Kein anderer als Thor Fahlstrøm hatte die Sauna betreten und nahm genau gegenüber von ihm Platz.
„Kannst du nicht eine der anderen Kabinen nutzen?“, gab Dylan von sich, ohne vorher gegrüßt zu haben, dabei deutete er zur Tür.
Fahlstrøm, der seine langen Haare zu einem Zopf gebunden hatte, schüttelte den Kopf.
„Ich mag die Dampfsauna am liebsten“, entgegnete er im Hinblick darauf, dass es auch noch eine Finnische Sauna und ein Bio-Sanarium gab.
„Ist mir eigentlich scheißegal, was du magst“, entgegnete Dylan. Er dachte an Tonys Worte und fügte bissig hinzu:
„Ich denke, wir sollten uns in Zukunft aus dem Weg gehen. Da haben wir beide mehr von.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf und verließ den Raum. Nur kurz sah er sich um. Fahlstrøm folgte nicht, sondern blickte ihm nur durch die beschlagene Saunatür hinterher.
Die Lust nach weiteren Saunagängen war Dylan damit vergangen. Er nahm eine kalte Dusche, zog sich seine Badehose an und marschierte gemächlich zum großen Hallenbad, was sich an die Saunalandschaft anschloss. Nachdem er sich an dem Regal mit frischen Handtüchern eingedeckt hatte, suchte er sich eine Liege aus. Auch hier herrschte kein Betrieb.
Nur in den Whirlpools nebenan, sah man ein paar Menschen sitzen.
„Du wirst doch nicht ernsthaft in dieses Blubberbecken gehen, wie ein altes Hausmütterchen?“, erklang wieder diese raue Stimme, die Dylan allmählich auf die Nerven ging.
Er drehte sich dem großen Wasserbecken zu und erblickte darin Thor, wie er auf der Stelle schwamm und ihn munter ansah.
Meine Güte, wie war er da so schnell hineingekommen?
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nervst?“, entgegnete Dylan vom Beckenrand aus.
Thor zog nachdenklich die Stirn zusammen.
„Ehrlich gesagt … nein.“
Dylan schüttelte den Kopf. Missmutig setzte er sich auf eine der Liegen. Unmöglich wollte er das Wasser jetzt noch betreten. Dieser Fahlstrøm würde ihn sicher nur weiter piesacken. Er dachte wieder an Tony. Nein, dieses Mal wollte er sich beherrschen und seinen Manager nicht wieder mit irgendwelchen Eskapaden konfrontieren.
„Was ist?“, schrie Thor. „Bist du etwa wasserscheu?“
„Geht dich einen Scheiß an!“, brüllte Dylan. Stur sah er aus dem großen Glasfenster. Vielleicht sollte er sich einfach in den Außenpool begeben? Dort war es gewiss kühler, aber mit Sicherheit auch ruhiger.
„Perk, du bist eine Lusche, sagte ich das schon?“ Thors eindringliche Stimme drang durch die Halle.
Dylan schloss die Augen. Reiß dich zusammen ! , hämmerte es in seinem Hirn. Nicht wieder ausflippen, nicht schon wieder!
„Kleines Wettschwimmen, okay? – Wenn du gewinnst, gebe ich dir ein Bier aus!“ Thor gab nicht nach. Er war jetzt am Beckenrand angekommen und stachelte Dylan weiter an.
„Oder schwimmst du, wie du aussiehst? Wie eine kleine, magere Makrele?“
Dylan sah sich um. Inzwischen konnte er kaum noch an sich halten. Er sah, wie die Menschen aus dem Whirlpool aufstanden und gemeinsam nach draußen in die Hotelanlage mit dem Freibad gingen.
Nun waren sie alleine ... er und Thor!
Tony würde davon nichts erfahren. Er durfte davon nichts erfahren, auf keinen Fall!
Ein kleines Wettschwimmen, was war schon dabei?
„Du wirst dich noch wundern!“ Dylan stand auf, stellte sich an den Beckenrand.
„Ich sehe zwar nicht so aus, dennoch habe ich …“
Weiter kam er nicht. Er spürte nur noch Thors Hand, wie sie nach ihm griff, seinen Fußknöchel umschlang und ihn komplett ins Wasser zog. Dylan entwich ein erschrockener Schrei, dann versank er im Becken. Selbst unter Wasser vernahm
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