Bis dass der Tod euch scheidet
durchatmen. Doch er war völlig erschöpft und der Schmerz längst nicht fort …
„Mein Bein!“, fluchte er, danach hustete er gequält. „Ich habe einen Krampf, verdammt!“
Thor, der dicht neben ihm am Beckenrand klammerte, reagierte ohne Worte. Er schwang sich aus dem Becken, griff Dylan unter die Arme und zog ihn aus dem Wasser, wo er auf dem nassen Boden zum Liegen kam. Er spürte, wie Thor nach seinem Bein griff.
„Nicht das Rechte, du Idiot, das Linke!“, brüllte Dylan genervt, und schon spürte er Thors Hand an seinem linken Bein. Er streckte es, gab Druck auf den Fuß in Richtung Schienbein.
„Wird’s besser?“
„Es geht …“, entwich es Dylan leise. Er wusste nicht, was ihm mehr zu schaffen machte. Der Schmerz im Bein oder die große Erschöpfung.
„Du solltest mehr Magnesium zu dir nehmen“, sagte Thor.
Magnesium?, durchfuhr es Dylans Gedanken, - Spinner!
Als Thor seine Wade massierte, ließ der Krampf endlich nach. Sein Unterschenkel, der zuvor bretthart gewesen war, entspannte sich wieder.
Und auch seine Atmung wurde ruhiger. Meine Güte, was war das wieder für eine Aufregung gewesen?
Er hob den Kopf ein wenig an und musterte Thor, der weiterhin die Wade knetete.
Thors Zopf hatte sich inzwischen gelöst. Nass hing ihm das lange Haar ins Gesicht und über den nackten Schultern. Seine Brust war nur wenig behaart. Er hatte einen flachen Bauch und sehnige Beine.
„Das reicht!“, rief Dylan aufgebracht. Er zog sein Bein aus Fahlstrøms „Fängen“ und richtete sich auf.
„Ein einfaches Dankeschön hätte gereicht“, erwiderte Thor. Mit einem Handtuch trocknete er sich mit groben Bewegungen ab, dabei spannte sich sein athletischer Oberkörper, der durch die schmalen Hüften besonders zur Geltung kam.
„Ach, entschuldigen soll ich mich noch dafür, dass du mich fast hast absaufen lassen?“
„Kann ich was dafür, dass du nicht den Mumm hast, um einfach zu kapitulieren?“, konterte Thor.
„Das Wettschwimmen war längst noch nicht beendet!“, schrie Dylan erbost. „Ich hätte gewinnen können!“
Thor lachte laut. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht!“
Dylan winkte ab. Wie absurd alles war. „Was rede ich eigentlich noch mit dir?“ Er schüttelte den Kopf und nahm Kurs auf die Dusche.
„Dann ertrink doch das nächste Mal …“, zischte Thor noch, sein Blick war dabei finster geworden, und dieser Gesichtsausdruck produzierte bei Dylan eine regelrechte Gänsehaut.
In einem hoteleigenen Bademantel betrat er sein Zimmer. Es roch dort nach After Shave, das Radio lief im Hintergrund. Tony war im Bad und bereitete sich für den Abend vor.
„Wo warst du so lange? Wir müssen bald los!“, rief er Dylan entgegen. Der schlurfte auf wackeligen Beinen zuerst aufs Bett zu, wo er sich setzte und erneut verschnaufte.
„Ich war schwimmen!“, antwortete er. Sein nächster Griff ging zum Telefon. Er wählte Carols Nummer.
„Ja, ich bin’s, Dylan. Nein, nichts ist passiert … Sag mal, haben wir Magnesium im Reisegepäck? – Ja, ich hatte einen Krampf beim Schwimmen … Im Bein, nichts Schlimmes … Mmh, danke.“ Er legte auf. Seine Hände zitterten noch immer von der ungewöhnlichen Anstrengung, die er hinter sich gebracht hatte.
„Magnesium?“ Tony kam näher. Er hatte jedes Wort mitgehört. „Iss doch einfach mehr Fisch …“
„Musst du dich eigentlich immer in meine Angelegenheiten einmischen?“, fragte Dylan unüberhörbar gereizt.
„Nein, natürlich nicht“ Tony runzelte die Stirn, als er sein Gegenüber näher betrachtete. „Wie siehst du eigentlich aus? Musst du dich vor dem Gig noch so verausgaben?“
„Meine Sache.“ Dylan griff nach den Zigaretten, die auf dem Beistelltisch am Bett lagen. Genüsslich fing er an zu rauchen. Das beruhigte ihn ein wenig.
„Im Übrigen, wo wir gerade beim Thema sind.“ Was Dylan dann von sich gab, kam nicht gerade überraschend. „Ich hätte für die nächsten Konzerte gerne ein Zimmer für mich allein. Es ist zwar immer ganz lustig mit dir, aber ich hätte gerne mehr Privatsphäre.“
Tony atmete tief durch, senkte den Kopf.
„Wenn du meinst …“ Er drehte sich und ging ins Bad zurück.
„Sei nicht sauer, aber irgendwie klappt das nicht mit uns zusammen.“ Er dachte dabei an Angus und Cliff. Die hatten sich früher auch immer das Zimmer zusammen geteilt, wie ein altes Ehepaar, bis Clifford mit Phiola, einer wirklich hübschen Gothic-Lady mit kurzen, schwarzen Haaren und übermäßig vielen
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